In der Escuela Artesana in Llubí das alte Handwerk der Insel neu lernen
Mit den eigenen Händen etwas fertigen: Das tut auch dem Geist gut. Zumal wenn es so zugeht, wie in der beschaulichen Handwerkerschule im Inselinneren
Weben, Häkeln, Korbflechten, mit Leder oder Eisen Kunstobjekte und Alltagsgegenstände herstellen, Holzmöbel restaurieren: All das will gelernt sein. Statt sich allein reinzufuchsen, kann man sich diese Fertigkeiten auch in netter Gesellschaft aneignen, unter Anleitung von Profis in einem der Kurse der Escuela Artesana in Llubí. Die 2018 noch unter anderem Namen gegründete Handwerkerschule in dem beschaulichen Ort im Inselinneren war zunächst nur auf das traditionelle Korbflechten spezialisiert. Weil die „Llatra“-Kurse so viel Anklang fanden, haben die drei Gründerinnen das Kursangebot Ende 2021 erweitert. Seither können Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch mit anderen Materialien arbeiten, etwa Glas, Leder oder Metall. Auch der etwas sperrige Name der einstigen „Escola de l’art de ses madones de sa llata“ wurde damals in „Escuela Artesana“ abgeändert.
Veranstaltungsort: ehemalige Schule
Zumindest ein Teil des Namens – „escuela“ (Schule) – ist, auch was die Räumlichkeiten betrifft, Programm. Die Kurse finden in der einstigen Grundschule des Ortes, der Ca ses Monges, statt. Das Rathaus stellt sie den Gründerinnen – Araceli Iranzo, Antonella Farris und María Adrover – kostenlos zur Verfügung. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Klassenräume, in der oberen Etage zwei weitere. An den Wänden hängen Tafeln. Alle Räume sind lichtdurchflutet, wenngleich nicht besonders gut isoliert. Vor allem von den Klassenräumen im Obergeschoss aus hat man dafür einen herrlichen Blick auf den Ort.
Idylle und Ruhe, die hier herrschen, seien Teil des Konzepts, erzählt uns Iranzo. Bei den Kursen sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer abschalten. Dadurch, dass sie mit den Händen arbeiten, fokussieren sie sich auf Fertigung und Ergebnis statt auf etwaige Probleme und Sorgen. Das steigert auch das Selbstbewusstsein. „Sie sehen, dass sie, obwohl sie es am Anfang vielleicht nicht für möglich gehalten haben, mit etwas Übung tatsächlich einiges erreichen können – ob als Einzelperson oder in der Gruppe“, so die 50-jährige Iranzo.
Internationale Gruppen
In einem Raum im Erdgeschoss, an den auch ein ehemaliger Pausenhof angrenzt, werden am Donnerstag (26.1.) fleißig Körbe und Taschen geflochten. Gekommen sind vier Frauen, darunter die Deutsche Christel Rother und zwei Schwedinnen. Die Gruppengröße variiere stets zwischen vier bis sieben Teilnehmern, so Iranzo, das ermögliche eine optimale Betreuung. Die schätzt auch Christel Rother. „Ich hätte nicht gedacht, dass Korbflechten so kompliziert ist. Mittlerweile weiß ich zwar, wie es geht, es ist aber schön, dass die Kursleiterin Antonella noch einmal drauf schaut“, sagt die 70-Jährige. Da sie Arthrose habe, tue das Flechten ihren Händen gut. „Für mich ist es wie Meditieren“, so die Residentin, die sich ganz bewusst auch unter Einheimische mischen wollte. Der überwiegende Teil aller Kursteilnehmer sind Frauen zwischen 30 und 55 Jahren. Auch Studenten vom Festland oder Incentive-Gruppen kommen.
Kostenpunkt
Die Kurse kosten, je nach verwendetem Material, zwischen 70 und 250 Euro. Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Opfer häuslicher Gewalt wurden oder von sozialer Ausgrenzung bedroht sind, zahlen für die Korbflechtkurse und so manch anderen (bitte nachfragen!) keine Teilnahmegebühr. Dafür kooperiert die Escuela Artesana mit der Fundación IRES und der Fundación Deixalles.
Im Fall des Flechtkurses für Fortgeschrittene ist das Abo-Modell flexibel. Der Kurs findet seit Januar und noch bis zum Sommer donnerstags, jeweils von 9.30 bis 12.30 Uhr, statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich dafür einen bono für vier Kurstage kaufen. Den können sie in dem genannten Zeitraum flexibel nutzen und gegebenenfalls weitere Kurstage hinzubuchen. „Dieser Kurs ist auch in Sachen Vorkenntnisse eine Ausnahme. Da wir Korbflechten von Beginn an angeboten haben, sind viele Teilnehmer schon keine Anfänger mehr. Es gibt aber auch ,Llatra‘-Kurse für Einsteiger“, so Iranzo.
Kommende Kurse
Der nächste davon findet an drei Samstagen (11.2., 18.2., 25.2., jeweils zwölf Stunden) statt oder besonders für auswärtige Teilnehmer als Intensivkurs im Block (3.–5. März, keine Plätze mehr). Wie man Lederschürzen herstellt, wird am 18. und 19. Februar (185 Euro) vermittelt. Am 11. März und 18. März können Sie sich ihre eigenen Ledersandalen nach Maß anfertigen (150 Euro für zwei Kurstage). Auch für den Kurs am 25. März, in dem es darum geht, unter Anleitung bunten Textilschmuck zu weben, gibt es noch Plätze (88 Euro). Weitere Kurse finden sich auf der Website unter „Cursos Presenciales“. Die Escuela Artesana arbeitet mit rund zehn Profis aus den jeweiligen Handwerken zusammen. Fast alle sprechen auch Englisch. Auf Wunsch ist auch eine Gebärdensprachen-Dolmetscherin dabei.
Auch Online-Kurse gibt es. Diese im Vorfeld aufgenommenen Kurse drehen sich um recht leicht erlernbares Handwerk. Auch wie man ein gutes Brot selbst zubereitet (20 Euro) oder das fermentierte Erfrischungsgetränk Kombucha herstellt (30 Euro) bekommt man darin beigebracht.
Hundert Prozent handgefertigt:
Escuela Artesana, Carrer Rector Tomàs, 6, Llubí, laescuelaartesana.com, Tel.: 676-44 33 98 (Araceli Iranzo), Instagram: laescuelaartesana, Facebook: La escuela artesana
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