Mallorca Zeitung

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Segelexperte zur Boat Show auf Mallorca: "Messe hat sich einen hohen Stellenwert erarbeitet"

Wie steht die Boat Show in Palma im internationalen Vergleich da und was sind die Tendenzen? Portbook-Autor Martin Muth im Interview

Die Boat Show wurde am Donnerstag (25.4.) eröffnet. Cati Cladera/Efe

40 Jahre Boat Show in Palma – der Segelexperte und „Portbook“-Autor Martin Muth zieht Bilanz und schaut in die Zukunft.

Wie blicken Sie auf das Jubiläum?

Ich muss immer wieder an 2012 zurückdenken, als die Messe nicht stattfand und eigentlich tot war. Sie existiert nur deshalb heute noch, weil damals die Megayachtbranche auf den Balearen das Superyacht Village entwickelt hat. Und nur im Kielwasser dieser Show ist die Palma Boat Show wieder zur Blüte gekommen. Den Menschen, die damals die Initiative ergriffen haben, muss man einen Kranz flechten. Denn über die Jahre hat sich die Messe einen festen Platz im Kanon der Frühjahrsmessen erarbeitet. Vor allem mit dem Alleinstellungsmerkmal der großen Segelyachten.

Segelexperte Martin Muth. privat

Die Messe kann sich also international sehen lassen?

Ja, sie hat sich einen hohen Stellenwert erarbeitet, Palma wird in keinster Weise mehr belächelt. Die Messe besticht auch durch eine exzellente Lage zur Innenstadt, das gibt es bei den anderen Messen so nicht.

Welche Tendenzen machen Sie aus bei den großen Messen?

Es werden immer mehr Motorboote ausgestellt, die Segelboothersteller bringen immer weniger Boote. Das kann man trotz der Ausstellung der großen Segelyachten auch in Palma beobachten.

Woher kommt das?

Der Einstieg in die Nautik geht im Motorboot schneller. Man muss sich nicht so sehr mit der Materie Wasser und dem Segeln auseinandersetzen. Inzwischen wird Wassersport als reines Urlaubserlebnis verkauft. Immer mehr Leute sind auf dem Wasser unterwegs. Dabei nimmt man in Kauf, dass ein Teil von ihnen auch weniger gut dafür ausgebildet ist. Teilweise sind da beispielsweise Vorfahrtsregeln unbekannt. Zum Glück passiert trotzdem sehr wenig.

Man spürt auch als Nicht-Bootsführer, dass es immer voller wird. Teilweise ist im Sommer in manchen Buchten das Meer vor lauter Booten nicht zu sehen. Ist das Sinn der Sache?

Das ist keine reine Mallorca-Tendenz. Es gibt überall im Mittelmeer viel mehr Boote. Aber das ist nur von Anfang Juli bis Mitte August so extrem. Zu der Zeit sind aber auch die Strände voll. Kurz davor und kurz danach ist es schon besser, und in der gesamten Nebensaison ist das Meer leer. Die Menschen nehmen die Boote auch anders wahr, weil sie größer geworden sind. Anderswo, wie etwa auf Korsika oder Sardinien, gibt es bestimmte Regeln für große Boote. Die müssen ab einer gewissen Länge weiter draußen ankern und dürfen nicht in kleine Buchten einfahren.

Entwickelt sich Mallorca immer mehr zum Hotspot für die Superreichen und ihre Megayachten?

Sicher. Jeff Bezos war kürzlich wieder da. Andererseits ist ein Boot keine Immobilie. Die Yachten können weiterziehen. Und die Eigner fahren dorthin, wo ihre Freunde sind. Es gibt auch andere Einflüsse. Ab August findet der America’s Cup in Barcelona statt. Zu diesem Anlass kommen sicher viele Yachten auf die Balearen.

Welche Bedeutung haben die Superyachten für die Insel?

Es gibt vor allem im Raum Palma sehr viele Firmen, die auf diese Yachten spezialisiert sind: Refit, Anstriche, Bootstechnik, Motoren. Das ist eine hoch entwickelte Branche mit vielen internationalen Fachleuten. Nicht zuletzt deshalb ist auch seit Jahren der Deutsche Boots- und Schiffsbauerverband bei der Messe vertreten. Er war zuvor in Dubai, hat das aber aufgegeben und sich nach einer Alternative umgeschaut. Und hat die in Palma gefunden.

Wie sieht es mit alternativen Antrieben für die Boote aus?

Das Thema Elektro wird vorangetrieben, hat aber das gleiche Problem wie auf der Straße: die Ladeinfrastruktur. Daran hängt alles. Wenn sich da etwas tut, dann kommen Elektroboote. Es gibt auch Firmen, die andere Antriebe ohne Emissionen entwickeln. Da ist Bewegung in der Branche, aber die Entwicklung stockt ein wenig. Man muss eben auch Geld damit verdienen.

Boat-Show-Organisator Chema Sans rechnet damit, dass derartige Messen Probleme bekommen. Wie sehen Sie das?

Eine sogenannte In-Water Boat Show wie in Palma dürfte von Krisen weniger betroffen sein als eine Messe, die in Hallen stattfindet. Es ist nicht so kostenaufwendig, die Boote hierherzubringen. Man kann die Boote im Wasser besichtigen, sogar Ausfahrten machen. Von den Rahmenbedingungen her muss sich die Palma Boat Show in naher Zukunft keine Sorgen machen, denke ich.

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