Mallorca Zeitung

Mallorca Zeitung

Bis zu 120 Euro Strafe pro Gast: Restaurants auf Mallorca wehren sich gegen Reservierungs-Schwänzer

Rund 20 Prozent der Lokale greifen mit Geldbußen durch. Manche Betreiber machen gute Erfahrungen, andere ernten Ausreden und aggressive Kommentare im Netz

Es ist besser für alle Beteiligten, wenn man als Gast seine Reservierung wahrnimmt. Unsplash

Die Restaurantbetreiber auf Mallorca haben die Faxen dicke: Die Unsitte, dass immer mehr Gäste ihre Reservierungen nicht wahrnehmen, macht sich immer mehr breit. Und das führt zu erheblichen finanziellen Ausfällen für die Gastronomen. Die Gastronomin Vanessa Pradera vom Restaurant Lume de Génova rechnet vor, dass allein im Juli und August 257 Reservierungen entweder in letzter Minute gecancelt wurden oder die Gäste gar nicht erschienen sind. Bei einem durchschnittlichen Verzehr von 50 Euro pro Gast bedeutet dies einen Verlust von 12.850 Euro für das Lokal.

Deshalb sind immer mehr Restaurants dazu übergegangen, bei der Reservierung die Kreditkartendaten aufzunehmen, und im Falle einer spontanen Stornierung oder bei Nicht-Erscheinen eine Strafe einzubehalten. Diese beträgt je nach Lokal zwischen 20 und 120 Euro pro Gast, erklärt der Vorsitzende des Verbands der Gastronomen CAEB, Alfonso Robledo. Rund 20 Prozent der Lokale auf der Insel wenden schon diese Praxis an – der Vorlauf für eine kostenlose Stornierung beträgt meist 24 oder 48 Stunden. Die zunehmende Digitalisierung in der Gastronomie macht die Abrechnung einfacher. "Es ist ja nicht so, dass die Gastronomen die Kunden schröpfen wollen", so Robledo. "Aber die Lokale, die bei der Reservierung die Kreditkartendaten abfragen, erreichen so, dass die Gäste die Arbeit mehr wertschätzen."

Gute Erfahrungen mit dem System

Auf der Insel sind vor allem die Sterne-Restaurants die Vorreiter im Bereich der Reservierungen mit Kaution. Die renommierte Köchin Maca de Castro wendet sie Methode schon seit 2019 an und kassiert rund 40 Prozent des durchschnittlichen Verzehrs ab. Mit Erfolg: "Die Last-Minute-Stornierungen und No-Shows haben sich deutlich reduziert." Eine Reservierung sei ein Vertrag zwischen dem Lokal und dem Gast. "Schließlich geht in die Planung eines Abends auch viel Vorbereitung ein." Beschwerden von denen, die für ein Nicht-Erscheinen abkassiert werden, gebe es eigentlich nie, so die bekannte Köchin.

Macarena de Castro Foto: Nele Bendgens

Diese Erfahrung wird nicht von allen Gastronomen geteilt. Die schwänzenden Gäste würden teilweise sehr ungehalten reagieren, wenn sie die Abbuchung auf der Kreditkartenabrechnung sehen, erklärt eine Restaurant-Betreiberin. Häufig folgen Ausflüchte: "Sobald die Kunden die Gäste sehen, dass Geld abgehoben wurde, sterben reihenweise Omas", erklärt sie lachend. Nicht selten prasselten auch negative Rezensionen bei Google oder Tripadvisor ein.

Kulanz bei verspätetem Erscheinen

Johnny Moloney vom Hafenrestaurant Can Eduardo in Palma sieht das Verhalten der Gäste ebenfalls kritisch. "Für ein großes Restaurant wie unseres stellt es aber ein kleineres Problem dar als für jene mit wenigen Tischen." Zumal einige der Tische auch mit Gästen besetzt werden können, die ohne Reservierung erscheinen. "Gleichzeitig haben wir in diesem Jahr aber auch unsere Kulanz für spätes Erscheinen ausgeweitet", so Moloney. "Es ist einfach zu schwer, in Palma ein Taxi zu bekommen." Dennoch wird der Trend zur Kaution wohl nicht aufzuhalten sein.In den kommenden Jahren werde man ein solches System einrichten.

Auch Sebastián Verdi, der die Restaurants Mitj&Mitj, La Universal und Fortuna in Port d'Andratx betreibt, erklärt: "Wir denken ernsthaft über eine Einführung nach, weil die nicht wahrgenommenen Reservierungen zu Problemen führen." Kompliziert sei die Situation bei Stammkunden. "Die kann man schwer auffordern, ihre Kreditkartendaten zu hinterlassen." Im besten Fall versuche man aber, die Reservierung vorab nochmal zu bestätigen. "Wen ich für diese Woche eine Reservierung habe, die am 20. Juli gemacht wurde, melde ich mich vorab nochmal bei den Gästen, um zu fragen, ob sie es auch wirklich schaffen."

Artikel teilen

stats