Mallorca Zeitung

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Trotz Krebs-Erkrankung: Mallorca-Gastronomin bekocht jetzt US-Radprofis und ist bei Olympia 2024 dabei

Maria Salinas ist eine der bekanntesten Köchinnen der Insel. Jetzt kommt ihr Können US-Radfahrern zugute - auch bei Olympia 2024 in Paris

Kennen sich aus Mancor de la Vall: Ken Whelpdale, „Director of Operations“ des US-Teams und seine Chefköchin, Maria Salinas. Privat

Sie ist krank. Eigentlich. Denn niemand würde eine Frau, die alle halbe Jahre operiert werden muss, um ihr die nachwachsenden Krebs-Tumore aus dem Bauch zu entfernen, als gesund bezeichnen. Und doch. Sie ist lebendig, energiegeladen und mehr als aktiv: Maria Salinas. „Allerdings hat mir meine Ärztin jetzt quasi verboten, ständig hinter dem Herd zu stehen, denn das tägliche Kochen ist anstrengend und aktuell zu gefährlich für mich. Aber ab und an geht es schon, beispielsweise für Events oder Catering-Aufträge.“ Aber die mittlerweile 51-jährige renommierte Köchin, Mutter und Großmutter hat eher zufällig als geplant Alternativen gefunden. Interessante Alternativen ...

Setzt auf Olivenöl: Maria Salinas an der Anrichte. |

Kochen für die Radsportler

Maria Salinas ist jetzt die Chefköchin der US-amerikanischen Radsport-Nationalmannschaft. „Als ich noch mein Lokal in Mancor de la Vall hatte, gab es einen sehr netten Stammgast, Ken Whelpdale, der mit seiner Familie ebenfalls in dem Dorf wohnt und mir auch viele Radfahrer schickte, weil er auf Mallorca eine Radsport-Firma betreibt.“ Marias Mutter und eine ihrer Töchter, Andrea, leben weiterhin in Mancor de la Vall, Maria hat bei ihrer Tochter noch ein Zimmer. Und so traf sie eines Tages Ken Whelpdale wieder und erfuhr, dass er auch „Director of Operations“ des US-amerikanischen Radsport-Nationalteams ist, in dem die unterschiedlichsten Disziplinen vereint sind. Ken Whelpdale hat mit seinen Radsportlern schon etliche Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele bestritten, derzeit bereiten sie sich auf Olympia 2024 in Paris vor.

Ein Wort gab das andere und am Ende war Maria Salinas engagiert – als leitende Köchin. Zur Weltmeisterschaft in Glasgow im vergangenen August war sie einen Monat vor Ort. Gemeinsam mit den beratenden Ernährungswissenschaftlern und Trainern arbeitete sie die Rezepte aus, coachte die anderen Köche und bekochte von morgens bis abends an die 40 Teilnehmer der insgesamt 200 Personen starken Delegation. „Meine Tochter Andrea war immer an meiner Seite, wie auch schon in meinem Restaurant. Sie weiß genau, wie ich ticke, was ich brauche und ist sozusagen meine rechte Hand. Das wird sie auch in Paris wieder sein“, erzählt Maria Salinas.

Was bei den Radsportlern wann gekocht wird, sei immens wichtig, sagt sie. So spiele beispielsweise der Wasseranteil eine große Rolle, denn auf Toilette gehen ist im Wettkampf oder auch beim Training nicht möglich. Energie spendende Zutaten indes seien wichtig, sollten aber die Verdauung nicht belasten oder zu schwer im Magen liegen. Allgemein gelte es, die richtige Balance zwischen Vitaminen, Proteinen und Kohlenhydraten zu finden. Wer Maria Salinas kennt, weiß, mit welchem Engagement und Herzblut sie sich um das größtenteils sehr junge Team kümmerte. „Ich habe ihnen in Glasgow nicht nur Gerichte, sondern Emotionen und Seelennahrung gekocht“, meint die Mallorquinerin, die dafür vom Team auch den Namen „Köchin der Gefühle“ erhielt. Der Erfolg konnte sich am Ende sehen lassen, die US-Auswahl holte 23 Medaillen.

Nachhilfe in Nachhaltigkeit

Aber damit nicht genug, denn Maria Salinas gibt zudem Kurse zum Thema Nachhaltigkeit für Hotelmitarbeiter, von der Putzkraft bis zum Direktor. Darin geht es dann um Reinigung, Abfalltrennung, Nutzung von Plastik, die allgemeine Verschwendung und vieles mehr. „Für die Vier- und Fünf-Sterne-Hotels ist ein von der hiesigen Regierung aufgestellter Maßnahmen-Katalog seit März Pflicht. Die restlichen Hotels folgten bis September, und alle müssen diese vierstündigen Kurse absolvieren, in denen ich die neuen Regeln erkläre“, sagt Salinas. Aktuell gibt es Kurse auf den Balearen, den Kanaren sowie in der Region Valencia.

Auch zu diesem Job kam sie eher zufällig, über die Anfrage nach einem Kochkurs. Wie sich herausstellte, fehlte auch jemand für das Thema Nachhaltigkeit, und Maria Salinas konnte da einige Erfahrung vorweisen. Zum einen durch ihre Arbeit für das Bio-Hotel Es Ratxó bei Puigpunyent, „wo ich viel gelernt habe“, sagt sie. Beeindruckt hat sie aber auch die Begegnung mit zwei 16-jährigen Frauen. Hannah Hermann und Victoria Sánchez – Schülerinnen der Escola Global in Palma – haben die invasive Algenart Asparagopsis taxiformis und ihren Einfluss auf das Meer erforscht. Diese ursprünglich aus Australien stammenden Algen breiten sich mittlerweile auch im Mittelmeer aus und beeinträchtigen das Wachstum des Seegrases, das CO2 aufnehmen und in Sauerstoff umwandeln kann.

Algen zu Brot

Anstatt die Algen zu entfernen, könne man sie doch auch verarbeiten, so die Idee der Jugendlichen. Maria Salinas assistierte als Köchin und machte aus den dehydrierten Algen Mehl, Paniermehl, Ölaromen, Nudeln und Brot. Hermann und Sánchez gewannen mit dem Projekt einen an europäischen Schulen ausgeschriebenen Preis. „Ihr Engagement hat mich sehr beeindruckt und mein Interesse an Umwelt und Zukunft weiter verstärkt“, sagt Maria Salinas.

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