Mallorca Zeitung

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Turrones, Polvorones, Mantecados – die Weihnachtsleckereien von Mallorca im Test

Turrones und polvorones sind in Spanien die Adventsleckerei. Eine Bewertung verschiedener Sorten aus dem Supermarkt

Vielfalt kennt keine Grenzen: Das Angebot an Turrones im Supermarkt auf Mallorca ist enorm. Nele Bendgens

Während es in Deutschland nach Plätzchenteig duftet und Spekulatius zum Glühwein gereicht wird, bringen sich zeitgleich die Mallorquiner mit ganz anderen Spezialitäten in Vorweihnachtsstimmung. Turrones, Polvorones, Mantecados – Inselbesuchern werden diese Begriffe um diese Jahreszeit schon ins Auge gesprungen sein, spätestens wenn es in den Regalen farbenfroh glitzert. Neben Konditoreien und Delikatessenläden bieten Supermärkte und Discounter in Spanien eine breite Auswahl an. Doch was kann die Massenware? Die MZ hat getestet.

Turrón, auf Katalanisch auch Torró, ist eigentlich weißer Nugat, der aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiweiß hergestellt wird. Die Tradition wurde von den Arabern nach Spanien gebracht. Die Kolonialmacht Spanien wiederum hat das Gebäck als Weihnachtstradition in die ganze Welt exportiert, auch in Südamerika ist es bekannt, in der Schweiz und Italien werden „Torrone“ nach ähnlicher Rezeptur her-gestellt.

Die braune "Turrón"-Variante "Yema" wird mit Eigelb statt Eiweiß hergestellt. Nele Bendgens

Alleine von einer bekannten Marke aus Katalonien gibt es in einem Carrefour in Palma 60 verschiedene Sorten zum Preis von 4,95 Euro bis 12,50 Euro pro Tafel. Die Geschmacksrichtungen reichen von Mandel über Zitrone und Marzipan bis zu Ausgefallenem mit Crema Catalana oder sogar Erdbeerlutscher- Geschmack. Überraschend begeistert sind die MZ-Kollegen vom grün leuchtenden Stil „Baklava“ mit Pistazien. Schmecke nach Nugat und sei nicht zu süß, heißt es. Ein Kollege der spanischen Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“ gibt direkt einen Serviervorschlag: „Die kann ich mir gut zu einem Gin Tonic vorstellen.“

Die Variante Yema mit Eigelb statt Eiweiß kommt aufgrund der klebrigen Konsistenz bei weniger Testessern gut an. Die Version mit ganzen Mandelstücken, die mit einer Honig-Zucker-Mischung überzogen daherkommt, fällt eher durch. Definitiv nichts für gute Zahngesundheit. Weihnachtsmarkt-Fans dürfte das Aroma an den Röstgeschmack von gebrannten Mandeln erinnern. Die feste Variante, duro, mit Mandelstücken innen und Puderzucker außen, gefällt der Mehrheit und ist als Turrón de Alicante wohl am bekanntesten. Mit Honig und Mandelsplittern versetzt eine echte Leckerei, die an weiße Lebkuchen erinnert.

Mantecados werden ohne Mandeln, aber mit Schweineschmalz hergestellt. Nele Bendgens

An moderne Er-nährungsgewohnheiten angepasst gibt es mittlerweile Varianten ohne Ei, komplett vegan, laktosefrei, glutenfrei und light ohne zugesetzten Zucker.

Die bekanntesten Turrones-Hersteller kommen vom spanischen Festland, vor allem die Stadt Alicante ist für das Gebäck weltbekannt. Wer meint, dass bei Massenware nicht auf Qualität gesetzt wird, dürfte sich wundern, wie sorgfältig für Markenware, die mit der sogenannten calidad suprema, auf die Zutaten geachtet wird. Die MZ bekam vor einigen Jahren exklusiven Einblick in die Produktionshallen in Jijona bei Alicante, wo die dritte Variante, Turrón de Jijona, mit ihrem besonders feinen sandigen Teig produziert wird. Von September bis Dezember wird hier maschinell geknetet, bevor der Verkauf vor Weihnachten beginnt. Mandeln und Honig werden sorgfältig ausgesucht und kommen aus benachbarten Regionen.

Der Mandel Überzug aus Honig und Zucker erinnert an gebrannte Mandeln. Nele Bendgens

Nicht fehlen auf dem spanischen Weihnachtstisch dürfen die polvorones. Das Gebäck auf Basis von Schweineschmalz wird meist in Bonbon-Form in Papier eingewickelt verkauft. Für deutsche Gaumen hat der Teig eine ungewöhnliche Konsistenz. Wie der Name sagt, „stauben“ sie etwas, deshalb müssen sie vorab im Papier geknetet werden, um die Masse zu glätten und geschmeidiger zu machen. Auch bei dieser Sorte kommen die bekanntesten Hersteller vom spanischen Festland. Vor allem durch den Ort Estepa in der Provinz Sevilla wurden sie bekannt. Das kleine Städtchen besteht quasi nur aus Herstellern von Polvorones und den sogenannten mantecados.

Die Variante aus Jijona mit ihrem extra sandigen Teig ist bekannt. Nele Bendgens

Diese werden ohne Mandeln, aber wie die Ensaimada mit manteca de cerdo, also Schweineschmalz, gemacht. Sie zerfallen im Mund ähnlich den polvorones und schmecken nach Kakao, Zitrone und weihnachtlichen Gewürzen mit Zimt oder Anis. Was die preiswerten Varianten (1,95 Euro pro Tafel bei turrones, 6 Euro pro Kilo bei polvorones) von den Markenprodukten (12 Euro pro Tafel und 33 Euro pro Kilo) unterscheidet, ist die Liste der Inhaltsstoffe. Während im hochpreisigen Segment mit wenigen Zutaten und natürlicher Süße durch Honig gearbeitet wird, scheinen bei den günstigen Eigenmarken Ersatzstoffe und noch mehr Zucker enthalten. Eine wahre Sünde, doch Weihnachten ist nicht alle Tage. Feliz navidad.

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