Mallorca Zeitung

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Wer waren eigentlich die Männer, nach denen die Straßen von Palma de Mallorca benannt sind?

Die zentralen Straßen und Plätze der Balearen-Hauptstadt sind nach Männern benannt. Es dominieren wenige Berufsbilder

Zehn Männer und ihre Straßen in Palma Dörr

Gabriel Roca

Sein wohl bekanntestes Projekt trägt auch seinen Namen. Der Paseo Marítimo in Palma heißt offiziell Avinguda de Gabriel Roca (1896–1986). Roca absolvierte ein Studium als Straßen-, Kanal- und Hafeningenieur in Madrid. Eines seiner ersten Projekte war 1921 die Tram, die den Stadtteil Coll d’en Rebassa mit Arenal an der Playa de Palma verband. 1940 wurde er zum Direktor für die Bauarbeiten am Hafen de Palma berufen – ein Posten, den er bis 1962 innehatte. Unter seiner Ägide entstanden neben dem Paseo Marítimo auch der Dic de l’Oest und der Club Náutico in Palma. Zwischen 1949 und 1956 leitete er den Fremdenverkehrsverein Foment de Turisme.

General Riera

Eine der wichtigsten Ausfahrtstraßen Palmas ist nach einem Militärarzt aus Andratx benannt. Bernat Riera (1874–1926) studierte Medizin in Barcelona, bevor er 1896 als Regimentsarzt in den Kuba-Krieg zog. Nach seiner Rückkehr auf die Insel arbeitete er im Militärkrankenhaus. Er leitete federführend Studien zur Hygiene in der Stadt, unter anderem in den Bereichen Müllentsorgung, Abwässer und Lebensmittelsicherheit. Riera war ein Verfechter von Impfungen und Vorsitzender der Königlichen Ärztekammer der Balearen.

Eusebi Estada

Zwischen dem Bahnhof Estació Intermodal und dem Bahnhof des Sóller-Zugs startend, verläuft der Carrer Eusebi Estada in Richtung Nordosten. Der Ingenieur (1843–1917) hat wie wenige andere den Verkehr auf der Insel geprägt. 1871 veröffentlichte er eine Studie zur Machbarkeit einer Bahnverbindung zwischen Palma und Inca. Die Strecke wurde später unter seiner Leitung ebenso gebaut wie die Verlängerungen in Richtung Sa Pobla, Manacor, Felanitx und Santanyí. Zudem war er für Straßenbauprojekte auf der Insel verantwortlich. In einem Buch zum Potenzial der Stadt Palma empfahl er 1885 den Abriss der Stadtmauern. Damit wurde im Jahr 1902 begonnen.

Nur 75 der rund 800 Straßen von Palma sind nach Frauen benannt. Das soll sich bald ändern. Die für Stadtentwicklung zuständige Dezernentin Neus Truyol (Més per Mallorca) will der zuständigen namensgebenden Kommission 36 Namen von Frauen vorschlagen, die eine eigene Straße verdient hätten. Bis es so weit ist, hat ihr Dezernat eine Karte entwickelt, die auf Einrichtungen und Straßen hinweist, die bereits nach Frauen benannt sind, sowie auf Statuen, die Frauen abbilden. Karte: bit.ly/FrauenPalma

Antoni Maura

Zwischen dem Prachtboulevard Passeig del Born und der alten Hafenmole befindet sich die Avinguda Antoni Maura. Bei Maura (1853–1925) handelt es sich um den mallorquinischen Politiker, der es wohl am weitesten gebracht hat. Gleich bei fünf Gelegenheiten wurde der studierte Jurist unter der Herrschaft von König Alfonso XXIII. zum spanischen Regierungs-chef ernannt. Die längste Amtszeit war die zweite und dauerte zwischen 1907 und 1909 knapp über zwei Jahre. Maura war zudem von 1913 bis zu seinem Tod Vorsitzender der spanischen Sprachakademie Real Academia Española. Nach Mauras Sohn Miquel ist eine Plaza in Palma benannt, nach seinem Sohn Gabriel eine Straße.

Raimundo Clar

Die Plaça Raimundo Clar in der Altstadt von Palma ist erst in den vergangenen Jahren zum Leben erwacht. Zahlreiche Restaurants säumen den nach dem Juristen Raimundo Clar (1931–2010) benannten Platz. Zunächst als Notar tätig, ging der aus Algaida stammende Clar nach der Diktatur in die Politik und wurde 1977 für die bürgerliche Partei UCD Abgeordneter in Madrid. 1983 wirkte er am Autonomiestatut der Balearen mit.

Alexandre Jaume

Die kleine Plaça am nördlichen Ende der Fußgängerzone des Carrer Sindicat ist nach einem gebürtigen Uruguayer benannt. Alexandre Jaume (1879–1937) kam als junger Mann nach Spanien, um zu studieren. Danach wurde er uruguayischer Konsul auf Mallorca, arbeitete als Journalist und hatte politische Ämter inne, unter anderem als Interims-Bürgermeister von Palma. Francos Schergen ermordeten ihn im Februar 1937 nach mehreren Monaten in einem Gefangenenlager. Er ist der Neffe von Alexandre Rosselló, dessen „Avenida“ rund 110 Meter von der Plaça entfernt verläuft.

Alexandre Rosselló

Die Avenida zwischen der Plaça d’Espanya und dem Carrer Manacor ist nach dem studierten Juristen Alexandre Rosselló (1853–1928) benannt. Schon als junger Mann war Rosselló politisch aktiv, befürwortete etwa die politische Unabhängigkeit der Insel. Später hatte der Liberale Posten im Rathaus Palma, in der Balearen-Verwaltung und in der Zentralregierung in Madrid inne, unter anderem als Justizminister. Er war der Onkel des Journalisten Alexandre Jaume.

Gabriel Alomar

Vom Carrer Manacor hinunter zum Meer verläuft die Avenida Gabriel Alomar (1873–1941). Der in Palma geborene Sohn eines Beamten war ein mit der katalanischen Modernisme-Bewegung sehr verbundener Schriftsteller und Diplomat. Nach dem Studium in Palma zog er nach Barcelona. Er war bei linken politischen Parteien aktiv, arbeitete als Journalist und verfasste Gedichte. Die Republik entsandte ihn als Botschafter nach Rom und Kairo. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg verblieb er in Kairo im Exil, wo er auch verstarb.

Comte de Sallent

Nach dem Grafen von Sallent ist der Abschnitt der „Avenidas“ in Palma zwischen der Plaça d’Espanya und dem Carrer General Riera benannt. Mit bürgerlichem Namen hieß der in Palma geborene Graf Josep Cotoner Allendesalazar (1848–1927). Der studierte Jurist erhielt den Adelstitel der kleinen Gemeinde in Katalonien durch die Vermählung mit der entsprechenden Gräfin. Er selbst war zwischen 1879 und 1923 Abgeordneter im spanischen Parlament in Madrid.

Gaspar Bennàssar

Kaum jemand hat die Architektur der Stadt Palma so geprägt wie Gaspar Bennàssar (1869–1933). Die nach ihm benannte Straße verläuft an einem seiner berühmtesten Bauten entlang – der Stierkampfarena von Palma. Auch das Gebäude der Bar Cristal an der Plaça d’Espanya sowie der ehemalige Schlachthof s’Escorxador sind von ihm. In seiner Rolle als Stadtarchitekt wandelte er den Passeig Sagrera vor der Lonja in den noch heute existierenden Boulevard um. Er gilt als Vordenker des Paseo Marítimo, der später von Gabriel Roca umgesetzt wurde.

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