Mallorca Zeitung

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MZ-Cartoonist Pau macht den eigenen Großvater zum Comic-Held im Spanischen Bürgerkrieg

Er erzählt einen packenden Teil der Geschichte seiner Familie als fünfteilige Graphic Novel. Der erste Band soll im November erscheinen.

Zeichnung aus dem Comic "Las cinco banderas". Pau

Der Spanier Vicente Jiménez-Bravo erlebte zwischen 1936 und 1946 eine Odyssee des Schreckens. Sie brachte ihn als 17-Jährigen zu den Internationalen Brigaden, an die Front im Spanischen Bürgerkrieg, dann nach Frankreich, in Konzentrations- und Arbeitslager, zur Einschreibung bei der British Expeditionary Force kurz vor der Schlacht von Dünkirchen, in die Gefangenschaft der Nazis und zur Zwangsarbeit unter Franco, die er auf Mallorca leistete.

Nun erzählt sein Enkel, der mallorquinische Comiczeichner und MZ-Cartoonist Pau Rodríguez („Pau“) die Geschichte über den jahrelangen Kampf gegen den Faschismus als fünfteilige Graphic Novel. Ihr Titel „Las cinco banderas“ bezieht sich auf die fünf Flaggen, die die Etappen auf Jiménez-Bravos Weg markieren: die Flagge der Zweiten Spanischen Republik, die Frankreichs, Großbritanniens, Nazi-Deutschlands und des Spaniens der Franco-Diktatur.

Crowdfunding mit großem Erfolg

Der erste Band soll im November erscheinen – dank einer Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Verkami, die bis 9. September lief und auf große Resonanz stieß: Das Ziel waren 10.000 Euro, doch am Ende haben 1.481 Unterstützer insgesamt 42.354 Euro in das Werk investiert. „Das Thema interessiert viele Menschen. Denn nicht nur mein Großvater musste nach einer verlorenen Schlacht nach Frankreich fliehen – einer halben Million Spanier erging es ebenso“, sagt Pau der MZ.

Die Mehrheit habe jedoch nie darüber gesprochen, weil sie traumatisiert war und in der Franco-Diktatur die Gegenseite an der Macht war. Häufig wüssten die Nachkommen nur noch ein paar grobe Eckdaten. „Ich hatte doppeltes Glück: Denn mir hat mein Großvater alles erzählt. Nach seinem Tod fanden wir außerdem Hefte, in denen er seine Erlebnisse detailreich niedergeschrieben hatte. Das musste ich teilen – in meiner eigenen Sprache, dem Comic“, so Pau.

Das Cover von Band 1 der Graphic Novel "Las cinco banderas". Pau

Alles sollte historisch korrekt sein

Die Arbeit fußt auf akribischer Recherche, alles sollte historisch korrekt wiedergegeben werden. Auch auf emotionaler Ebene war das Projekt eine Herausforderung. Denn Pau und sein Großvater standen sich sehr nah: Die Eltern des Autors hatten ein Restaurant, der Großvater mietete im Sommer stets eine Wohnung am Strand und kümmerte sich um seine Enkel. Den Kindern habe Jiménez-Bravo vollkommen vertraut – so erzählte er, was in seinen turbulentesten Jahren geschah.

Das einzige fiktive Element sind die Zeichnungen: Die Figuren sind anthropomorphe Tiere. Pau erklärt, warum: „Zum einen, weil in diesen Zeiten alle zu Tieren wurden. Zum anderen, weil solche Comics von mir immer am besten funktioniert haben.“ Die Buchreihe sei ein historisches Dokument, aber auch ein großes Abenteuer. „So hat es mein Großvater, der noch sehr jung war, erlebt und beschrieben“, sagt Pau. Jiménez-Bravo wollte die Welt entdecken – auch wenn das, was er entdecken sollte, jede Vorstellungskraft sprengte.

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