Mallorca Zeitung

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Neun Kinder, 50 Jahre alt: Diese Mallorca-Deutsche kandidiert für Miss Germany

Silvia Czaja aus Felanitx ist eine von 40 Kandidatinnen für den Titel der Miss Germany 2024. Krönung ist erst im Februar, aber als Extremsportlerin hat sie einen langen Atem

Das Familienfoto stammt aus dem Jahr 2017. Jetzt will Silvia Czaja Miss Germany werden. Nele Bendgens

Neunfache Mutter, 50 Jahre alt. Es ist noch nicht lange her, da wären zwei der oben genannten Eigenschaften zwei absolute Ausschlusskriterien gewesen, um überhaupt bei der Wahl um die Krone zu Deutschlands vermeintlich Schönster mitmachen zu dürfen. Wobei, mittlerweile geht es auch nicht mehr um die möglichst Makelloseste bei Miss Germany, sondern um „Inspirationsfähigkeit, Entwicklungsfähigkeit und Professionalität“, wie Max Klemmer, Chef der Miss Germany Cooperation, im Gespräch mit der MZ verrät.

Der Anlass dieser ungewöhnlichen Schlagzeile wohnt seit über zehn Jahren auf Mallorca. Sie heißt Silvia Czaja, ist 50 Jahre alt, neunfache Mutter, Diskotheken-Betreiberin und Extremsportlerin. Über ihr außergewöhnliches Leben hat die MZ bereits öfter berichtet. 

Kein klassischer Bikini-Wettbewerb mehr

Niemals wäre Czaja auf den Gedanken gekommen bei Miss Germany mitzumachen, verrät sie der MZ. „Aus der Sicht einer 50-Jährigen denkt man da immer an junge Mädchen im Badeanzug. Das war mir zu platt, zu oberflächlich, zu wenig Hirn.“ Doch dann fand ein ein Umdenken in der Miss Germany Cooperation statt, später auch bei Czaja. 

Nach der Miss-Wahl 2019 schaffte die MGC, ein Oldenburger Familienunternehmen in dritter Generation, den klassischen Bikini-Wettbewerb ab. Zudem durften auch erstmals Mütter und Frauen zwischen 30 und 40 mitmachen. Mit einem Schlag war die fast 50 Jahre andauernde Kritik an dem Schönheitswettbewerb beendet. Die „Fleischbeschau“ so der hartnäckige Vorwurf, war vorbei. 

Prompt gewann die Wahl zur Miss Germany 2020 die damals 35-jährige Leonie von Hase, Mutter einer dreijährigen Tochter und Betreiberin eines Mode-Ladens. Im Jahr darauf folgte die zweifache Mutter Anja Kallenbach (jetzt 35). Im letzten Jahr reichte sie die Krone an die 37 Jährige Domitila Barros weiter. Eine gebürtige Brasilianerin, die sich für Naturschutz und soziale Gerechtigkeit engagiert.

Silvia Czaja will Miss Germany werden. privat

Ohne Altersbeschränkung 

„Es war meine älteste Tochter, die mir erzählte, dass das Konzept von Miss Germany verändert worden ist“, sagt Silvia Czaja. „Es ist mittlerweile eine Plattform für Frauen, die Verantwortung übernehmen. Meine Tochter meinte, dass ich da durchaus was zu melden hätte.“ Sie lacht. „Es gibt so viele Frauen mit einer tollen Mission. Das sagt mehr über Menschen aus als 90-60-90.“ 

Sie meldete sich online für die Wahl an, lud Fotos hoch, landet schließlich unter den letzten 40 Kandidatinnen. Derzeit sind 26 davon bekannt. Sie ist bisher die Älteste. 

Techno-Club, soziale Projekte, Extremsport

Silvia Czaja ist ein Mensch voller Energie. Nicht nur, dass sie neun Kinder großzieht, sechs davon wohnen noch bei ihr auf dem Land bei Felanitx. Sie führt zudem einen Techno-Club in Bremen, quasi in Fernbeziehung, und in ihrer kaum vorhandenen Freizeit widmet sie sich sozialen Projekten und dem Extremsport. Ironman, der 110 Kilometer Lauf von Pollenca nach Andratx, schließlich ein 250-Kilometer-Rennen in der Arktis. Wieso also nicht dann noch als i-Tüpfelchen eines ausgefüllten Lebens Miss Germany!

Die Wahl-Mallorquinerin ist auch sportlich auf der Überholspur. privat

„Ich habe auf dem Weg zur Mehrfachmutter auf viel verzichtet. Aber jetzt ist mein Moment“, sagt die Bremerin. „Sollte ich tatsächlich gewinnen, werde ich auch die Verantwortung für diesen Titel übernehmen. Meine Familie wächst da mit rein!“

Es gehe um Verantwortung

Max Klemmer, der derzeitige Chef der MGC und Enkel des Firmengründers, weiß ganz genau, wie hoch die Chancen stehen für eine 50-Jährige, die in ihrem Leben tatsächlich einiges nachweisbar geleistet hat. „1:39“, sagt er am Telefon. „Es ist toll, dass auch eine 50-Jährige unter die letzten 40 kommt. Allerdings haben wir nur spannende Kandidatinnen.“

Klemmer hat 2019 die MGC von seinem Vater übernommen, modernisiert und der Zeit angepasst. Bis dahin galten für die Kandidatinnen strenge Verhaltensrichtlinien und Schönheit als Maß aller Dinge. „Jetzt geht es darum, Verantwortung zu übernehmen“, bestätigt Klemmer. Aussehen sei in der Tat nicht mehr wichtig, „aber Auftreten, Ausstrahlung, Charisma sind Kriterien, die bei uns unter den Punkt Inspirationsfähigkeit fallen.“

Inspirierend ist das Leben von Czaja ohne Zweifel. Und sie ist davon überzeugt, dass die Auswahlkriterien des Wettbewerbes auf sie zugeschnitten sind. „Meine Stärke ist meine Leaderfunktion. Ich kann motivieren und meine Erfahrungen weitergeben“, sagt die Wahlmallorquinerin. Und sie kann sehr lange Strecken rennen. Mit etwas Glück und viel Leaderfunktion wird ihr derzeitiger Lauf am 24. Februar im Freizeitpark Rust enden. Mit der Krönung zur Miss Germany 2024.

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