Mallorca Zeitung

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"Nie gedacht, dass die Tramuntana mich erwischt": Österreichischer Schriftsteller muss auf Mallorca gerettet werden

Thomas Fitzner wollte den Sonntag (1.10.) für eine schöne, leichte Wanderung nutzen. Dann aber kam er vom Weg ab – und musste in die Tiefe springen

Helikopter der Guardia Civil im Einsatz (Symbolbild). Foto: DM

Man darf die Tramuntana nicht unterschätzen. Diesen Satz muss Thomas Fitzner hunderte Male gehört haben. Man hört ihn auf der Insel immer wieder, selbst wenn man nicht, wie der 63-Jährige, seit Jahrzehnten auf Mallorca wandern geht. "Alle zwei bis drei Tage müssen sie Idioten wie mich aus den Bergen pflücken", sagt Fitzner. Dass es aber ihn selbst treffen würde, hätte er nie gedacht. Und wird ihm sicherlich noch eine Weile zu knabbern geben.

Der österreichische Schriftsteller hatte sich am Sonntag (1.10.) vorgenommen, vom Kloster Lluc den Rundweg um den Puig Roig zu wandern. Laut Wander-App eine leichte Route, erklärt der ehemalige MZ-Vizechefredakteur, der seit Jahrzehnten auf der Insel lebt. "Am Anfang kamen mir auch Leute entgegen, die die Wanderroute in entgegengesetzter Richtung gemacht hatten. Die sahen aus, als ob sie von einem Spaziergang kamen."

Plötzlich war der Weg nicht mehr erkennbar

Für Fitzner sollte es nicht so einfach werden. Nachdem der Weg zu Beginn der Wanderung klar erkennbar gewesen sei, sei er auf ein Gelände gekommen, auf dem die Vegetation so hoch gewachsen war, dass nicht mehr eindeutig war, wo man entlanglaufen muss. Fitzner hatte eine Karte dabei und war sich sicher, den Weg irgendwann zu finden, wenn er sich auf eine Anhöhe begibt.

"Damit habe ich schon die goldene Regel gebrochen, die besagt, dass man immer zum letzten Punkt zurückgeht, an dem man sich sicher war, auf dem richtigen Pfad zu sein. Stattdessen ging es querfeldein. Das Gelände wurde zunehmend uneben. "Ich habe den Fehler gemacht, nicht rechtzeitig abzubrechen, weil ich überzeugt war, den Weg gleich sehen zu müssen."

Traumhaft, aber gefährlich: Dieses Bild nahm Fitzner während seiner >Tramuntana-Wanderung auf Thomas Fitzner

Irgendwann beschloss er dann doch, dass es keinen Sinn hatte, weiterzugehen. Doch da war es schon zu spät. "Die Tramuntana kann teuflisch sein." Unebenheiten, spitze Steine. Die Müdigkeit machte Fitzner zu schaffen. In einem Moment verlor er das Gleichgewicht. Es gelang ihm vor dem Fall zu springen. Wohin er sprang, sah er aber nicht. Zwei Meter weiter unten landete er, sein Knöchel machte knacks. Ein furchtbarer Schmerz durchfuhr das Bein.

Kein Empfang auf dem Handy

Das Problem: Dort, in dieser malerischen Landschaft, die zur Falle geworden war, hatte Fitzner keinen Empfang. Also kämpfte er sich mit dem schmerzenden Knöchel durch das Gelände. Alle 20 Meter hielt er an, um eine Pause zu machen und zu schauen, ob er Netz hatte. "Ich wusste, wenn ich den Puig Major in der Ferne sehen kann, bin ich an einer Stelle, wo ich Netz habe." Er sollte recht behalten.

Er rief den Notruf, per Google Maps schickte er die Koordinaten. "Sie haben mich schnell gefunden." Wesentlich weniger leicht sei es für die Helfer gewesen, zu ihm vorzudringen. "Es gab keine Stelle, an der der Hubschrauber landen konnte." Dem Piloten gelang es durch Millimeterarbeit den vorderen Teil der Kufen auf einem Felsen abzusetzen. Zwei Helfer sprangen heraus und kamen dem Autor zur Hilfe. Der Hubschrauber drehte derweil Runden. Die Retter brachten den Verletzten an die Stelle, wo sie ausgestiegen waren. Fitzner kroch in den Helikopter im Schwebeflug. Von dort ging es ins Landeskrankenhaus Son Espases. Ergebnis: Alles nicht so schlimm, nichts gebrochen.

Keine Vorwürfe gemacht

Fitzner erklärt, die Rettungscrew sei äußerst nett gewesen. Auch im Krankenhaus habe man ihm in keinem Moment Vorwürfe für seinen Leichtsinn gemacht. "Ich bin denen unendlich dankbar." Ob er finanziell für die Rettungsaktion aufkommen müsse, wisse er noch nicht. "Verdient hätte ich es ja schon."

Fitzner sagt, er habe drei Lektionen gelernt. "Wenn man vom Weg abkommt, sollte man nicht weiterlaufen. Die Tramuntana ist hochgefährlich. Es gibt ja genug Felsspalten. Wenn man in die stürzt, kommt man nicht wieder raus, egal, ob man Netz auf dem Handy hat oder nicht." Zweitens: "Es ist gut, wenn man Optimist ist, aber die Grenze zur Selbstüberschätzung und zur Arroganz ist sehr fließend. Ich hätte nie gedacht, dass die Tramuntana mich erwischt." Zuletzt, so Fitzner, sollte man nicht immer auf den Schwierigkeitswert vertrauen, der in einer App angegeben wird.

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