Mallorca Zeitung

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Auf Mallorca kann man jetzt in einem fast tausend Jahre alten Maurenpalast übernachten

Die Altstadt von Palma hat ein neues Boutique-Hotel – in einem der ältesten noch erhaltenen Gebäude der Stadt

Die Zimmer sehen alle etwas unterschiedlich aus. Pernilla Danielsson

So gut wie jeder und jede, die an jenem Freitagmittag im Carrer de les Caputxines nahe den Ramblas in Palma unterwegs ist, bleibt vor dem erst seit wenigen Tagen geöffneten Eingang zum früheren Stadtpalast Can Oliver stehen. Aus dem mächtigen Steinbau, der einiges von einer Trutzburg hat, ist ein Fünf-Sterne-Hotel geworden mit dem schlichten Namen Nobis Hotel Palma. Am 1. November eröffnete das 37-Zimmer-Haus.

Nun ist es nicht so, dass die Innenstadt von Palma einen Mangel an Boutique-Hotels in historischen Gebäuden zu beklagen hätte. Und man kann auch nicht wegdiskutieren, dass derartige Luxus-Unterkünfte und die Aufwertung der Gegend sich in ständig steigenden Mietpreisen niederschlagen. Aber Can Oliver ist nicht einfach ein weiteres Hotel seiner Art.

Ein Patio für Frauen, einer für Männer

Wer einen Blick durch das Eingangstor wirft, dem schwant, dass dieses Gebäude eine lange und bewegte Geschichte haben dürfte. Und tatsächlich ist der Palast einer der ältesten noch erhaltenen Bauten in der Altstadt von Palma. Man blickt auf einen quadratischen Innenhof mit beängstigend hohen Wänden, einen Durchgang mit minutiös restauriertem Steinboden, Säulen und dahinter einen weiteren Patio. Alles in enormen Dimensionen.

Einer der beiden Patios mit einer quadratischen Aussparung. Pernilla Danielsson

Hier empfängt uns Matilda Sjöberg. Die Schwedin ist bei der Nobis Group für die Außendarstellung zuständig und hat sich eingehender mit der Geschichte des Stadtpalastes Can Oliver beschäftigt. „Das Gebäude ist inzwischen fast 1.000 Jahre alt“, sagt Sjöberg. Der ursprüngliche Bau stammt aus dem 12. Jahrhundert, errichtet wurde der Palast von den Mauren.

Er verfügte über zwei Patios, damit Männer und Frauen getrennt in den Innenhöfen lustwandeln konnten, und war mit der direkt gegenüberliegenden Moschee verbunden. Heute steht dort die Kirche Sant Jaume. Der islamische Palast war streng symmetrisch gebaut, die hohen Zimmerdecken in den repräsentativen Räumen galten zur Zeit der Mauren als Statussymbol. In einem der Zimmer, das nun die Bar El Mirall (Der Spiegel) beherbergt, ist die Decke neun Meter hoch.

Feuer und Erdbeben

Dass der Stadtpalast in seiner ganzen Pracht überhaupt noch steht, grenzt an ein Wunder. „Es hat ein schweres Erdbeben überstanden, und König Alfons III. von Aragón ließ ihn im Zuge seines Feldzugs gegen König Jaume II. von Mallorca niederbrennen“, erklärt Sjöberg.

Das Gebäude wurde als festungsartiger Palast wieder aufgebaut, Teile des Originalbaus blieben aber trotz des Erdbebens und der Feuersbrunst erhalten. So etwa eine original maurische Kalligrafie, die sich an einer der Decken entlangzieht, wo jetzt die Rezeption untergebracht ist.

Residenz für edle Familien

In späteren Jahrhunderten diente das Gebäude wohlhabenden Familien der Insel als Residenz, so etwa den Dameto oder dem aus einer irischen Dynastie stammenden John O’Neill, der sich mit seiner mallorquinischen Frau Vicenta Gual hier niederließ. Die wechselnden Besitzer ließen den Palast mehrfach umbauen. Im 15. Jahrhundert kamen gotische Elemente hinzu, wie etwa die Säulenkapitelle, und zwei Jahrhunderte später ein paar barocke Schnörkel.

In einem der Zimmer. Pernilla Danielsson

Im 20. Jahrhundert ging der Bau dann über in den Besitz der Familie Oliver Juan, die ihn auch zu Volkstanz-Aufführungen für Urlauber nutzte. Unter anderem sollen hier Gina Lollobrigida und Sir Peter Ustinov zu Gast gewesen sein. Anfang der Tausender war der Palast zeitweise besetzt, heute gehört er dem Vernehmen nach der Familie von Textilunternehmer Amancio Ortega (Inditex). Matilda Sjöberg kann das aber nicht bestätigen.

Acht Hotels und einige Restaurants

Die Renovierung war auf jeden Fall kostenintensiv und langwierig: Sieben Jahre hätten die Bauarbeiten in Anspruch genommen, berichtet Sjöberg. Die Gruppe betreibt inzwischen acht Hotels in Skandinavien und auf Mallorca – das Concepció by Nobis im Carrer Concepció war die Premiere der Gruppe außerhalb von Nordeuropa – und zahlreiche Restaurants. Und stets sind die Hotels in historischen Gebäuden untergebracht. +

Wie beim Concepció by Nobis vertraute die Kette mit Jordi Herrero und Joaquín García Acuna auf einheimische Architekten für den Umbau. Für die Inneneinrichtung in typisch skandinavisch kühlen Tönen war das schwedische Designstudio Wingårdhs verantwortlich.

Von Italiener gegründet

Gegründet wurde Nobis vom Italiener Sandro Catenacci, der mit seiner schwedischen Frau bereits in den 1970er-Jahren nach Stockholm ausgewandert war. Dort eröffnete er zunächst eines der ersten italienischen Restaurants der Stadt, dem weitere folgten. 2017 wagte er den Sprung ins Hotelgeschäft. Die Gastronomie sei deshalb auch einer der Grundpfeiler der Kette, so Matilda Sjöberg.

Im Restaurant Noi im Can Oliver legt Chef Xema Álvarez vor allem Wert auf regionale Produkte. Das gilt allerdings nicht für den Wein. Das Aushängeschild der Nobis Gruppe sind die Opus-One-Weine aus dem kalifornischen Napa Valley nördlich von Sant Francisco. Und da kostet eine Flasche schon mal an die 1.000 Euro. Es ist eben kein gewöhnlicher Stadtpalast.

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