An den Tag, als Katrinchen auf den Hof kam, erinnert sich Rico Jankowski noch genau. Es war ein Samstag. Freunde waren gerade zu Besuch, darunter der Schauspieler Heinz Hoenig, gemeinsam aß und trank man auf der Terrasse von ­Ricos 10.000 Quadratmeter großen Finca mitten in den bewaldeten Hügeln hinter Andratx. Die Ankunft des kastrierten Ebers wurde zur Attraktion der fröhlichen Zusammenkunft, gemeinsam trieb man das Schwein in seinen Stall und überlegte einen Namen. Weil eine der anwesenden Damen Katrin hieß, kam die Truppe auf den Namen Katrinchen, aus dem im Wortspiel auch Kastrinchen wurde.

Wer solch einen feierlichen Empfang bekommt, kann eigentlich nicht mehr geschlachtet werden. Tatsächlich gewann der 42 Jahre alte Jankowski das Schwein so lieb, dass es heute noch lebt. Weil aber seine Miet-­Finca ver­kauft werden soll, ist Katrinchen wieder in Gefahr. In Jankowskis neuer Bleibe ist kein Platz für das Schwein. Er sucht nun dringend nach einem Tierfreund, der Katrinchen Unterschlupf gewährt. "Schön wäre auch, wenn es viel Auslauf hat."

Jankowski hatte das Schwein vor fünf Jahren für 150 Euro von einem mallorquinischen Bauern gekauft. "Ich dachte, auf so einem großen Grundstück kann ich locker für den Eigenbedarf ein Schwein halten. Ein Freund von mir aus Berlin ist Schlachter. Der wollte mit scharfen Spezialmessern kommen, damit wir es richtig zerlegen können."

Dann aber tauchten Probleme auf. Jankowski fiel keine Möglichkeit ein, wie er das Mammutschwein nach dem Schlachten aufhängen sollte - um es auseinandernehmen zu können. Katrinchen hatte damals schon, anders als der Name vermuten lässt, enorme Ausmaße erreicht. Während die meisten Schweine ein Gewicht von 100 bis 120 Kilo bis zur Schlachtreife erreichen, wird Katrinchen auf 400 Kilo geschätzt. "Das haben mir Leute gesagt, die sich wirklich mit Schweinen auskennen. Es ist vermutlich das größte Schwein Mallorcas." Eine Waage hat der kastrierte Eber freilich noch nie betreten. Außerdem stellte sich die Frage, wie aus Katrinchen Wurst werden sollte. Ein mallorquinischer Metzger sollte jedenfalls nicht ran. "Einen guten Presssack, wie in Bayern, das haben die doch nicht drauf. Von vernünftiger Wurst haben die keine Ahnung", sagt Jankowski, der aus Gunzenhausen in Mittelfranken stammt. Ein deutscher Kollege fand sich nicht.

Vermutlich hat Rico Jankowski aber auch ziemlich schnell eine persönliche Beziehung zu seinem Katrinchen entwickelt. Wenn der selbstständige Elektriker etwa erzählt, wie das riesige Schwein nach sechs Wochen auf der Finca den eigens aufgestellten Palettenzaun mit Leichtigkeit niedertrampelte, zeigt sich Besitzerstolz in seinem Grinsen. Genauso wenn er von Katrinchens Hobbys spricht: "Vor allem schläft und frisst er, er wühlt gern in Erde, wälzt sich auch mal im Schlamm und spielt mit Steinen", sagt er und deutet auf ein paar Felsenstücke. Teuer in der Haltung sei Katrinchen trotz der benötigten Futtermengen nicht. Schließlich sind Schweine Allesfresser. "Ich bekomme viele Gemüseabfälle und altes Brot von Kneipen geschenkt. Ansonsten kaufe ich Mais."

Eine Schönheit ist das Schwein Katrinchen nicht. Es ist stark behaart und von seinem einstigen Ringelschwänzchen ist nur ein Stummel übrig. "Mein Hund hat es ihm leider abgebissen", erzählt der Besitzer. Die attraktivste Körpergegend: die nach vorne geklappten Ohren mit den besonders langen Haaren. "Die mag ich gern." Wer glaubt, ähnlichen Gefallen an Katrinchen finden zu können wie Rico Jankowski, meldet sich bei ihm unter

Tel.: 650-34 36 87.

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