Die Verantwortlichen, die am Dienstag (3.4.) in Palma ­„Maremostra" vorstellten, sprechen von einer „ganz neuen Art, ein Festival aufzuziehen". Das ­„Ocean International Film Festival" soll vom 8. bis 13. Mai erstmals stattfinden. Das fundamental Neue ist zunächst, dass sich die Initiatoren ohne einen Cent Budget in das Abenteuer gestürzt haben. Die Filmreihe ist von Anfang an so angelegt, dass sie ohne Subventionen leben kann und das finanzielle Risiko für die Organisatoren nahe null ist.

Die Organisatoren – das sind die Filmfirma Sol Visuals, der Meeres-Technologie-Cluster ­Idimar, der balearische Film-Video-Cluster CLAB und die Mallorca Film Commission. Es handelt sich also um eine weitgehend private Initiative, lediglich mit der Film Commission als Ableger des Inselrates haben die Behörden einen Fuß in der Tür. Doch wie kann ein Festival ohne Budget funktionieren? CLAB-Präsident Ángel Roig: „Wir machen es einfach."

Die Idee: Fünf Tage lang werden im Kunstmuseum Es Baluard Filme gezeigt, die mit dem Meer zu tun haben. Ein Komitee stellt bereits ein Programm aus vorzugsweise preisgekrönten oder zumindest nominierten Arbeiten zusammen. Die Terminwahl ist nicht zufällig: Das Festival soll langfristig zur Saisonverlängerung beitragen.

„Die Idee lag auf der Hand", sagte Roig. „Das Meer ist in den vergangenen Jahrzehnten auch bei vielen Kassenschlagern ein zentrales Element: ´Der weiße Hai´, ´Titanic´, ´Piraten der Karibik´ …"

Insofern verwundert es, dass es in ganz Europa noch kein einziges Festival dieser Art geben soll. Doch Unterhaltung stellt nur einen Teil des Konzeptes dar. Die Organisatoren haben auch „sämtliche Meeresforschungs-Einrichtungen der Balearen" mit an Bord gebracht, eine eigene Sektion des Festivals wird „Meer und Wissenschaft" heißen.

Andere Sektionen verbinden Gastronomie, Umweltschutz und Sport mit dem Thema Meer. Sogar ein Show-Cooking soll stattfinden, und im Hof des Museums werden die Sommernächte unter dem Titel „Maremonstruo" mit maritimen B-Horror-Streifen und Barbetrieb jugendgerecht gestaltet.

Dass dies alles mit Kleingeld funktionieren kann, hat damit zu tun, dass unter dem Eindruck der Krise unterschiedlichste Firmen, Organisationen und auch Behörden an einem Strick ziehen, und dass alle Mitwirkenden gratis arbeiten. „Wir sind nirgendwo auf Hindernisse gestoßen", erzählt Germán Traver vom Clúster Audiovisual de les Illes Balears. „Die Behörden konnten uns zwar kein Geld anbieten, unterstützen uns aber, wo sie können."

So stellt die Stadt Palma Werbeflächen zur Verfügung, und auch die Veranstaltungsräume im Es Baluard gibt es „gratis" (laut Traver) oder „sehr billig" (laut Es Baluard) – bis zum Start des Festivals wird man sich geeinigt haben.

Ganz ohne Ausgaben geht es natürlich nicht, gesteht Traver zu. Deshalb hoffe man auf Sponsoren. Einige potenzielle Geldgeber würden allerdings erst einmal abwarten, wie die „Ausgabe null" so läuft. Wahrscheinlich haben sie das Fiasko des 2009 groß angekündigten und 2010 titanic-mäßig abgesoffenen „Mallorca International Film Festival" in Erinnerung.

www.maremostra.com

In der Printausgabe vom 5. April (Nummer 622) lesen Sie außerdem:

- Kulturelle Mallorca-Rundreise: Frühling der neuen Namen

- Porträt: Künstlerin Norah Borges

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