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Spielsachen abzugeben: Das Museu de sa Jugueta steht zum Verkauf

Die Betreiber geben auf. Wer das Haus übernehmen will, sollte am Konzept feilen

Museu de sa Jugueta: Spielsachen abzugeben

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3.000 Euro Monatsmiete, 50.000 Euro Geschäftsübergabe. So viel müssten die neuen Pächter des Spielzeugmuseums in Palma bezahlen. Pau und Pere Debon und Cecilia López, die drei derzeitigen Betreiber, wollen das Museum bis spätestens 1. November abgeben, nach rund zwei Jahren. Gesundheitliche Probleme seines Bruders, eine Schwangerschaft und zu wenig auswärtige Museums­besucher seien die Gründe, sagt

Pau Debon.

Ton Boig Clar, der Besitzer des vierstöckigen Altstadtpalastes und Herr über die rund 3.000 ausgestellten Spielsachen, bedauert die Entscheidung der drei. „Sie haben es sehr gut gemacht", sagt der schon betagte Künstler und Bildhauer. Selbst betreiben wollte er das 400 Quadratmeter große Haus im Carrer Campana, 7 nie. Mit dem Kauf und dem Umbau des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert und der Einrichtung des Museums vor vier Jahren habe er schon genug getan, meint er. „Ich wollte das nie selbst machen, ich wollte die Spielsachen ­einfach nur mit anderen teilen." Boig Clar räumt ein, dass es nicht einfach ist, das Doppelprojekt richtig voranzutreiben. „Aber wir haben drei Genehmigungen", sagt er stolz, „Barbetrieb, Geschäft und Museum." Die neuen Pächter sollten einen Bezug zur Sammlung haben und zugleich gute Wirte sein.

Die Vorgänger der Brüder Debon und López hatten sich vor allem auf die Bar konzentriert und damit Palmas Nachtleben bereichert. Aber das Museum vernachlässigten sie. Als Boig Clar das bemerkte, kündigte er den Vertrag.

Das Trio Debon-López schien die perfekte Mischung zu sein: Die beiden Brüder haben künstlerische Sensibilität, sie gehörten zuvor der mittlerweile aufgelösten wichtigsten mallorquinischen Pop-Band, Antònia Font, an. Neben ihrem ausgezeichneten pa amb oli (mit selbst gebackenem Brot) boten sie in der Bar auch regelmäßig gute Live-Musik. Cecilia López gestaltete Kinderworkshops im Museum, lud Schulklassen ein und veranstaltete thematische Führungen. Doch die Besucherzahlen stimmen einfach nicht. Anders gesagt: Es kommt nicht genug Geld in die Kasse.

Pau Debon lässt durch­blicken, dass die Monatsmiete erdrückend hoch ist für ein Projekt, das praktisch nur mit dem Barbetrieb Gewinn erwirtschaften kann. Das Museum mit seinen sympathisch günstigen Eintrittspreisen (3,50 Euro für Erwachsene, 2,50 Euro für Kinder), aber verursachte ihm und seinen Mitstreitern Kopfschmerzen. „Wir haben es nicht geschafft, Touristen anzulocken", sagt er. Und fügt mit einem Seufzer an: „Die Lage des Hauses ist schrecklich."

Dabei liegt das Spielzeugmuseum eigentlich sehr zentral, mitten im charmanten Gassengewirr der Altstadt, zwischen der Plaça Santa Eulàlia, der Plaça Sant Francesc und der Plaça de Quadrado. Nur steht es eben in einer der engsten und verstecktesten Seitengassen, in die sich die meisten Besucher gar nicht hineintrauen. Verfehlen kann man es eigentlich nicht, denn das gesamte Umfeld des Carrer Campana ist mit schönen, handgeschriebenen Wegweisern ausgestattet. Man sieht: Die drei haben ihr Bestes getan.

Nun, seit rund zwei Wochen, keimt wieder etwas Hoffnung auf, was die Besucherzahlen angeht. Das Unternehmen City Sightseeing und die Stadtverwaltung haben das Museum in ihr Coupon-System aufgenommen: Wer eine Stadtführung in einem der roten Doppeldeckerbusse macht oder sich einen Palma Pass kauft, kann das Museum günstiger besuchen. Bei den ohnehin schon niedrigen Eintrittspreisen ist das aber kein echter Anreiz.

Letztlich geht es beim Spielzeugmuseum aber wohl um das Konzept. Will es so altmodisch und gemütlich bleiben, mit all seinen Glas­vitrinen und Absperrungen, hinter denen zierliche, nied­liche, kaputt geschmuste Reliquien vergangener Kindertage stehen? Dann wird es wohl trotz allen Charmes nie funktionieren. Zieht man aber die Preise an, krempelt die Präsentation um, bietet den Besuchern ein interaktives, digital und technologisch aufgewertetes Erlebnis, kostet das viel Geld. Und die Exponate, die zwar hübsch anzusehen sind, aber zu zerbrechlich oder zu wertvoll, um mit ihnen zu spielen, könnten an Glanz verlieren.

Deshalb sollte man die Objekte vielleicht als das nutzen, was sie ohnehin schon sind: Requisiten und Dekoration. Dann könnte man die drei Etagen, an deren Wände sie ausgestellt sind, als Räume für Performance, Tanz und Spiel nutzen und damit das Kulturprogramm der Bar erweitern: 300 Quadratmeter mit bunt gestalteten Wänden.

Museu de sa Jugueta, Carrer Campana,7. Di.-Mi. 9.30-17 Uhr, Do.-So. 9.30 bis 0.30 Uhr. www.museudesajugueta.es

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