Sechs Jahre ist es her, dass eine damals 28-Jährige mit ihrem Porsche Cayenne eine Gruppe deutscher Radfahrer auf der Landstraße zwischen Capdepera und Artà erfasste. Sie tötete einen von ihnen und verletzte acht weitere. Nun steht die Frau vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft fordert vier Jahre Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Fahrens unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln.

Das berichtet ein Zeuge

Am ersten Prozesstag am Montag (29.4.) wollte die Unfallfahrerin nicht aussagen. Stattdessen erklärten Zeugen und Ermittler, wie sie den Unfall am 5. April 2018 erlebten. Ein Radfahrer, der nicht zur Gruppe gehörte, aber den Unfall aus nächster Nähe miterlebte, erklärte, das Auto habe ihn mit rasender Geschwindigkeit überholt. "Es fuhr sehr dicht vorbei. Rund hundert Meter weiter sah ich daraufhin, wie die Radfahrer durch die Luft flogen."

Zwei Ersthelfer an der Unfallstelle. B. Capó

Die Ermittler der Guardia Civil erklärten, man habe am Unfallort keine Bremsspuren gefunden. Die These der Beamten ist, dass die Frau am Steuer abgelenkt war. Demnach sei das Auto an einer kurvigen Stelle der Straße geradeaus gefahren. "Entweder, sie hat die Radfahrer nicht gesehen oder sie hat die Entfernung falsch eingeschätzt", so einer der Ermittler.

Sie erklärten, man habe im Auto Kippen von Joints gefunden. Die Frau wurde nach dem Unfall positiv auf Marihuana-Konsum getestet und verweigerte eine zweite Probe, um das Ergebnis zu bestätigen. Laut Aussagen der Ermittler habe sich die Frau nach dem Zusammenprall nervös gezeigt und habe geweint. Man habe nicht den Eindruck gehabt, dass sie unter Drogen stand. Auch einige der Geschädigten sagten per Videokonferenz aus. Einige von ihnen leiden immer noch unter den Folgen des Unfalls. Am Dienstag sollen Gutachter gehört werden.

Die Frau nach der Festnahme. Manu Mielniezuk

Wie die Zeitung "Ultima Hora" berichtet, hat die Versicherung der Frau die Familie des getöteten Radfahrers bereits mit 1,5 Millionen Euro entschädigt. Die Anklage fordert von der Frau 140.000 Euro, um die Verletzten zu entschädigen.

So kam es zu dem Unfall

Am 5. April 2018 starteten Teilnehmer der Reisegruppe "Hannes Hawaii Tours" nach anderthalb Wochen Training eine anspruchsvolle Tour. Sie wollten mit Fahrrädern zum Puig Major und wieder zurück zu ihrem Hotel bei der Cala Ratjada fahren. Geplant war eine 200 Kilometer lange Rundfahrt, doch bereits nach fünf Kilometern kam es zum Unfall.

Angeführt von Christoph B., einem 47-jährigen Tourguide aus Mönchengladbach, fuhren sie auf der Straße Ma-15, als von hinten ein Auto ungebremst in die Gruppe fuhr. Laut Polizei fuhren die Radfahrer korrekt am Rand der Fahrbahn. Neun der zehn Fahrer wurden vom Auto erwischt. Als letztes Tourguide Christoph B., der ganz vorne fuhr. Er prallte hart mit dem Kopf auf den Asphalt. So hart, dass selbst sein Helm ihn nicht rettete. Der Familienvater verstarb später im Krankenhaus an den Folgen des Unfalls.

Bei der Unfallfahrerin handelte es sich um eine Unternehmerin, die eine Reinigungsfirma betrieb und Mutter einer damals sechs Jahre alten Tochter ist. Sie war 18 Tage lang in Untersuchungshaft.