Souveränes Auftreten, klare Ansagen. Der Frankfurter Unternehmer Paul Jörg Feldhoff (46) möchte nicht im Rampenlicht stehen – es gehe ihm um die Sache: um Kunstförderung. Hinter dem neuen „Mallorca International Art Award“ (MIAA) stecken seine auf Immobilienwirtschaft fokussierte Unternehmensgruppe Feldhoff & Cie, die Designagentur Appel Nowitzki und Galeristin Mercedes Estarellas von Kaplan Projects. Der insgesamt mit 17.500 Euro dotierte Preis, der nun an Marcelo Víquez und Alba Suau vergeben wurde, soll Künstler mit Mallorca-Bezug fördern.

Sie haben den Mallorca International Art Award mit ins Leben gerufen. Warum?

In der Pandemie sind viele Initiativen für sozial Schwächere entstanden, etwa die solidarische Bäckerei Pan de Mar, die ich auch unterstützt habe. Wenn man schon lange hier auf der Insel ist, muss man Verantwortung übernehmen – nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten. Ich arbeite schon länger mit Mercedes Estarellas zusammen. So kam die Idee auf: Was können wir gemeinsam für die Kunstszene auf der Insel tun? Dann haben wir mit unseren jeweiligen Netzwerken ein Konzept entwickelt. Von der Dotierung ist der MIAA der viertgrößte spanische Kunstpreis, gemäß unseren Recherchen. Das Preisgeld ist dabei nur das eine – das andere ist beispielsweise die Möglichkeit, in der Kunsthalle Tor Art Space in Frankfurt auszustellen, die mein Unternehmerkollege Ulf Appel betreibt.

Betrachten Sie Ihr Engagement für Kunst als Ausgleich zu Ihrer Unternehmertätigkeit?

Ausgleich würde ich nicht sagen, es ist eine Verbindung, und ein Teil meiner gesellschaftlichen Verantwortung von mir als Unternehmer. Aber jeder Entscheider oder Privilegierte kann etwas zurückgeben. Das sollte eigentlich jeder tun, aber es machen zu wenige. Wir fangen hier mit der regionalen Kunstförderung gerade erst an, aber ich finde es wahnsinnig wichtig, dass da mehr passiert.

Sie saßen neben bekannten Namen wie Patricia Asbæk oder Enrique Juncosa in der Jury. Wie lief der Entscheidungsprozess ab?

Jeder von uns hatte zehn Stimmen. Marcelo Víquez wurde von vielen als herausragender Künstler betrachtet und hatte von vier Jurymitgliedern zehn Punkte bekommen. Die Diskussion mit den Profis fand ich in der Sitzung sehr spannend.

Wie erleben Sie die deutsche Kunstsammler-Szene auf Mallorca?

Die Szene ist sehr bunt gemischt. Wenn es darum geht, speziell spanische und mallorquinische Kunst oder Künstler mit Bezug zur Insel zu sammeln, kenne ich bisher nur sehr wenige Personen in meinem Umfeld. Aber da gibt es wohl noch mehr. In meinem Freundeskreis kaufen viele ihre Kunst in Deutschland und lassen sich diese dann auf die Insel bringen. Sie kaufen aber auch viel von dem, was die Galerien hier anbieten und verschiffen es teils nach Deutschland. Aber die meisten meiner Freunde, die Kunst auf der Insel kaufen, behalten sie auch hier. Viele geben recht ordentliche Summen aus, damit ihre Häuser toll gestaltet sind. Das Dumme ist nur, dass man die Kunst irgendwann einlagern muss, weil man zu viele Werke hat und dann gute Lagerflächen braucht, die nicht so einfach zu finden sind.

Verleitet die Tatsache, dass Sie sich alle auf Mallorca so wohlfühlen, womöglich dazu, mehr zu kaufen als in der Heimat?

Wenn Sie zu Hause tolle Kunst besitzen, wollen Sie es auch hier schön haben. Aber es muss matchen und zur Stimmung auf der Insel passen. Wenn Sie fröhliche Bilder an den Wänden hängen haben, wird das ganze Haus oder die Wohnung viel netter und freundlicher. Aber das ist, glaube ich, kein Inselbonus. Wenn Sie kunstinteressiert sind, möchten Sie überall, ob im Büro, zu Hause oder am Urlaubsort, schöne Kunst genießen.

Was ist Ihnen selbst beim Kauf wichtig?

Ich finde es gut, wenn man Kunst mit einer Story verknüpfen kann. Albert Pinya beispielsweise schätze ich sehr – eines seiner Werke hängt bei uns im Esszimmer. Er ist erst Anfang 30 und ein „Rising Star“ der Kunstszene. Wenn man ihn in seinem Atelier trifft, mit ihm redet und ein Bier trinkt, ist das einfach super inspirierend. Ich kaufe auch keine Kunst als Anlageobjekt, sondern nur Werke, die mir gefallen. Die Preisspanne liegt dabei im einstelligen bis mittleren zweistelligen Tausend-Euro-Bereich. Unser ehemaliger Nachbar auf der Insel, ein bekannter Münchner Galerist, sagte einmal zu mir, Kunst fängt für ihn erst ab 50.000 Euro an. Davor sei es Wanddekoration. Das sehe ich deutlich anders. Kunst hängt nicht vom Preis ab, sondern davon, ob sie einen berührt.

Warum haben Sie besonders Gefallen an mallorquinischer Kunst gefunden?

Das ist das gleiche Thema, wie wenn Sie nach Mallorca kommen und dann deutschen Wein trinken. Ich bin mit Winzern aus der Pfalz befreundet und trinke ihre Weine gerne, aber muss ich sie auf die Insel bringen lassen? Klares Nein, da es so viele coole Winzer hier gibt! Ich finde Regionalität einen ganz wichtigen Faktor. Das gilt auch für die Kunst.

Welche Entwicklung haben Sie in Bezug auf den Kunstmarkt der Insel beobachtet?

Es ist schon teurer geworden. Auch in Covid-Zeiten, wo die Preise nach meinem Empfinden hätten sinken müssen, sind die Werke in den Galerien preisstabil geblieben oder höherpreisiger geworden. Früher gab es unter 10.000 Euro spannende, großformatige Werke. Ich persönlich mag großformatige Kunstwerke lieber als kleinere Formate, da sie stärker wirken. In diesem Bereich, würde ich sagen, sind die Preise vielfach deutlich gestiegen.

Die Preisverleihung des MIAA findet als exklusives Event zeitgleich zur Nit de l’Art statt. Welche Rolle spielt die Kunstnacht bei Sammlern?

Bei vielen Sammlern ist die Nit de l’Art gar nicht bekannt. Für uns liegt der Termin nach der Sommerpause, man muss also nur für das Wochenende anreisen. Wenn mehr Sammler wüssten, dass zu der Zeit spannende Menschen auf der Insel sind und es interessante Ausstellungen gibt, könnte es gelingen, mehr von ihnen auf die Insel zu locken und die Nit de l’Art im internationalen Kunstkalender deutlich aufzuwerten. Vielleicht kann der MIAA dazu einen Beitrag leisten.