Detlef Engwicht, der Geschäftsführer des Udo-Walz-Salons in der Carrer Sant Feliu freut sich auf die neuen Nachbarn. Im Haus schräg gegenüber kündigen sie sich bereits jetzt mit einem weltbekannten Schriftzug an: Louis Vuitton.

Wenn man den Arbeitern im staubigen Innenhof glauben darf, soll die Renovierung im kommenden Monat abgeschlossen sein. Ursprünglich sollten in den imposanten Bau auf der Ecke vom Passeig del Born und der Carrer Sant Feliu unweit der Kathedrale schon ein Luxushotel und das Casino einziehen. Tatsächlich werden es jetzt weltbekannte Edelmarken aus der Bekleidungsbranche.

Bei dem Gebäude handelt es sich um Can Alomar. Der herrschaftliche Palast wurde zwischen 1870 und 1898 erbaut. Wie man in den Gassen rund um den Prachtbau kolportiert, gehörte in den vergangenen drei Jahrzehnten zu den wechselnden Besitzern auch eine Deutsche, die das Gebäude aber verfallen ließ. Schließlich erwarb es 2007 die Immobiliengruppe Ibosa. Sie renoviert die 3.525 Quadratmeter bebauter Fläche originalgetreu – wie es der Denkmalschutz vorschreibt. Die Gruppe hat sich den Kauf geschätzte 36 Millionen Euro kosten lassen.

Außer Louis Vuitton wird es dort auch die edlen Halstücher der Marke Hermès geben, für die betuchte Kunden schon mal ein paar Hundert Euro auf den Verkaufstisch legen. Während die Geschäfte im Erdgeschoss einziehen, sollen im ersten Stock Wohnungen entstehen und unterirdisch Parkplätze im Fahrstuhlsystem. Das Angebot hat zwar seinen Preis, ist aber auch sehr begehrt, wie Galeristin Jule Kewenig feststellen musste. „Es gibt keine Wohnungen mehr, die sind alle verkauft", sagt sie. Offensichtlich an Leute mit viel Platzbedarf und einem ebenso großen Geldbeutel. Für 600 Quadratmeter seien dort sieben Millionen Euro aufgerufen worden. Man wird ja mal fragen dürfen. Der Stadtpalast mit Luxuswohnungen und mindestens zwei Edelbekleidungsgeschäften, er wird den Passeig del Born wohl endgültig zur Luxusmeile Palmas machen.

„Wir freuen uns natürlich sehr über die Kundschaft, die in diese Geschäfte geht und den Born bereichern wird", sagt Soledad Vargas, Leiterin des „Cappuccino"-Cafés weiter oben. Momentan würden sie häufiger mal den café con leche zu Spezialkunden von „Hugo Boss" auf der Ecke Borne und Carrer Constitució bringen. Warum also nicht auch zu den Hermès-Kunden?

Das werden sich wohl auch die Cousins Jaume Riera, Francisca Pomar und Mateu Santandreu denken, die im September das Café „Born 8" aufgemacht haben, genau auf der Mitte zwischen Hugo Boss und Cappuccino. Zuvor residierte hier das Immobilienbüro von Engel & Völkers. Die Zeiten sind schwieriger geworden, aber Kaffee wollen die Leute anscheinend immer noch trinken und zwischendurch ein bisschen Edelshopping betreiben.

Die eher unscheinbare Boutique „Corner", direkt neben dem Cappuccino und dem Eingang einer Privatbank, bietet schon jetzt im Schaufenster einen Trenchcoat für 1.200 Euro sowie ein Paar Prada-Schuhe für 430 Euro an. Vuitton und Hermès werden sich so gesehen in guter Gesellschaft niederlassen – wobei es am Born auch noch Bekleidungsketten wie „Massimo Dutti" und „Zara" gibt, oder den Innenausstatter „Zara Home", einen Ableger des Klamottenimperiums.

„Es ist schon auffällig, dass hier keine Leerstände zu sehen sind. Wo ausgeräumt wird, wird auch wieder eingeräumt", sagt Privat-Banker Deniz Demirdizen, der seit einigen Monaten mit Blick auf den Born arbeitet und seinen Kaffee natürlich im Born 8 holt. Tendenziell nehme die Qualität der Geschäfte zu – der 31-Jährige bedauert allerdings, dass die Traditionsgeschäfte verschwinden und den großen Ketten Platz machen müssen.

Während vorne am Born sowohl Billig- als auch Nobelmarken in der Auslage liegen, profitieren in den Seitenstraßen vom Born die Galerien. „Die Straße hier gewinnt extrem, das ist mit den Jahren immer besser geworden", sagt etwa Joanna Kunstmann von der gleichnamigen Galerie. „Unsere Straße hat auch von der Eröffnung des ,Rialto Living´ vor zwei Jahren profitiert."

Der Impuls durch den renovierten Can-Alomar-Palast könnte auch noch einige Namen in die erste Reihe ziehen. „Ein paar Quadratmeter mehr könnten wir schon gebrauchen", sagt Udo-Walz-Coiffeur Detlef Engwicht. Er will sich erkündigen, ob im Can Alomar noch ein Plätzchen frei ist. Wer auf der Luxus-Flaniermeile shoppt und seinen café trinkt, will schließlich auch gut gestylt sein.

Diese Artikel finden Sie auch hier.