Vor beleibten barbusigen Frauen, die einem mit einem grobfaserigen Handschuh die oberste Hautschicht herunterschrubben, muss man hier keine Angst haben. Ebenso wenig vor furchteinflösenden Masseuren mit Schnurrbärten, deren Metzgerhände einen durchkneten, bis kein Muskel mehr an seinem Platz zu sein scheint. Denn obwohl das Konzept den traditionellen türkischen Badehäusern entlehnt sei, habe man Palmas erstes Hamam auf die Bedürfnisse der Europäer zugeschnitten, sagt Inhaberin María José Rico. „Hier geht es nicht um religiös motivierte Körperreinigung, sondern um Wellness und Entspannung." Statt eines sozialen Treffpunkts, an dem gleichermaßen geschwitzt und geschwatzt wird, soll das „Hammam Palma", das am 24. November eröffnet, eine Oase der Ruhe sein.

Hinter dem unscheinbaren Rollladen, der bisher noch den Eingang verschließt, würde man angesichts der Lage in einer Seitenstraße von Palmas Innenstadtring Avenidas eher ein leerstehendes Ladenlokal oder einen kaum genutzten Lagerraum vermuten. Auch der Empfangsbereich ist noch recht unspektakulär. Sobald man aber die Umkleiden hinter sich gelassen und eine weitere Holztür passiert hat, steht man in einem Reich aus Tausendundeine Nacht: orientalische Muster, arabische Deckenleuchter, bronzefarbene Lampen, auf den Tischen marokkanische Teekännchen und -gläser, dazu der Duft nach aromatischen Ölen. Die „Sala templada", der lauwarme Raum mit einer Temperatur von 33 bis 34 Grad, ist zum Ankommen und Ausspannen - vor und nach dem eigentlichen Bad - gedacht.

Von dort geht es weiter ins hellgrün schimmernde Schwimmbecken, das von dunkelroten Wänden und noch mehr Kerzen und Lampen umgeben ist. Im Hintergrund läuft angenehme arabische Musik. „Es sollte arabisch sein, aber nichts Krachiges", sagt María José Rico, die deshalb lange suchte und probehörte, bis sie das Passende gefunden hatte. Im angrenzenden Dampfbad, wo die Temperaturen bis auf 50 Grad klettern und die Besucher wohltuende Eukalyptus-Aromen einatmen, sowie in der saña fría (zum Abkühlen nach dem Schwitzen) finden sich original marokkanische Wasserschalen und Wasserhähne. „Die haben wir auf einer Reise nach Marrakesch gekauft", erzählt Rico, die das Hamam-Projekt zusammen mit ihrem Mann Elias Cascant realisiert hat.

Die Idee dazu hatte das Paar vor rund fünf Jahren, als María José ihren damals recht gestressten Gatten in ein bekanntes Hamam in Granada einlud - das ihnen bezüglich Architektur und Wellness-Angebot als Vorbild diente. Anders als in der andalusischen Stadt, wo sich die Touristen scharenweise im Schwimmbecken drängen und vor den Massage-Liegen Schlange stehen, sollen die Gäste im „Hammam Palma" Exklusivität und Ruhe genießen. Alle 20 Minuten werden maximal zwei Personen eingelassen, die sich etwa eine Stunde in den verschieden temperierten Räumen aufhalten. Wer länger bleiben möchte, kann im oberen Stockwerk eine Massage in Anspruch nehmen oder sich auf einem von zwei

heißen Marmorsteinen beim echten Hamam-Ritual - wie gesagt in harmloser europäischer Version - waschen und porentief reinigen lassen. Zum Einschäumen stehen schwarze marokkanische Seife, schwarze Olivenpaste mit Eukalyptus-Aroma oder traditioneller türkischer Badeschaum zur Auswahl, gepeelt wird anschließend mit einem weichen Baumwollhandschuh.

„Wir wollen Einheimischen und Touristen eine Alternative zu den klassischen Spas der Insel bieten", sagen María José und Elias Cascant, die neben ihren Erparnissen zwei Kredite - insgesamt einige hunderttausend Euro - in das Projekt investiert haben. Obwohl sie den größten Besucheransturm in den Wintermonaten erwarten, wollen sie das Hamam, das nach zweijähriger Bauzeit nun endlich fertig ist, das ganze Jahr über öffnen.

Es ist Waschtag!

Hammam Palma, C/. Costa i Llobera 20, 07005 Palma, zwischen 27 und 72 Euro; Reservierungen unter Tel.: 971-41 28 60 oder per Mail an hammampalma@gmail.com. www.hammampalma.com, Täglich 10 bis 22 Uhr, außer montags.