Auf einer Finca bei Llucmajor wachsen in den Beeten zurzeit vorwiegend Pflanzen, die Samen liefern. Die von „Brots Aromatics" in diesem Jahr gezüchteten aromatischen Kräuter in Töpfen sind alle über die örtliche landwirtschaftliche Kooperative oder an Restaurants verkauft worden. Für den nachhaltigen ökologischen Anbau mit Zertifikat des Inselrats auf ihrer Finca sind Mar Blanch und Jim Capella Ohlsson verantwortlich.

Im vergangenen Jahr musste das Paar viel Geld für Bio-Samen ausgeben. In der nächsten Saison soll dieser Posten in der Kalkulation nicht mehr auftauchen. Hauseigene Samen stehen für die Aussaat bereit, die von Pflanzen stammen, die das Inselklima gewöhnt sind.

Samen bildende Blüten

Eine Reihe Basilikumstauden wächst nebeneinander im Beet, sie haben weiße Blüten gebildet. Bei einigen zeichnet sich die Samenbildung ab: Die Rispen verfärben sich hellbraun. Einige Zweige wurden kürzlich geschnitten und getrocknet. Das großblättrige Basilikum (Ocimum basilicum bot., albahaca span., alfabaguera kat.) zählt zu den Einjährigen, die jedes Frühjahr neu ausgesät werden.

Den richtigen Zeitpunkt für die Ernte der Samen zu finden, ist eine Wissenschaft für sich. Denn für die proteinreichen Körner gibt es viele Interessenten: Vögel, die jeden Morgen zum erneuten Anflug auf die Beete starten, aber auch Insekten haben Appetit auf Samen.

Die rechtzeitig gepflückten und mittlerweile getrockneten Basilikumzweige liegen jetzt in einer überdachten Werkstatt neben ­einer Kunststoffschale, die mit einem engmaschigen Netz bedeckt ist. Das Paar nimmt die Zweige zwischen die Handflächen und reibt sie aneinander. Je trockener diese sind, desto leichter fallen sie aus den Blüten.

Auch der Samen des mehrjährigen, immergrünen Indischen Basilikums, auch Tulsa genannt (Ocimum tenuiflorum bot., albahaca ­india span., alfabaguera d'indi kat.) wird so ­gewonnen, aber auch der des Thymians.

Die semillas des Römersalats (Lactuca sativa bot., lechuga span., enciam kat.) stecken in duftigen Flugschirmen, die an die des Löwenzahns erinnern. Die Lust auf Nachwuchs in der Wildnis ist bei dem seit Jahrhunderten kultivierten Korbblütler ungebremst: Er bildet flugfähige Samen, die der Wind mitnehmen könnte, wenn man ihn nicht vorher seiner blühenden Zweige berauben würde, um sie gezielt auszusäen. Zum Schutz der Samen ­bedecken die Bio-Gärtner die Blüten und verhindern so auch unerwünschte Kreuzungen ­unter den Arten durch bestäubende Insekten.

Jetzt liegen die getrockneten pomponartigen Blüten des Römersalats auf dem Tisch in der Werkstatt, die Samen werden einzeln ausgelöst. Zusätzlich pustet Jim Capella mit einer Luftkompressionspumpe in die Samen und die leichteren Blütenreste fliegen davon.

Vermehrung durch Früchte

Wenn Pflanzen Früchte bilden, in denen die Samen stecken, dann wohl ursprünglich zu dem Zweck, dass ein Tier diese frisst, verdaut und das Gewächs am Ort seiner Ausscheidung neu keimt. Viele der Samen in Früchten sind feuchter als die der Blüten, die Schimmel­gefahr ist dadurch größer. Tomatenkerne sind zunächst auf Küchenpapier zu trocknen, danach an der frischen Luft oder mit einem ­Ventilator.

Handelt es sich bei den Früchten um Schoten, die bereits getrocknet sind, ist die Samengewinnung einfach. Das gilt für auch für die Ñora-Paprika (Capsicum annuum bot., ñora span., nyora kat.), die zu den wichtigen sofrito-Gewürzen für die Paella zählt. Der Bio-Züchter öffnet jede Schote einzeln, holt die Samen ­heraus und trocknet sie ein paar Tage, bevor sie in Schraubgläsern an einem trockenen, dunklen Ort für die Aussaat in der kommenden ­Saison gelagert werden.

Tel.: 690-02 96 13 (wegen schlechten Empfangs auf der Finca besser über Whatsapp)