Javier Rodrigo de Santos hat einen gesellschaftlichen Sturz hinter sich, den sich auch griechische Tragödien-Schreiber nicht besser hätten ausdenken können. Die Fallhöhe - vom dynamisch-erfolgreichen Saubermann und Familienvater zum kriminellen Sexmonster - ist nicht zu übertreffen. Ein Drogen-Opfer mit psychischen Problemen?

Mildernde Umstände kann De Santos nach dem jetzigen Stand der Dinge nicht in Anspruch nehmen. Er hat Geld aus der Stadtkasse ausgegeben, im Schwulen-Bordell genauso wie im Supermarkt. Es waren keine Ausrutscher - kontinuierlich bezahlte de Santos mit Steuergeldern für private Bedürfnisse, mehr als 50.000 Euro.

Mit seinem Verhalten hat De Santos dem Berufsstand der Politiker weiteren Imageschaden zugefügt. Spanische Karikaturisten stellen ihre Volksvertreter schon jetzt gerne pauschal als Kriminelle dar. Und wer dieses Bild bestätigt, braucht sich nicht zu wundern, dass auch viele Steuerzahler keine Gewissensbisse haben, wenn sie sich nicht ans Gesetz halten.

Wer ein öffentliches Amt innehat, muss zudem einer moralischen Verantwortung gerecht werden. Privatsphäre kann De Santos für seine Familie beanspruchen. Doch wenn jetzt genüsslich über Sexspielzeug und ­Orgien berichtet wird, ist das vielleicht ein Armutszeugnis für den Sensations-Journalismus, wurde aber letztendlich vom Saubermann selbst provoziert.

Der Politiker hat mit seinem Verhalten genau das Bild eines zügellosen Sündenpfuhls abgeliefert, das streng-konservative Gesellschaftsvertreter in Spanien an die Wand malen- eine zerstörerische Kraft, die die traditionelle Familie in den Abgrund zieht. Die Partei von De Santos ließ sich auf dieses Zerrbild ein. Dabei gibt es genügend Politiker, die vormachen, dass Schwulsein kein Karriere-Hindernis ist. Doch statt öffentlich zur Homo-Ehe zu stehen und zur Modernisierung der PP beizutragen, gab De Santos heimlich öffentliches Geld für Bordellbesuche aus. Wenn er ein Opfer ist, dann das seiner eigenen Doppelmoral.