Es hat nur für Dénia gereicht. Viel weiter als bis zur Costa Blanca, der Kulisse für das Getöse um den Dienstwagen der Ulla Schmidt, wird sich der Wahlkampf für die Bundestagswahlen am 27. September voraussichtlich nicht mehr der Insel nähern. Die CDU-Zentrale hat gerade mal noch ein simuliertes Interview mit der Bundeskanzlerin an die Auslandsmedien verschickt. Angesichts dessen, was in Deutschland an politischer Auseinandersetzung geboten wird, ist die­se Zurückhaltung nicht so unerfreulich.

Zu denken gibt sie trotzdem. Warum lassen die meisten Politiker Mallorca links liegen? Weil die Zahlen nicht stimmen: Auf den Balearen mag es, sehr großzügig berechnet, ein paar Zehntausend Deutsche geben, die zur Briefwahl berechtigt sind. Das ist nicht viel. Nun gibt es auch Urlauber auf Mallorca, und das bekanntermaßen in einer weit ansehnlicheren Größenordnung, gerade jetzt in den letzten Wochen vor den Wahlen. Zwei Gründe sprechen dagegen, das sonnenbadende Wahlvolk auf der Insel zu bezirzen.

Besonders stichhaltig sind sie beide nicht. Da wäre der Respekt vor der spanischen Souveränität – mit etwas Fingerspitzengefühl könnte er durchaus gewahrt werden. Und da ist die Furcht davor, die Urlauber in ihrer Erholung zu stören, sie gar zu verschrecken. Eigentlich merkwürdig: Politiker, die entspann­ten Menschen keine Politik zumuten wollen. Wer so argumentiert, sollte mal an seinen Botschaften feilen oder aber auch seine Berufswahl überdenken.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass es noch einen weiteren Grund geben könnte. Wie auch viele andere ihrer Landsleute nehmen deutsche Politiker die Insel nicht wirklich ernst. Mallorca, das ist ein Urlaubsfoto, ein Golfplatz, ein Blick aufs Meer, ein Klischee, nicht aber eine Insel, auf der politisch handelnde Menschen mit spezifischen Problemen zusammenfinden. Stimmenfang auf Mallorca, so scheint es, ist so abwegig wie Wahlkampf in Disneyland. Das nun ist für diejenigen, die wir hier leben, eine nicht ganz so erfreuliche Erkenntnis.