Wo Katastrophen passieren, wo Menschen sterben, da ist die Frage nach Schuldigen eine logische Konsequenz. Es ist schwer, Verluste von Menschenleben und Existenzen hinzunehmen, ohne jemanden zur Rechenschaft ziehen zu können. Allein schon wegen der Haftungsansprüche. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass die Flutkatastrophe vom 9. Oktober auf Mallorca Monate später ein öffentlich diskutiertes Thema bleibt, dass Abläufe und Entscheidungsketten an jenem Abend analysiert werden, dass geschaut wird, wo es noch immer hakt. Die Ergebnisse, die Sachbeamte der Balearen-Verwaltung jetzt zu eben jener Fragestellung vorlegten, sind aber enttäuschend. Personalmangel, zu wenig Spezialisierung der Rettungskräfte und der Koordinatoren, zu späte Warnungen vom Wetterdienst ... Gewiss, all das ist wichtig. Aber es klingt alles unkonkret, unspektakulär, zu wenig, um mit dem Finger auf den einen Verantwortlichen zeigen zu können - erst recht, weil nichts garantiert, dass die Katastrophe durch mehr Spezialkräfte wirklich hätte verhindert werden können.

Da muss man schon auf Entscheidungen zurückblicken, die viele Jahre und Jahrzehnte vor dem 9. Oktober getroffen worden sind. Damals, als zugelassen wurde, dass in unmittelbarer Nähe der Sturzbäche ganze Ortschaften und Straßendämme errichtet werden dürfen, die den natürlichen Fluss der Sturzbäche stören. Und ist nicht auch schuldig, wer durch wenig nachhaltige Lebensweise den Klimawandel fördert, der wiederum übermäßige Niederschlagsmengen zur Konsequenz hat? Es klingt vielleicht zu indirekt, zu wenig greifbar. Aber womöglich sind genau das Antworten auf die Schuldfrage.