Gleich vier Minister attackieren Mallorca-Politikerin Marga Prohens im spanischen Parlament
Gleich vier Minister schießen sich auf die mallorquinische Politikerin Marga Prohens ein
So sehr Mallorca aus deutscher Perspektive manchmal wie der Mittelpunkt der Welt wirkt, ist die Insel aus spanischer Perspektive weitgehend Provinz. Die Themen, die den politischen und gesellschaftlichen Alltag auf der Insel bestimmen, finden selten den Weg in die nationalen Debatten. Die Hauptstadt Madrid, aber auch Katalonien und Andalusien sind weitaus bedeutender.
Am Mittwoch (29.3.) war dies allerdings anders: Denn da schossen sich gleich vier Minister der spanischen Regierung auf die PP-Spitzenkandidatin bei den Regionalwahlen, Marga Prohens, ein. Im Mittelpunkt standen zwei Themen: Zum einen das geheime Mittagessen, das Prohens und weitere Führungskräfte der Partei mit dem wegen Korruption verurteilten Ex-Parteichef José Maria Rodríguez abgehalten hatten. Zum anderen ein Zitat aus einem Fernseh-Interview, bei dem Prohens die höhenverstellbaren Betten in Hotels als "größte Dummheit in der Tourismuspolitik der vergangenen Jahre" bezeichnet hatte.
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Kritik vom Innenminister
Innenminister Fernando Grande-Marlaska eröffnete die Salven. Er steht unter Druck, weil die Direktorin der Guardia Civil zurückgetreten ist und der Oberste Gerichtshof die Kündigung des Ex-Guardia Civil-Direktors Pérez de los Cobos für ungültig erklärt hatte. Grande-Marlaska ging zum Gegenangriff über. Der Minister erinnerte Prohens daran, dass ihr Tischnachbar beim Geheimessen, Rodríguez, die Guardia Civil unter Druck gesetzt hatte, um Einblicke in die Ermittlungen gegen sich zu bekommen.
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Auch Transportministerin Raquel Sánchez schoss gegen Prohens: "Seien Sie vorsichtig, mit wem Sie sich treffen, besonders wenn es sich um einen wegen Korruption verurteilten PP-Chef handelt." Sie hoffe, dass Rodríguez nicht derjenige sei, der Prohens in Wohnungsbaufragen berate. Prohens giftete zurück: "Weniger Tweets schreiben und mehr arbeiten", empfahl sie der Ministerin.
Duell mit Irene Montero
Gleichstellungsministerin Irene Montero und Prohens liefern sich seit Monate brisante Duelle im Parlament. Die Mallorquinerin ist eine der lautesten Kritikerinnen des mit Fehlern behafteten Sexualstrafrechts, das als eines der Prestigeprojekte von Montero gilt. Nun sah Montero eine Chance, sich zu rächen. Bezüglich der Aussage zu den höhenverstellbaren Betten, die die Arbeitslast für Zimmermädchen in Hotels reduzieren sollen, sagte die Ministerin: "Sie haben gesagt, dass die Rechte (der Arbeiter - Anm. d. Red.) Dummheiten sind, die größten Dummheiten in der Geschichte des Landes. Aber wenn Ihre Partei regiert, haben die Frauen immer weniger Rechte."
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Auch Arbeitsministerin und Vizepräsidentin Yolanda Díaz äußerte sich in der Causa. Sie bezeichnete die Aussagen von Prohens als "besorgniserregend" und warf der Mallorquinerin, keine ausreichende Kenntnis in Sachen Risiken am Arbeitsplatz zu haben.
Prohens entgegnete, dass man nicht ihre komplette Aussage in der Frage wiedergebe. Sie habe tatsächlich gesagt, dass sie sich sehr für die Rechte der Zimmermädchen einsetze, dass es aber darum gehe, die Arbeitsbelastung zu senken und arbeitsbedingte Krankheiten anzuerkennen. "Höhenverstellbare Betten waren nie eine Forderung der Arbeiterinnen."
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