"Nabelschnur der Korruption": Ein Essen auf Mallorca bringt PP-Spitzenkandidatin Marga Prohens in Bedrängnis

Fotos zeigen die Politikerin gemeinsam mit dem wegen Korruption verurteilten Ex-Parteichef José María Rodríguez

Marga Prohens im Gespräch mit José Maria Rodríguez in Sencelles.

Marga Prohens im Gespräch mit José Maria Rodríguez in Sencelles. / DM

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Der Wahlkampf auf Mallorca rückt näher. In exakt zwei Monaten, am 28. Mai, stehen die Regionalwahlen auf der Insel an – und es beginnt die Phase der Indiskretionen und Leaks. Als Erstes hat es die Spitzenkandidatin der konservativen PP, Marga Prohens, erwischt. Diese wurde am Freitag (24.3.) in Sencelles bei einem Essen mit zahlreichen Parteikollegen fotografiert.

Mit am Tisch: José María Rodríguez, einstmals mächtiger PP-Strippenzieher. Ein Gericht hat ihn wegen Veruntreuung zwecks illegaler Wahlkampffinanzierung zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er ist gerade im offenen Vollzug. Viermal die Woche muss er in der Haftanstalt schlafen.

Auf einem Foto ist zu sehen, wie Prohens und der ehemalige Politiker, der 2016 aus der Partei geworfen wurde, miteinander reden. Prohens schaut während des Gesprächs auf ihr Handy. Es sieht so aus, als würde sie Rodríguez etwas auf dem Bildschirm zeigen. Die Fotos lösten Spekulationen darüber aus, inwieweit der immer noch bestens vernetzte Rodríguez an der Gestaltung der Listenplätze beteiligt ist. Denn Recherchen der MZ-Schwestezeitung „Diario de Mallorca“ zufolge, war Rodríguez bei dem Treffen auf einer Eventfinca nicht nur Gast, sondern tatsächlich Gastgeber. 

Auch andere Spitzenpolitiker mit am Tisch

Bei dem Essen, an dem Berichten zufolge rund 50 Personen teilnahmen, saßen auch der PP-Bürgermeisterkandidat für Palma, Jaime Martínez, Generalsekretärin Sandra Fernández sowie der PP-Parlamentsabgeordnete und Prohens' Ehemann, Javi Bonet, am Tisch. Ebenfalls mit dabei: Paco Frau, Rodríguez' rechte Hand. Alles in allem also kein gutes Bild für Prohens, die betont hat, dass die PP ihre korrupte Vergangenheit hinter sich gelassen hat.

Die Bilder, die von dem Rechtsaußen-Online-Portal "Ok Diario" geleakt wurden, wurden eindeutig von einem Teilnehmer der Runde aufgenommen. Dies wirft zusätzlich die Frage auf, welche internen Rivalitäten die eigentlich als starke Parteiführerin geltende Prohens fürchten muss.

Rüffel von der Parteizentrale

Die Madrider PP-Zentrale reagierte alarmiert. Borja Semper, Pressesprecher für Wahlkampagnen der Konservativen, rüffelte Prohens und die anderen Teilnehmer am Montagmittag öffentlich. Die Parteifreunde auf Mallorca hätten zugegeben, dass das Essen nicht die beste Entscheidung gewesen sei, sagte Semper auf einer Pressekonferenz. „Dieser Einschätzung schließe ich mich an.“

Prohens erschien am Abend beim regionalen Fernsehsender "Canal 4". Dort wiederholte sie den Wortlaut "nicht die beste Entscheidung." Hätte sie gewusst, dass das gemeinsame Essen solche Auswirkungen haben würde, hätte sie es sein gelassen, sagte sie. Eine schwacheEntschuldigung, denn offenbar gab es bei der Einladung die Anweisung, ja keine Fotos zu machen. Dass dieses Treffen Probleme bringen könnte, war den Beteiligten wohl klar.

Prohens betonte, es habe sich um ein "privates Essen" gehandelt. Zudem erklärte sie, dass sie genau wisse, wer die Bilder geleakt habe. "Wenn ich es nicht wüsste, wäre ich nicht befähigt, Parteichefin der PP zu sein." Weitere Erklärungen in der Causa werde sie nicht abgeben, weil es keine Notwendigkeit dafür gebe.

Prohens geht zum Gegenangriff über

Prohens ging darauf zum Gegenangriff über: "Wer dies politisch ausschlachten will, sollte sich das zweimal überlegen", sagte sie, wohl im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf mit der sozialistischen PSOE. "Nicht alle geben so viele Erklärungen ab, wie ich es in dieser Sache tue. Also Vorsicht, denn manche könnten das noch bereuen."

Das sagen die anderen Parteien

Den politischen Gegner schreckte diese Drohung nicht ab. Sowohl auf den Balearen als auch im spanischen Parlament, wo Prohens Abgeordnete ist, musste sie sich den Vorwurf anhören, dass sie mit der Korruption essen geht.

Die PSOE ließ über einen Sprecher erklären, es sei äußerst bedenklich, dass man sich mit jemandem zum Essen treffe, "der die dunkelste Vergangenheit dieser Insel" repräsentiere. Der Vorsitzende der regionalen Öko-Partei Més per Mallorca, Lluís Apesteguia, schoss in Richtung Prohens: "Sie isst nicht nur mit einem Korrupten, sie nimmt auch dessen Anweisungen entgegen." Und die liberale Ciudadanos-Sprecherin Patricia Guasp erklärte: "Die PP ist nicht in der Lage, die Nabelschnur zu trennen, die sie mit der Korruption verbindet."