So etwas nennt man eine Kehrtwende. Nach der massiven Beitragserhöhung ihres Vollschutzpaktes für Spanien-Residenten vor einem Jahr bietet die private Krankenversicherung UKV nun zwei günstigere Tarife mit einem reduzierten Leistungsspektrum an. „Um am hiesigen Markt weiterbestehen zu können, war eine Erweiterung der Tarife notwendig", sagt Sven Lindenberg, Leiter der UKV-Versicherungsagentur in Palma.

In den vergangenen Jahren habe sich das Profil der Versicherten deutlich gewandelt. Immer mehr junge Leute seien nach Mallorca gekommen, um sich hier eine Existenz aufzubauen. Die UKV-Versicherung im „Ibérica Salud"-Tarif mit ihrer nahezu kompletten Abdeckung aller medizinischen Kosten und uneingeschränkter Arztwahl sei aber eher ein Produkt für gutsituierte Kunden gewesen.

Allerdings war die bei vielen Mallorca-­Deutschen beliebte UKV-Versicherung bei ihrer Markteinführung im Jahr 2000 noch deutlich günstiger. „Ich habe angefangen mit 120 Mark im Monat, bei der letzten Erhöhung wären es dann über 400 Euro gewesen", erzählt eine heute 55 Jahre alte Deutsche. Als ihre Krankenversicherung im vergangenen Herbst erneut eine deutliche Erhöhung ankündigte, wechselte sie zu einem anderen Anbieter. So reagierten viele UKV-Kunden. Nach der letzten „Beitragsanpassung" um 40 Prozent sei der Kundenstamm um ein Viertel zurückgegangen, sagt Lindenberg. Derzeit seien noch rund 1.000 Residenten bei der UKV versichert.

Mit den neuen Tarifen „Ibérica Salud Compacto" und „Ibérica Salud Variable", die zusätzlich zum bestehenden Vollschutz von „Ibérica Salud" aufgelegt wurden, sollen nun wieder neue Kunden gewonnen werden. Lindenberg setzt dabei vor allem auf den guten Ruf der UKV als Qualitätsmarke und das Alleinstellungsmerkmal der Krankenversicherung als einzige, die auf Mallorca nach deutschem Recht arbeitet. „Wenn sie bei einem spanischen Versicherer nach einem halben Jahr schwerkrank werden, kann der sie an die frische Luft setzen. Das ist bei der UKV nicht möglich", sagt Lindenberg. Ein Preisbeispiel: Für „Salud Compacto" bezahlt eine 55 Jahre alte Frau 121,36 Euro im Monat. Mit den neuen Spartarifen folgt die UKV dem Modell spanischer Krankenversicherungen, wie Mapfre, DKV, Allianz oder Axa. Ähnlich wie bei den Mitbewerbern steht den Versicherten eine Auswahl an bestimmten Ärzten und Kliniken zur Verfügung. Anders als bei vielen anderen Angeboten mit vergleichbaren Preisen gebe es aber eine teilweise Übernahme der Kosten von Medikamenten und von Zahnbehandlungen sowie erstmals in Spanien Beitragsrückerstattung, betont Lindenberg. In den vergangenen Wochen habe die UKV bereits 80 bis 100 Versicherte gewonnen.

Für Branchenkenner Klaus Gabriel, der früher selbst Krankenversicherungen für die UKV auf Mallorca vertrieb, kommt das neue Geschäftsmodell der deutschen Versicherung zu spät. Mittlerweile seien viele spanische Versicherungen in ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis ebenbürtig, es gebe deutschsprachige Policen, und auch eine Axa oder DKV hätten deutsche Vertragsärzte, sagt er. Spanische Versicherer mit einem großen Kundenbestand könnten mit ihren Vertragskliniken auch deutlich günstigere Festpreise aushandeln. Indessen müssten Versicherungen mit vielen deutschen Kunden, die vorzugsweise deutsche Ärzte aufsuchen, mit einem weiteren Problem kämpfen. „Die deutschen Mediziner sind oft teuerer und es wird mitunter übertherapiert."

Nach Einschätzung von Iberia-Versicherungen in Santa Ponça, dem einzigen deutschsprachigen Büro auf Mallorca, das Krankenversicherungen von verschiedenen Anbietern vertreibt, sind rund die Hälfte der deutschen Insel-Residenten neben der staatlichen Seguridad Social auch privat versichert.