Real Madrid ist für Real ­Mallorca doch noch eine Nummer zu groß, der FC Barcelona muss sich neu ordnen, auch ein Champions-League-Teilnehmer kann absteigen, und auch ein Team mit ganz wenig Geld vermag richtig groß rauszukommen, sogar in Spanien. Eine kleine Auswahl der Geschichten, die die Primera División in der am Sonntag zu Ende gegangenen Spielzeit geschrieben hat:

Real Mallorca

Es wäre wohl des Guten ein wenig zu viel gewesen, wenn es der Inselclub doch noch in die Europa League geschafft hätte. Aber in den letzten vier Wochen der Liga, nachdem der Klassenerhalt in trockenen Tüchern war, spielte das Team groß auf und legte eine Siegesserie hin, wie es sie seit vier Jahren nicht mehr gab. Zur Europa League fehlte dann nur noch ein Sieg bei Real Madrid am Sonntag (das Spiel ging 4:1 verloren). Aber auch so war es eine relativ erfolgreiche Spielzeit. Real Mallorca stand zu keiner Zeit auf einem Abstiegsplatz und kassierte hinter den drei Spitzenclubs Real Madrid, FC Barcelona und FC Valencia die wenigsten Gegentore. Im heimischen Stadion erzielten die Gegner gar nur 15 Treffer, weniger als die 19 von Real Madrid im Bernabéu-Stadion. Außerdem verlor Mallorca nur gegen Real Madrid, den FC Barcelona und den FC Málaga beide Partien.

Was aber auch von der Saison übrig bleibt, sind die Querelen in der Führungsetage des Inselclubs. Präsident Jaume Cladera spricht von einer mallorquinischen und einer deutschen Seite, grüßt Aktio­när Utz Claassen nicht mehr und macht ihn für so ziemlich alles verantwortlich, was im Verein nicht funktioniert. Dagegen stänkert Claassen nun auch öffentlich, was unter anderem dazu führte, dass er für die Partie bei Real Madrid keine Karten für die Ehrentribüne bekam. Ein weiterer Affront gegen den Deutschen, der es zusammen mit dem mit ihm verbündeten Pedro Terrasa bei der Aktionärsversammlung am Dienstag (15.5.) schaffte, einen Vertreter der Fanclubs in den Verwaltungsrat aufnehmen zu lassen. Der Deutsche möchte am Dienstag (22.5.) bei einer Pressekonferenz seine Zukunftsvisionen für Real Mallorca vorstellen.

Real Madrid

Nun hat es José Mourinho also auch in Spanien geschafft, eine von ihm trainierte Mannschaft zum Titel zu führen. Wie ihm das gelang, war beeindruckend. Als erste Mannschaft in der Historie aller europäischen Ligen haben die Königlichen die 100-Punkte-Marke geknackt. Sie gewannen 32 von 38 Partien, dazu 121 erzielte Tore. So viele wie noch nie ein anderes spanisches Team zuvor. Cristiano Ronaldo schaffte es außerdem, in dieser Saison gegen jedes andere Team der Liga mindestens einmal einzunetzen. Mit seinen 46 Saisontoren blieb ihm trotzdem der Titel des Torschützenkönigs, des pichichi, verwehrt, weil sein Dauerrivale Lionel Messi vom FC Barcelona 50 Tore schoss. Über diese Anzahl von Toren kamen nur sieben Mannschaften aus der Liga hinaus. Zur Einordnung: Der gesamte Kader von Real Mallorca hat lediglich 42 Tore geschossen.

FC Barcelona

Was soll man zu den Katalanen schreiben? Sie stellen den Torschützenkönig, haben 91 Punkte geholt, 114 Tore geschossen und sind trotzdem nur Zweiter geworden. Der neue Trainer Tito Vilanova muss das Team nun nach dem Weggang von Pep Guardiola neu aufstellen.

FC Málaga

Der Aufsteiger der Saison. Zugegeben, ganz überraschend war es nicht, dass sich die Andalusier von einem Abstiegskandidaten bis in die Champions League vorgespielt haben. Nachdem Scheich Bin Nasser Al-Thani den Club finanziell auf Vordermann gebracht und 58 Millionen Euro investiert hat, darf Málaga nun vom großen Glanz auf der internationalen Bühne träumen. Der beste Beweis dafür, dass Geld eben doch Tore schießt.

FC Villarreal

International gespielt hat auch der FC Villarreal in dieser Saison – zu Beginn. Der Vorjahresvierte holte in der Champions League keinen einzigen Punkt. Und weil es auch in der Liga nicht viel besser lief, steigt der Verein aus der kleinen Stadt nördlich von Valencia ab. Für möglich gehalten hat es lange Zeit niemand, obwohl der Club die gesamte Saison über am Randes des Abgrunds stand. Nun erwischte es Villarreal am letzten Spieltag, und da quasi in letzter Sekunde. Bitter für den vor der Saison von Mallorca zu Villarreal gewechselten Jonathan De Guzmán: Statt in die Champions League geht er in die Zweite Liga.

UD Levante

Für einen Abstiegskandidaten hielten manche eher das dritte Team aus der Region Valencia. Doch mit einem der niedrigsten Etats der Liga – 20 Millionen Euro – strafte Levante alle Skeptiker Lügen und biss sich über die gesamte Saison in den internationalen Plätzen fest. Lange Zeit rangierte der Club aus Valencia sogar auf Rang vier. Die Europa-League-Teilnahme haben sie sich mehr als verdient, das muss selbst ein Fan von Real Mallorca neidlos eingestehen.

Real Zaragoza

Was dieses Team fertiggebracht hat, gleicht einem Wunder. Am 25. Spieltag noch mit zwölf Punkten Abstand auf das rettende Ufer abgeschlagen am Tabellenende, hat sich die Mannschaft an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel gekämpft und am letzten Spieltag (!) erstmals in diesem Jahr den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz geschafft.

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