Von Andreas John

Der damals 44-jährige Head-Pro im Marriott-Hotel Son Antem hatte am Abend zuvor einen Anruf von seinem Chef bekommen: „Hast du morgen Zeit, um mit Michael Douglas und zwei Freunden zu spielen?" Natürlich hatte Mellado Zeit. Douglas kannte er bereits aus früheren Übungsstunden im Marriott. Als der Schauspieler aber in Begleitung seines berühmten Hollywood-Kollegen in Son Antem auftauchte, blieb dem Spanier erst einmal die Spucke weg.

Es ging um 400 Dollar

„Wir vereinbarten, dass Douglas mit mir und Nicholson mit einem Freund der beiden zusammenspielen würde", erinnert sich Mellado. Als Wetteinsatz für die Runde wurden 100 Dollar pro Kopf ausgemacht. „Nicholson war ein echtes Schlitzohr. Er ließ keine Gelegenheit aus, uns beim Schlagen mit irgendwelchen Sprüchen und Witzen abzulenken. Dabei hatte er oft diesen teuflisch-sympathischen Ausdruck - wie in seinen Filmen", sagt Mellado.

Nachdem Nicholson am Loch 4 den Ball überraschend mehr als 100 Meter weit und damit fast vor die Fahne geschlagen hatte, rief Douglas erstaunt: „Hey Jack, das war ja unglaublich! Mit welchem Eisen hast du das geschafft?" Daraufhin soll der Hauptdarsteller aus „The Shining" erst gelächelt und schließlich geantwortet haben: „Warum sollte ich das verraten, Michael? Damit du etwa gewinnst?" Mellado, der Nicholson zuvor beim Griff in den Golfbag beobachtet hatte, konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Für ihn, der ja eigentlich als Golf-Pro mitgekommen war, um seinen berühmten Flightpartnern vielleicht noch den einen oder anderen Kniff zu zeigen, war die Runde pures Vergnügen. „Die beiden spielten sehr gut, Nicholson hatte damals ein Handicap 12, Douglas 14. Da hatte ich nicht viel zu tun."

Dass Mellado den viermaligen Oscar-Gewinnern - Nicholson hatte nur wenige Monate vor der Reise nach Mallorca seine dritte Statue für „Besser geht´s nicht" verliehen bekommen - auf dem Rasen stets eine Nasenlänge voraus war, lag an seinem Elternhaus. Das lag damals direkt neben dem internationalen Golfplatz von La Manga. Die Anlage nahe der südspanischen Stadt Cartagena gehörte noch bis in die 90er Jahre zu den renommiertesten Golfschulen Europas.

Dort erhielt Mellado mit neun Jahren seine erste Unterrichtsstunde, weitere verdiente er sich später als Caddy im Club. Dass dieser Sport seine Berufung war, habe er bereits nach dem ersten Schlag gewusst. Mit 18 Jahren trat Mellado dem spanischen Golfverband bei und ging als Profi auf Welttournee. Los Angeles, Schottland, Frankreich, Portugal oder Hongkong: „Ich habe auf den besten und schönsten Plätzen der Welt gespielt", erinnert er sich an seine Zeit als Globetrotter. Auf seinen Reisen lernte er natürlich auch andere Profis kennen, unter anderen Spaniens späteres Golf-Idol Severiano „Seve" Ballesteros. „Wir waren uns auf Anhieb sympathisch." In den USA und England lebte er sogar mehrere Monate, um seine Kenntnisse zu verfeinern.

Lernen mit Ballesteros

Ohne größere Erfolge auf internationalen Turnieren kehrte der damals 26-jährige Spanier Anfang der 80er Jahre schließlich nach La Manga zurück. „Ich ließ mich dort zum Head-Pro ausbilden. Damals war die Ausbildung zum Golflehrer für Profis noch etwas ganz Besonderes", erzählt Mellado. Nach seinem erfolgreichen Abschluss 1981 gehörte er zu insgesamt 194 Head-Pros mit Trainerlizenz in ganz Spanien. „Heute gibt es mehr als 2.000", sagt er.

Mellado arbeitete bis 1994 als Golflehrer in La Manga. Zu seinen Schülern zählten zahlreiche Prominente aus dem In- und Ausland wie Sängerin Petula Clark („Downtown"), der Ehemann von Englands „Eiserner Lady" Margaret Thatcher oder die spanische Schauspielerin Mari Paz Pondal. Seve Ballesteros nahm Mellado zudem stets als Sparringspartner bei seinen Trainingsrunden in La Manga mit. Auch der Sohn von US-Sänger Bill Crosby („White Christmas") ließ sich von dem sympathischen Spanier die neuesten Tricks beim Umgang mit Holz und Eisen zeigen.

Doch nach 14 Jahren in La Manga brach bei Mellado das Fernweh wieder durch. Nach einem Zwischenspiel als Golflehrer auf einer Anlage in Ungarn bewarb sich Mellado schließlich um eine auf Mallorca ausgeschriebene Stelle als Head-Pro. „Ich war für das Marriott wegen meiner sehr guten Englischkenntnisse genau der Richtige." Hier lehrt er seine Schülern heute noch das richtige Pitchen, Chippen oder Putten. Mit ihm auf dem Platz standen bereits Tennis-Wunderkind Rafael Nadal und Hollands Fußball-Legende Johann Cruyff.

Rempelei mit Journalisten

Der filmreife Flight mit den beiden Hollywood-Schauspielern ist ihm aber am stärksten in Erinnerung geblieben. „Nicholson und sein Freund gewannen am Ende die Runde. Douglas bezahlte für mich." Doch was dann kam, hätte keiner von ihnen geahnt. Denn während die vier in aller Ruhe Golf spielten, hatten sich zahllose Journalisten und Kamerateams vor dem alten Clubhaus im Marriott eingefunden. Und als Mellado mit Nicholson und Douglas dort ahnungslos vor die Tür trat, war die Hölle los. „Die sind wie die Fliegen über uns hergefallen", erinnert sich Mellado. Nicholson habe sich beinahe mit einem Fotografen auf der Terrasse geprügelt. Mellado musste dazwischengehen. „Am Ende habe ich sie durch einen geheimen Hinterausgang hinausgeschleust", sagt der Head-Pro. Die Bezahlung für die Golfstunde habe er aber abgelehnt. „Das war eine Ehrensache für mich. Und Spaß hat es ja auch gemacht." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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