Das war ein überaus vielsagendes Fernbleiben: Kein einziger der neuen politischen Machthaber in Landesregierung, Inselrat und Rathaus Palma ist am Freitagabend (10.7.) der Einladung der Schörghuber-Gruppe ins Castillo Hotel Son Vida gefolgt. Das traditionelle Sommerfest ist Jahr für Jahr eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse der Insel. Dort versammelt sich ein beträchtlicher Teil der Insel-Elite: Hoteliers, Unternehmer, Politiker, Verleger, Cherfedakteure. Sprich: das, was die vom Balearen-Parlament aus nun mitregierende neue Linkspartei Podemos als "Kaste" zu bezeichnen pflegt.

Und mit der will man offenbar rein gar nichts zu tun haben: Waren am Vorabend noch sämtliche politischen Verantwortlichen von der sozialistischen Ministerpräsidentin Francina Armengol abwärts bei einem Fest zum gerade mal zweijährigen Erscheinen der kleinen katalanischsprachigen Zeitung "Ara Balears" erschienen, fand nun kein einziger von ihnen den Weg ins Villenviertel Son Vida.

Das hat es so noch nie gegeben. Zugegen war einzig die ehemalige sozialistische Tourismus-Dezernentin im Inselrat, Bel Oliver, die aber kein Regierungsamt innehat. "Von den neuen Verantwortlichen ist keiner gekommen, wir wünschen ihnen dennoch viel Glück", konstatierte Firmenchefin Alexandra Schörghuber gleich zu Beginn ihrer Begrüßungsrede.

Die Schörghuber-Gruppe (u.a. Paulaner-Brauerei) gehört mit mehreren hundert Mitarbeitern zu den wichtigsten deutschen Arbeitgebern auf der Insel. Sie betreibt das Golfresort Son Vida und die Fünf-Sterne-Hotels St. Regis Mardavall, Castillo Son Vida und Sheraton Arabella Golf Hotel. Das Geschäftsmodell ist uneingeschränkter Luxus: "Wir wollen für Mallorca wenige Gäste mit hoher Kaufkraft, die das ganze Jahr über kommen", umschrieb der Mallorca-Verantwortliche der Gruppe, Oscar del Campo, in seiner Ansprache. Dabei bemühe man sich auch um einen möglichst ressourcenschonenden Hotel- und Golfbetrieb unterstrich.

Will das Bündnis aus Sozialisten und den Linksparteien Més und Podemos damit überhaupt nicht zu tun haben? Scheute man das Pressefoto mit den Wohlhabenden der Insel? Unter den erschienenen Gästen - darunter die Vorsitzende des Hotelier-Verbandes Imma de Benito, der Gründer des Meliá-Konzerns Gabriel Escarrer, der bisherige konservative Tourismusminister Jaime Martínez und der deutsche Immobilienunternehmer Matthias Kühn - wurde das Fernbleiben jedenfalls mit Kopfschütteln quittiert. Während einige der Anwesenden noch um Verständnis warben - "man muss bedenken, dass die Linke seit Jahren mit den großen Hoteliers über Kreuz liegt" oder die "Unerfahrenheit" der neuen Machthaber zu bedenken gaben, bezeichneten andere das Fernbleiben schlichtweg als "idiotisch".

Nachtrag: In einem Tweet an die MZ gestand Tourismusminister Biel Barceló zu, dass es sich um einen "wichtigen" Termin gehandelt habe. Es habe an dem Abend aber auch noch zwei weitere Verpflichtungen gegeben.

(aktualisiert am 14.7.)