Auf dem Bild lachen sie in die Kamera: Ministerpräsidentin Marga Prohens und Estefanía Gonzalvo, Bürgermeisterin von Andratx. Und zwischen den beiden Politikerinnen: Jaume Porsell, ehemaliger Bürgermeister von Andratx und bis Mittwochabend (24.4.) Generaldirektor für Transparenz in der Balearen-Regierung. Im Hintergrund sieht man ein beleuchtetes Schild: „Agroturisme Sa Vinya“.
Glaubt man dem inzwischen aus seinem Amt entlassenen Politiker Porsell, dessen Familie das Anwesen Sa Vinya in Andratx gehört, handelt es sich um einen Schnappschuss bei einer privaten Feier mit Parteifreunden. Doch nach Recherchen der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“ waren die Politikerinnen an jenem 27. Oktober 2023 zur Eröffnung eines Landhotels gekommen, das es so noch gar nicht geben darf.
Hotel noch keine Genehmigung
Denn zwar hatte Porsell im September 2023 eine eigenverantwortliche Erklärung (DRIAT) beim Inselrat eingereicht, was ihm erlauben würde, einen touristischen Betrieb zu führen. Aber das Anwesen verfügte noch nicht über die Genehmigung, den alten Hof in ein Landhotel umzuwandeln – und das offenbar bis heute. Dies wiederum würde die eigenverantwortliche Erklärung nichtig machen, mit der Porsell bestätigte, über alle Lizenzen zu verfügen.
Und dennoch war es den Redakteuren des „Diario de Mallorca“ am Donnerstag vergangener Woche (18.4.) möglich, über die aufwendig gestaltete, mehrsprachige Website ein Doppelzimmer für vier Nächte ab Montag zu reservieren. Kostenpunkt 774 Euro. Kurz nachdem am Freitagmorgen die Nachricht über das mutmaßlich illegale Gästehaus publik wurde, verschwand die Buchungsfunktion vom Online-Auftritt.
Porsell durfte auch nicht Geschäftsführer sein
Angesichts dieser Vorwürfe hätte Porsell neben dem illegalen Betrieb eines touristischen Angebots noch ein anderes Problem am Hals gehabt: Denn der konservative Politiker ist im Register der spanischen Handelskammer als Geschäftsführer des Hauses gelistet. Damit verstößt er gegen das Verbot, dass hochrangige Amtsträger der Balearen einer Nebenbeschäftigung nachgehen dürfen.
Porsell wies die Vorwürfe im Gespräch mit dem „Diario de Mallorca“ von sich. Er sei nicht der Geschäftsführer des Hotels, lediglich ein Anteilseigner. Wäre dem so, wäre dies laut Gesetz mit seiner Tätigkeit als Generaldirektor vereinbar. Auch dass die Website schon fertig war, sei laut Porsell kein Beweis dafür, dass das Hotel auch wirklich geöffnet hatte.
Erscheinen bei Booking ein "Rätsel"
Vielmehr habe man schon einmal alles vorbereitet, damit man sofort loslegen könne. Bezüglich der Reservierung sagte Porsell, man habe in keinem Fall bezahlen können. Es sei nie Geld akzeptiert worden. Der Umstand, dass das Landhotel auch auf der Plattform Booking gebucht werden konnte, stelle für ihn ein Rätsel dar. Es gebe keinen Vertrag mit der Plattform.
Ministerpräsidentin Prohens nahm Porsell zunächst in Schutz. Man werde ihn nur feuern, wenn irgendwer nachweisen könne, dass ein Urlauber tatsächlich im Landhotel untergekommen ist. Doch nachdem inzwischen auch der Inselrat eine Untersuchung eingeleitet hatte, folgte am Mittwochabend (24.4.) dann die Entlassung aus dem Amt. /pss