Frank Bauknecht hat vor dem Tui-Marathon am Sonntag (21.10.) noch mit Unwägbarkeiten zu kämpfen. Der 41-jährige Abteilungsleiter der Sparkasse Reutlingen ist mit seiner Familie Opfer der gut laufenden Herbstsaison auf Mallorca geworden. Das Hotel Fontanellas Playa, das er für seine Familie und die Großeltern reserviert hatte, war überbucht. So wurde die Familie aus Reutlingen kurzerhand zunächst in einem anderen Haus an der Playa de Palma untergebracht. Dort gibt es aber keine Kinderanimation für die fünfjährige Tochter Emma. Außerdem vermissen die Schwaben den fest eingeplanten Meerblick. „Das kriegen wir auch noch irgendwie hin. Wir haben schon ganz andere Sachen gepackt", übt sich Bauknecht in Geduld.

Wie wahr. Viermal hintereinander hat Frank Bauknecht dafür gesorgt, dass Reutlingen die City Trophy bei der Laufveranstaltung einsackt. Bei dieser Wertung kommt es nicht auf die Bestzeiten der Läufer an, sondern darauf, welche Stadt oder Region die meisten Teilnehmer in einer Sammelanmeldung an den Start schickt. „Es ist mir ja fast schon ein bisschen peinlich, in diesem Jahr wieder als Sieger auf die Bühne zu steigen", sagt Bauknecht. Aber wenn es eben keine andere Stadt gebe, die ihre Einwohner zu einer solchen Gemeinschaftsaktion motivieren könne, sei das ja nicht die Schuld der Reutlinger.

Dass die schwäbische Stadt auch in diesem Jahr wieder den Sieg bei der City Trophy davonträgt, ist schon vor dem Startschuss des Marathons klar. Denn die Anmeldungen sind bei den Organisatoren bis Ende September eingegangen. Diesmal hat Bauknecht die stattliche Anzahl von 93 Teilnehmern aus seiner Heimat mobilisiert. Nur einer weniger als im bisherigen Rekordjahr 2011. Für die Sieger lohnt sich die Teilnahme doppelt. Neben der Ehre, die den Läufern auf der Bühne zuteil wird, werden alle Reutlinger am Sonntagabend nach den Strapazen von den Organisatoren zum Abend­essen eingeladen. Diesmal im Pabisa Beach Club. „Viel besser als in den vergangenen Jahren, als das Essen mitten in der Altstadt von Palma war. Diesmal ist der Weg zum MegaPark für die Finisher-Party nicht mehr weit", freut sich Bauknecht und hofft, dass dann diesmal die meisten der 20- bis 70-jährigen Läufer zur großen Sause mitgehen. „Da haben wir schon mit dem Rückwärtsläufer Thomas Dold auf den Tischen getanzt."

Für solche Momente liebt Bauknecht seine Aufgabe, die er vor vier Jahren eher zufällig übernommen hatte. 2008 war er zum ersten Mal mit seiner Familie zum Urlaub auf Mallorca. Der begeisterte „Hobbyläufer" - darauf legt er Wert - sah, dass zeitgleich der Tui-Marathon stattfinden würde, und meldete sich an. Da erfuhr er von der Einrichtung der City Trophy und auch davon, dass sich der Koordinator die Teilnahmegebühr spart. „Und weil ich ja Schwabe bin, war ich davon natürlich sofort begeistert."

Bauknecht ernannte sich also selbst zum Koordinator - und wusste zunächst nicht, wie er weiter vorgehen sollte. „Ich dachte, die Leute melden sich dann schon bei mir. Das ist aber nicht passiert, sodass ich am Ende als Einziger meines Teams den Marathon lief." Die Nullnummer wurmte ihn und er begann, für das Jahr darauf die Werbetrommel zu rühren. Mit zwölf Monaten Vorlaufzeit funktionierte es besser. Über Freunde und Bekannte aus der Laufszene schafften es die Reutlinger, 49 Teilnehmern nach Palma zu schicken. Damit hatten die Schwaben ihren ersten Sieg schon in der Tasche.

Im Jahr 2010 kam eine Gruppe mit 44 Teilnehmern zustande. Es bildete sich dabei ein harter Kern von etwa 25 bis 30 Personen heraus, auf die Bauknecht bauen konnte. Er blieb weiterhin am Ball und stellte die City Trophy bei Lauftreffs in der Gegend vor. 2011 kamen dann 94 Läufer und Läuferinnen zusammen.

Und wer 94 Menschen zusammenbringt, der möchte natürlich auch die 100 knacken. Das soll im kommenden Jahr zum zehnten Jubiläum des Tui-Marathons klappen. Versprochen hatte es Bauknecht leichtsinnigerweise aus einer Bierlaune heraus nach dem Marathon im vergangenen Jahr eigentlich schon für diesen Sonntag. „Wenn wir das im kommenden Jahr wirklich schaffen, wovon ich fest ausgehe, dann hoffe ich auch auf ein Highlight von den Organisatoren. Dann wollen wir auch, dass Mickie Krause uns beim Abendessen ein Ständchen gibt", wünscht sich Bauknecht und hat eine beruhigende Ankündigung für potentielle Kontrahenten: „Ich verspreche, dass wir 2014 wahrscheinlich nicht mehr antreten, damit auch andere Städte mal eine Chance haben." Richtig überzeugend klingt das aber noch nicht.

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