Mallorca Zeitung

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Wortschatz

Sex, Backpulver, Sahara-Staub: Ein kleines spanisches Wort ist sehr vielseitig einsetzbar

In dieser Woche untersuchen wir die verschiedenen Bedeutungen des Wortes "polvo"

Auch eine Bedeutung des Wörtchens polvo Christophe Gateau/dpa/dpa-tmn

Er ist überall, hängt förmlich in der Luft: el polvo. Wer das Wort im Wörterbuch nachschlägt oder im Sprachunterricht lernt, wird als Hauptübersetzung „Staub“ finden. Wer aber versteht, dass der spanische polvo offensichtlich mit dem deutschen „Pulver“ verwandt ist, versteht schnell, dass es viel allgemeiner um alle möglichen feinkörnigen Angelegenheiten geht: la leche en polvo ist „Milchpulver“, el polvo de hornear ist das „Backpulver“, el azúcar en polvo der „Puderzucker“ und el polvo talco das „Talkum“. Beim Schminken benutzt man el polvo (Puder) als polvos sueltos (loser Puder), polvos compactos (Kompaktpuder) oder auch polvo bronceador (Bräunungspuder).

Wer schon eine Weile auf Mallorca lebt, kennt zudem el polvo en suspensión, also den „in der Luft hängenden Staub“. Auf der Insel ist damit in den meisten Fällen der feine „Sahara-Sand“ gemeint, der diese Tage oft den Himmel trübt und bei Regen alles einsaut (ensuciar todo). Die Mallorquiner nutzen dafür den einprägsamen Ausdruck está lloviendo barro (es regnet Matsch). Die Meteorologen nennen den polvo en suspensión meist la calima. Tritt das Phänomen wie zurzeit mit Blütenstaub (el polen) und Wind (el viento) gepaart auf, gilt der Ratschlag: Hay que cerrar las ventanas porque si no entra mucho polvo. (Man muss die Fenster schließen, sonst kommt zu viel Staub rein.)

Von Märchen und Zauberern

Spanische Kinder kennen die polvos mágicos (Zauberpulver) aus den cuentos de hadas (Märchen). Mit dem Zauberpulver können Feen (las hadas) Dinge oder Menschen unsichtbar machen, verwandeln oder auf andere Weise verzaubern (hacer magia). Den „Sandmann“ (el arenero) kennen spanische Kinder dafür eher nicht.

Zu guter Letzt – und in etwas vulgärer Umgangssprache – kann der polvo auch „Sex“ bedeuten, meistens in der Kombination echar un polvo (etwa „eine schnelle Nummer/einen Quickie schieben“). Der Ausdruck stammt wohl aus der Zeit, als sich feine Leute zum Genuss des Schnupftabaks (el polvo de tabaco/el rapé) – wegen des unfeinen Niesens – in private Ecken zurückzogen und diese Minuten ungestörter Privatsphäre auch gern für andere Genüsse nutzten.

Der dazugehörige Wortschatz. MZ

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