„Das hat sich doch mal gelohnt." Franz Gerd Stuckmann ist zufrieden. Der Unternehmer aus Ses Salines hat bereits seit Längerem nach einem deutschsprachigen Elektromonteur für seine Firma gesucht. Bei einer Jobbörse im Restaurant XII Apostel an der Playa de Palma ist der 60-Jährige nun endlich fündig geworden. Organisiert hatten die Veranstaltung die Macher zweier Facebook-Gruppen. „Es ist gar nicht so einfach, die passenden Kandidaten zu finden", sagt Stuckmann, der vor fünfeinhalb Jahren zunächst aus Gesundheitsgründen auf die Insel gekommen war, seit gut vier Jahren aber ein Unternehmen für Energie- und Wärme­lösungen auf Mallorca führt.

Angefangen hatte Stuckmann mit zunächst vier Mitarbeitern. „Damals, zur Zeit der Baukrise, war es einfacher, denn die Leute haben händeringend Jobs gesucht", erinnert sich der Münsteraner, der mittlerweile sechs Festangestellte und zusätzlich mehrere autónomos (Selbstständige) beschäftigt. Von den vier Mitarbeitern der ersten Stunde ist heute nur noch einer im Betrieb. „Wir mussten leider feststellen, dass Mallorquiner nicht immer bereit sind, in ein deutsch geführtes Unternehmen mit seinen oft höheren Ansprüchen einzusteigen", so Stuckmann.

Gleichzeitig sieht der Unternehmer, der derzeit neben Monteuren auch Techniker und Elektrohelfer für sein Team sucht, die Firmenchefs in der Verantwortung: „Potenzielle Mitarbeiter, die auf Mallorca ansässig sind, müssen Vertrauen in die Unternehmen fassen können. Ich glaube, es gibt hier eine Vielzahl von Firmen, die auch negativ auftreten." Für ihn sei entscheidend, dass auch die Unternehmen ein gewisses Qualitätsniveau nach außen aufbauen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und entsprechend gutes Personal bekommen zu können. „Das ist hier nicht anders als in Deutschland und ganz Europa."

Jedes Jahr aufs Neue

Zwischen Pizza, Pasta und Unterhaltungen sucht bei der Jobbörse in dem Restaurant auch Maximilian Grantin-Rohkst von der Kölsch-Kneipe Et Dömsche nach neuem Personal. Der 28-Jährige führt mit seinem Vater das Lokal an der Bierstraße und zusätzlich einen Imbiss, ein Hostel und eine weitere Bar an der Playa de Palma. Zwar arbeite man mit einem Stammpersonal, doch es gebe auch eine hohe Fluktuation. „Wir müssen uns deshalb jedes Jahr zur Saison neu auf die Suche nach Personal machen."

Die größte Herausforderung sei es, gelernte Köche zu finden - die Konkurrenz der anderen Lokale auf Mallorca sei groß. Seiner Meinung nach haben viele Bewerber eine falsche Arbeitseinstellung. „Sie kommen hierher und denken, dass sie hier vor allem Urlaub machen können, nur ein bisschen nebenbei arbeiten müssen und das Geld dann wieder im 'Bierkönig' ausgeben können. Kurz: Viele nehmen hier die Arbeit nicht ernst genug."

Sein Unternehmen sucht vor allem über Inserate und Anzeigen im Internet nach Mitarbeitern. „Wir akquirieren aber auch über Bekannte oder Gäste", sagt Maximilian Grantin-Rohkst, der erst seit 2018 auf der Insel ist. Gesucht werden neben Köchen auch Reinigungskräfte, Kellner und Allrounder, die an der Bar und im Service aushelfen können. In der Saison werden zwischen 40 und 50 Vollzeitangestellte beschäftigt, sechs Stellen sind für die kommende Saison noch offen. Ganz wichtig sei es, dass die Bewerber zuverlässig und flexibel sind. „Ansonsten stellen wir keine größeren Anforderungen - es muss halt passen."

Zuverlässigkeit und Flexibilität sind auch für Doris Kirch entscheidende Faktoren, die Bewerber bei der Jobsuche mitbringen müssen. „Wer beispielsweise in Deutschland Kameramann war, kann nicht unbedingt davon ausgehen, auch hier in diesem Job zu arbeiten", sagt die Kölnerin, die schon seit vielen Jahren auf Mallorca lebt und Deutsche bei deren Auswanderung unterstützt. Sie hat dazu auch die Facebook-Gruppe „Auswandern nach Mallorca" gegründet. „Das Thema Jobsuche ist bei uns natürlich immer gegenwärtig." Zusammen mit Ronald Bulss und Julian Eickmeyer, die die Facebook-Gruppe „MallorcaJobs" betreiben, entstand die Idee, Unternehmer und Job­suchende bei einem der Auswanderer-Treffs ­zusammenzuführen.

Callcenter und gastronomie

Dass die Suche nach dem richtigen Job oder Mitarbeiter nicht immer ganz leicht ist, weiß auch Ronald Bulss zu gut: „Viele machen hier lieber Party, statt zu arbeiten. Deswegen ist die Fluktuation in vielen Firmen so groß." Und noch etwas sei neben der Ernsthaftigkeit wichtig: Sprachkenntnisse. Deutsch, Spanisch und Englisch sind meist unabdinglich. Ansonsten stehen meist nur die Bereiche Gastronomie und Callcenter zur Auswahl.

Von einem der größten Callcenter war Sandra Kaiser bei der Jobbörse dabei. Die Rekruterin von Avedo Palma schaut bei der Suche nach neuen Mitarbeitern weniger auf klassische hard skills. „Uns ist es ganz einfach wichtig, dass der Bewerber Freude an der Kommunikation und am Kundenservice hat." Das Kommunikationsunternehmen leistet von Mallorca aus den technischen und kaufmännischen Support für verschiedene Auftraggeber, unter anderem aus der DSL- und Versicherungs­branche. Aktuell hat Avedo 320 Mitarbeiter, bis Ende des Jahres sollen es sogar 600 deutschsprachige Kräfte werden. „Personal zu finden, ist für uns eigentlich nicht so schwer", sagt ­Kaiser. Da man unterschiedliche Projekte von sehr komplex bis eher einfach habe, könne sie auch die unterschiedlichsten Mitarbeiter gebrauchen. „Wir haben entsprechend vom einstigen Bankdirektor bis zum Hartz-IV-Empfänger alles an Mitarbeitern dabei", sagt Kaiser. Und wegen der fehlenden Spanisch-Kenntnisse vieler Auswanderer würde Avedo auch besonders viele Quereinsteiger beschäftigen. „Die können hier eben nicht die gleichen Jobs wie in Deutschland machen - aber das ist für uns auch okay."

Erst mal eine Bleibe finden

Ein größeres Problem sieht die Rekruterin zurzeit eher in der angespannten Wohnungs­situation auf Mallorca. „Der Wohnungsmarkt ist total überlaufen - das bereitet uns derzeit vor allem bei den Bewerbern, die aus Deutschland kommen, Schwierigkeiten."

Auch wenn es im Moment schwer sein kann, eine Unterkunft zu finden, rät Ronald Bulss von der „Jobbörse Mallorca" Arbeitsuchenden, vor Ort zu sein und sich zunächst mit der Insel und ihren Bedingungen zu beschäftigen. „Wenn man hier eine Wohnung hat und theoretisch morgen anfangen kann zu arbeiten, hat man einfach viel bessere Chancen bei den Arbeitgebern." Er will die Jobbörse auf ­jeden Fall auch kommendes Jahr wieder veranstalten - und so Unternehmen bei der mitunter schwierigen Bewerbersuche helfen.