Tim Mälzer steht in einem Zelt im Technologiepark ParcBit in Palma. Show cooking mit dem bekannten deutschen Fernsehkoch ist die Abschlussveranstaltung des Gastro-Forums Hort & Oli, vergangene Woche in Palma. Für das Spanisch sprechende Publikum liegen Kopfhörer bereit. Eine Simultan­dolmetscherin soll versuchen, die Wortlawinen des Schnellsprechers zu übersetzen.

Mälzer will ein vegetarisches Gericht zubereiten, das Gemüse liegt bereit, die Pfanne steht auf dem Herd. Mälzer, der zu Beginn seiner Laufbahn in England gearbeitet hat, hält seinen Vortrag auf Englisch. „Mein Spanisch ist nicht so gut", erklärt er. „Tengo dos perros" (Ich habe zwei Hunde), viel mehr könne er noch nicht sagen. Englisch spricht er dafür noch schneller als Deutsch. Mälzer macht Witze, aber diejenigen Zuschauer mit Kopfhörer gucken ernst. „Ich bin Deutscher", sagt Mälzer, „Vize-Europameister im Fußball, dank euch, vielen Dank dafür, aber egal." Die Kopfhörer-Gesichter gucken weiter ernst. „Ich weiß ja nicht, wie die Übersetzung ist", fragt er ins Publikum. Das Publikum scheint es auch nicht zu wissen. „Gut, ich habe keinen Michelinstern, aber meine Mutter hat auch keinen Michelinstern und sie ist der beste Chef der Welt."

Zwischendurch schneidet er Gemüse, ohne dass der Redefluss ins Stocken gerät. Er sei ein bekannter Fernsehkoch, aber in erster Linie sei er Koch. Mit eigenem Restaurant in Hamburg, seit kurzem, jeden Abend 250 Gäste, 25 beschäftigte Köche, der Tag ist zu kurz für das, was Mälzer alles erzählen kann. Was er am Show-Herd im ParcBit zubereitet, gerät ein wenig in den Hintergrund.

Mälzer will kein Edel-Koch sein, er sieht sich eher als Botschafter für den Haushalt von nebenan. „Wenn ich mir angucke, was manche Fernsehköche an Rezepten vorstellen, da braucht ´ne einfache Hausfrau doch zwei Tage für. Und nebenbei soll sie noch die Wäsche machen, einkaufen und sich um die Kinder kümmern." Apropos Kinder: „So viele Spitzenköche im Fernsehen, und die Kinder werden fetter und fetter." Da stimme doch was nicht. Auch für die anwesenden Spanier hat er einen Hinweis parat: „Ihr habt so gute Lebensmittel, tolles Öl, super Wein, Iberico-Schwein, das müssen wir alles teuer importieren, und ihr habt die Produkte vor der Tür, bitte übertreibt es nicht mit der Spitzenküche, alles dekonstruieren und wieder neu zusammenmischen …"

Die Gesichter mit den Kopfhörern gucken ein wenig ratlos. Mälzer rührt mit dem Handmixer eine Zabaglione an. Es sind 30 Grad an diesem Oktobernachmittag, und der TV-Koch kommt ins Schwitzen. Er legt eine kurze Redepause ein. Es scheint, als habe er sein Publikum nicht ganz so im Griff wie in der Heimat. Das mag nicht nur an der offenkundig lückenhaften Übersetzung liegen. Mälzers Erfolgsrezept ist es, er selbst zu sein: offen, direkt und ohne Fangnetz für die heraussprudelnden Worte. Fürs mallorquinische Publikum ist so viel Direktheit anscheinend gewöhnungsbedürftig.

Mittlerweile ist sein vegetarisches Gericht fertig. Die Zuschauer applaudieren artig, aber Mälzer möchte noch etwas loswerden. „Kauft lokale Produkte, unterstützt eure Lebensmittelproduzenten vor Ort." Damit spricht er vielen der Anwesenden aus der Seele. Seine abschließende Botschaft dürfte für die angehenden Köche unter den Zuschauern dafür weniger leicht zu verdauen sein: Please don´t make too much fuss about cooking. (Bitte macht nicht so viel Heckmeck ums Kochen).

Zur Person

Seit anderthalb Jahren kommt Tim Mälzer nach Mallorca, „so oft wie es geht", sagt der 38-Jährige. Mälzer bewohnt in der Gegend von Santanyí ein Haus zur Miete. Seine Trips auf die Insel dienten der Entspannung, so Mälzer. Die braucht der Workaholic, vor allem seit er in diesem Juli im Hamburger Schanzenviertel das Restaurant „Bullerei" eröffnet hat, ein alter Schlachthof. „Immer voll", sagt Mälzer, „ein Sieben-Tage-Job."

Nebenbei moderiert der gebürtige Elmshorner einmal die Woche in der ARD die Sendung „Tim Mälzer kocht".

Was ihm noch fehle, sei ein eigenes, kleines Lokal auf Mallorca, aber nur eines für die Wintermonate, „im Sommer ist die Insel zu überlaufen".

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- Eine Party der Nationen: Oktoberfest in Peguera

- Serie: 20 Jahre Mauerfall ? Im Kofferraum in den Westen

- Getrennte Wege: Kyril und Rosario unversöhnlich