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Die MZ-Redakteurin versucht möglichst professionell zu essen, Sternekoch Javier Hoebeeck (li.) kann das schon von Berufs wegen.Pere Joan Oliver

Tapas-Wettbewerb auf Mallorca: So fühlt es sich an, die Arbeit von Profi-Köchen zu bewerten

Bei Oleotapa streiten Spitzenköche um einen Preis für die beste Tapa. Unsere Autorin berichtet aus der Jury

Manchmal sollte Essen mit einer Gebrauchsanweisung kommen. Zum Beispiel die Tapa, die später gewinnen wird: Ein „Cappuccino“ aus Bohnen mit Schaum aus Olivenöl, dazu filetierte Gamba. Soll der Keks mit der rohen Garnele gegessen werden und die grüne Flüssigkeit danach getrunken? Löffle ich den Schaum aus oder verrühre alles? Und was soll ich eigentlich mit dem Garnelenkopf machen, der mitten im grünen Cappuccino liegt?

Bei dem Wettbewerb Oleotapa kürt eine Jury jährlich auf Grundlage von Vorschlägen verschiedener Spitzenköche die Tapa, die das mallorquinische Olivenöl am besten in Szene setzt. In diesem Jahr treten sieben Köche aus verschiedenen Restaurants der Insel an. Sie dürften ziemlich nervös sein, schließlich ist ein solcher Wettbewerb eine gute Möglichkeit, sich in der Branche einen Namen zu machen. Zu gewinnen gibt es für die drei Erstplatzierten außerdem einen Einkaufsgutschein in Höhe von 250, 200 und 150 Euro, dazu Olivenöl.

In der Jury mit dem Sternekoch

Aber ich bin nicht minder nervös. Denn ich sitze zum ersten Mal in einer solchen Jury. Außer mir besteht sie aus einer Vertreterin des Veranstalters DO Oli de Mallorca, dem Chef des Mercat de l’Olivar, einer Kochlehrerin der Gastroschule EHIB und dem frischgebackenen Sternekoch Javier Hoebeeck (Fusion 19), der direkt neben mir sitzt. Alle erfahrene Profis aus der Branche. Außer mir, der Journalistin.

Gewinner-Tapa: „Gamba-Cappuccino“

Wie verzehrt ein Juror eine Tapa? Da der Geruch in die Bewertung mit eingeht, rieche ich erst einmal daran und setzte vorsichtshalber eine wissende Mine auf. Ob ich danach die einzelnen Bestandteile oder aber die ganze Tapa probieren soll, ist mir zunächst nicht klar. Kurzer Blick zum Sternekoch neben mir: Nach einem kurzen Schnuppern isst er die Tapa wie jeder normale Mensch in zwei Bissen. Okay, das kann ich auch.

Preis für die beste Öl-Note

Schon bei der zweiten Tapa – knusprig gepuffter schwarzer Reis und darauf roher Fisch und verschiedene Saucen –, ist das Essen vor Publikum eine ganz eigene Herausforderung. Vor allem, wenn mitten im Bissen, während die Sauce über die Hand läuft und der Fisch aus dem Mund hängt, auch noch Fotos gemacht werden. Glücklicherweise ist der Tisch danach auch bei den anderen Juroren bekleckert.

Zweiter Platz bei Oleotapa 2023: Eine Olive aus weißer Schokolade

Geschmacklich wird diese Tapa namens „Menja i beu“ (Iss und trinke) von Diego Martínez (Bunker’s Restaurant) – wenn auch schwierig zu essen – für mich das Highlight des Abends. Weil das Olivenöl darin nicht so dominant ist, kommt sie dennoch am Ende nur auf den dritten Platz.

Bewerten müssen wir die Tapas nach Geschmack und Geruch sowie Präsentation, Technik und vor allem danach, wie gut das Olivenöl zu schmecken ist. Ein Koch hat zuvor außerdem in der Küche die Zubereitung bewertet. Am schwersten fällt mir die Bewertung der Technik. Das ist etwa, als müsste Hoebeek meinen Schreibstil bewerten. Jeder kann sagen, ob ihm ein Text gefällt oder nicht. Genauso kann jeder sagen, ob ihm etwas schmeckt oder nicht. Aber wie gut technisch diese Tapa umgesetzt worden ist? Hin und wieder hilft beim Ausfüllen der Punktezahl nur das Spicken ...

Den dritten Platz bei Oleotapa 2023 machte Diego Martínez mit "Menja i beu"

Am Ende stellt sich heraus, dass keiner die genaue Punktzahl von mir wissen will. Es wird alles zusammengerechnet. Und siehe da: Alle Juroren haben ähnliche Favoriten. Unter den besten vier debattieren wir die genaue Reihenfolge der Gewinner anhand des wichtigsten Kriteriums – der Olivenöl-Note – noch einmal getrennt aus. Am präsentesten ist das Öl in dem Schaum des grünen „Cappuccino“ von Kike Erazo (Tasca y Arroces El Puente). Und besonders attraktiv ist die Kreation von Edgar Rodríguez (Can Simonet), der eine Art Oliven-Praline aus weißer Schokolade präsentiert, die mit einer weißen Olivenöl-Creme gefüllt ist. Dafür bekommt er einen sehr verdienten zweiten Platz.

Übrigens gibt es zu der Gewinner-Tapa tatsächlich eine Anleitung: den Keks kaputt machen und zusammen mit dem Gamba-Filet in den „Cappuccino“ stoßen. Dann Flüssigkeit, Schaum und feste Bestandteile zusammen auslöffeln. Was mit dem Garnelenkopf zu tun ist, ist mir bis heute noch nicht klar.

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