"Kontrollturm, bitte um Erlaubnis, von 10.200 auf 5.500 Fuß abzusinken". Mit diesen Worten bereitete sich der Kommandant José Luis Ballester der Iberia Caravelle auf dem Flug IB602 zwischen Valencia und Ibiza auf die Landung auf der Insel vor. "Erlaubnis erteilt", hieß es am Flughafen von Ibiza. Dieses Gespräch am Morgen des 7. Januar 1972 war der Auftakt zur größten Flugzeugkatastrophe, die sich bis dato in Spanien ereignet hatte. Insgesamt 104 Menschen, einschließlich der Besatzung und der Passagiere, verloren an diesem Tag ihr Leben. Es gab keine Überlebenden.

Fünf Minuten bis zur Landung

Das Gespräch zwischen dem Kommandanten der Caravelle und dem Fluglotsen fand am 7. Januar 1972 um etwa viertel nach zwölf statt. Von diesem Moment an waren es nur noch etwa fünf Minuten bis zur vorgesehenen Landung des Flugzeugs auf dem Flughafen von Ibiza. Doch plötzlich brach der Kontakt ab. Der Flughafen benachrichtigte die Luftwaffe in Palma de Mallorca, um die Spur der Iberia Caravelle aufzunehmen. Zwei Gruman-Flugzeuge überflogen das Gebiet, aber der dichte Nebel verhinderte eine Sichtung.

Die Bergungsarbeiten auf schwierigem Terrain.

Die Bergungsarbeiten auf schwierigem Terrain. Torelló

Kurz vor der Katastrophe beackerte der Landwirt Josep Ribas den Boden auf seinem Landgut C'an Prim am Fuße des Gebirgszugs Serra de sa Talaia. Er war der einzige Augenzeuge der Katastrophe. Die niedrige Höhe, in der die Caravelle beim Landemanöver flog, machte ihn stutzig. Es ertönten ein Knall und kurz darauf eine Explosion. Ribas war klar, dass sich gerade eine große Tragödie ereignet hatte. Der Landwirt meldete die Katastrophe der Dienststelle der Guardia Civil in Sant Josep. Anschließend trug er mit seiner Kenntnis des Geländes entscheidend zu den Rettungsarbeiten bei.

Beileidsbekundungen des Papstes

Die Stelle, an der die Caravelle abstürzte, war als Ses Roques Altes (die hohen Felsen) bekannt. Die Wrackteile waren in einem Umkreis von einem Kilometer verstreut. Die Flugzeugnase war unversehrt, der Aufprall erfolgte an der Rumpfunterseite. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Pilot versucht hatte, den Kurs zu korrigieren und ein verzweifeltes Manöver durchführt, um den Zusammenstoß um jeden Preis zu vermeiden. Vergeblich. Die Rettungsarbeiten wurden bis nach Einbruch der Dunkelheit mit Hilfe von Fackeln fortgesetzt.

Titelseite der MZ-Schwesterzeitung Diario de Mallorca am Tag nach dem Unglück

Titelseite der MZ-Schwesterzeitung Diario de Mallorca am Tag nach dem Unglück DM

Den 104 Todesopfern des Flugzeugabsturzes wurde bei der Beerdigung und dem Trauergottesdienst in Sant Josep de sa Talaia gedacht. Papst Paul VI. übermittelte dem Bischof von Ibiza sein Beileid. Das bis dahin größte Flugzeugunglück in Spanien schockierte das ganze Land. Fünf Jahre später übertraf die Katastrophe von Los Rodeos auf Teneriffa mit ihren 583 Opfern das Unglück auf Mallorcas Nachbarinsel. Auf der Startbahn des Flughafens von Teneriffa stießen am 27. März 1977 eine Boeing 747-206B der KLM mit einer Boeing 747-121 PanAm zusammen. /pss