Mallorca Zeitung

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Zum Vatertag: Wer war eigentlich der Papa von Mallorca-Ikone Erzherzog Ludwig Salvator?

Erbauliches zum Vatertag: Vom Erzherzog haben Sie als Mallorca-Fan sicherlich schon gehört. Doch wer war eigentlich sein Vater?

Leopold II., Großherzog der Toskana und Erzherzog von Österreich auf einem Porträt von Carl Christian Vogel von Vogelstein. Wikicommons

Leopold II., der Vater von Erzherzog Ludwig Salvator, bestieg im Juni 1824 als letzter Habsburger den Thron des Großherzogtums Toskana. Sein Vater, Ferdinand III., ein Bruder von Kaiser Franz II. (I.), und dessen erster Gemahlin, Maria Luisa, Prinzessin beider Sizilien, war am 18. Juni desselben Jahres im Alter von 55 Jahren überraschend gestorben. Leopold II., der älteste Sohn, war zu diesem Zeitpunkt 27 Jahre alt, verheiratet mit der sächsischen Prinzessin Maria Anna Carolina und Vater einer kleinen Tochter namens Maria Carolina.

Bis dahin hatte man ihn von allen Regierungsgeschäften ferngehalten und mit literarischen und naturwissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt. Leopold II. verließ sich nach seiner Thronbesteigung auf die vom Vater übernommenen Minister und Berater. Er solle das Bestehende bewahren und konservative Politik betreiben, hatte ihm Ferdinand III. am Sterbebett aufgetragen. Ein Ratschlag, den der Sohn pflichtgetreu befolgte, entsprach er doch ganz seinem Naturell und seinen Vorstellungen. Er war tief religiös, fast schon bigott, und von göttlicher Fügung überzeugt, eher schüchtern, reserviert, in sich gekehrt, bescheiden, anspruchslos und überaus fleißig. Eigenschaften, die sich auch bei seinem Sohn Ludwig Salvator, dem „Archiduque“ wiederfinden.

Leopolds Kindheit und Jugend waren von politischen Unruhen und den damit verbundenen Ortswechseln geprägt. Er wuchs zwischen Florenz, Wien, Salzburg und Würzburg auf, bevor er ab 1824 insgesamt 35 Jahre lang von Florenz aus die Geschicke des Großfürstentums Toskana lenkte. Trotz eines beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwungs wurde die politische Lage im kleinen Fürstentum instabiler, die Rufe nach Reformen lauter, die Umsturzpartei gewann mehr und mehr Anhänger. Leopold II. musste sich für ein Bündnis mit Sardinien oder seine Abdankung entscheiden und wählte nach langem Zögern schweren Herzens die zweite Option.

Überstürzte Flucht aus Florenz

Leopold II. musste Florenz überstürzt verlassen, um Tod und Blutvergießen zu verhindern. Nach tagelanger, anstrengender Kutschenfahrt kam die Familie mit dem 12-jährigen, schwer lungenkranken Ludwig Salvator in Wien an. Leopold II. unterschrieb am 1. Juli 1859 in Bad Vöslau bei Wien die Verzichtserklärung. Seine geliebte Toskana war für die Habsburger für immer verloren.

Leopolds II. Gemahlin, die sächsische Königstochter, seine geliebte „Nanny“, war 1832 im Alter von nur 33 Jahren in Pisa verstorben. Nach Beendigung des Trauerjahres verlobte er sich mit der 19-jährigen Maria Antonia von Neapel-Sizilien, von deren Liebreiz er gleich beim ersten Zusammentreffen angetan war. Es war keine schlechte Wahl, die hübsche Prinzessin beider Sizilien war eine Tochter von König Franz I. aus dessen zweiter Ehe mit der Infantin Maria Isabella und somit Enkelin des spanischen Königs Karl IV. Maria Antonia, in der Familie Maria Antonietta genannt, war 17 Jahre jünger als der ihr weitgehend unbekannte Cousin, mit dem sie 1833 in Neapel verheiratet wurde. Sie war ab diesem Zeitpunkt Großherzogin der Toskana und gleichzeitig Stiefmutter von drei kleinen Mädchen im Alter von sechs, acht und elf Jahren.

Maria Antonia von Toskana, Mutter des Erzherzogs Ludwig Salvator. Österreichisches Staatsarchiv

37 Jahre lang sollte sie an der Seite Leopolds II. verbringen und ihm zehn Kinder, unter ihnen den lang ersehnten Thronfolger, Ferdinand IV., schenken. Das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern war – wie in hochherrschaftlichen Familien üblich – geprägt von Respekt, unbedingtem Gehorsam und strenger Etikette. Der Kontakt beschränkte sich für gewöhnlich auf die gemeinsamen Mahlzeiten und Ausflüge in die benachbarten Medici-Villen mit den wunderschönen Gärten.

Stundenplan mit dem Kaiser abgesprochen

Sehr wichtig waren dem Vater die Erziehung und Bildung seiner Kinder, wobei er das Augenmerk auf seine Söhne richtete und deren Lehrer persönlich auswählte. Im Falle Ludwig Salvators wurden Lehrer, Unterrichtsmaterial und Stundenplan mit dem Kaiser in Wien abgesprochen. Für die Töchter mussten nur passende Ehemänner gefunden werden.

Von links: Erzieher Eugenio Sforza, der junge Ludwig Salvator, sein Bruder Johann Nepomuk Salvator und dessen Erzieher Cavalliere Fiorenzo Gnagnoni in Venedig. Nationalarchiv Prag

Es war zweifellos ein großer Wechsel vom Palazzo Pitti in Florenz inmitten der sonnigen Toskana in die von Leopold II. angekaufte Domäne Brandeis an der Elbe nordöstlich von Prag. Leopolds Tage waren dort erfüllt mit dem Schreiben zahlreicher Briefe, dem Ordnen seiner Lebenserinnerungen, um das „Libro toscano“ zu vollenden. Immer wieder kamen „hohe Herrschaften“, um Leopold und seiner Familie einen Besuch abzustatten.

Dennoch wurde es still um das alte Großherzogpaar. Ihre Söhne und Töchter hatten nacheinander das elterliche Schloss verlassen, geheiratet und einen eigenen Hausstand gegründet oder hatten sich wie die beiden jüngeren Kinder, Ludwig Salvator und Johann Nepomuk Salvator zu Studienzwecken selbstständig gemacht. Auch hatten sie Sehnsucht nach dem Süden, waren sie doch beide in wärmeren Gefilden aufgewachsen und hatten jahrzehntelang in der sonnigen Toskana gelebt.

Die letzte Reise führte zum Papst

Im November 1869 ergab sich eine gute Gelegenheit zu einer Reise in den Süden. Leopold II. entschloss sich zu einer Reise nach Rom, um am Ende seines Lebens noch einmal den von ihm so verehrten Papst Pius IX. zu besuchen. In den schlecht beheizbaren Räumen des Palazzo Farnese, in dem seine älteste Tochter mit ihrer Familie wohnte, zog sich Leopold II. eine schwere Erkältung zu. Hinzu kamen die Strapazen der Reise und viele gesellschaftliche Verpflichtungen sowie Besuche der neapolitanischen Verwandten und Empfänge getreuer Toskaner.

Der alte Herr erholte sich nicht mehr und starb in der Nacht vom 28. auf den 29. Januar 1870 in Rom, wo er auch begraben wurde. Erst vierzig Jahre später, 1914, kurz bevor Italien in das Kriegsgeschehen eingriff, wurden seine sterblichen Überreste mit dem Zug nach Wien gebracht. Dort fand er seine letzte Ruhestätte an der Seite seiner Maria Antonietta in der Kapuzinergruft im Kreise zahlreicher Ahnen.

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