Eine Tradition lebt nach Corona wieder auf: Im Tramuntana-Dorf Fornalutx hat am Mittwochmorgen (7.9.) erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder der traditionelle Stierlauf correbou stattgefunden. Dabei wird ein Stier durch das Dorf geführt. Berichten zufolge fand der Lauf in diesem Jahr ohne besondere Vorkommnisse statt. Bei dem Spaziergang, der traditionell den Auftakt der Dorffeierlichkeiten darstellt, waren vor allem junge Menschen beteiligt.

Bis 2016 ging der Lauf noch hektischer zu

Ohnehin ist der correbou nicht mehr das, was er mal war. Bis 2016 war es üblich, einen wilden Jungstier, an dessen Hörnern Seile befestigt waren, durch die Hauptstraße des Dorfs zu zerren und zu treiben. Seither wird ein zahmes Tier am Halsband herumgeführt. Das soll nicht nur dem Tierschutz dienen, sondern auch Zuschauer und Teilnehmer vor Verletzungen schützen.

Zuletzt war 2016 ein Zwischenfall passiert: Der 450 Kilo schwere Stier erwischte einen der Teilnehmer und drückte ihn mehrere Male gegen eine Wand. Der junge Mann konnte dabei den Hörnern ausweichen und kam mit einer ausgerenkten Schulter und einem großen Schrecken davon.

Früher wurde das Fleisch unter den Dorfbewohnern verteilt

Und auch eine andere Tradition ist verloren gegangen: Früher wurde das Tier nach dem Stierlauf direkt in den Schlachthof gebracht. Das Fleisch wurde unter den Dorfbewohnern verteilt. Stattdessen geht es jetzt zurück auf die Weide. Manche erinnern sich dennoch nostalgisch an die alten Zeiten: „Das hat man doch früher nur gemacht, weil das etwas ganz Besonderes war", sagte 2017 ein Dorfbewohner gegenüber der MZ. „Früher bekamen die Menschen im ganzen Jahr kaum Fleisch zu essen."

Der Stierlauf findet in Fornalutx, das häufig in den Listen der schönsten Dörfer Spaniens auftaucht, seit 1882 statt. In den vergangenen Jahren war es vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen Tierschützern und Traditionalisten über die Frage gekommen, inwieweit eine solche Veranstaltung noch zeitgemäß ist. /pss