Mallorca Zeitung

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Bei Golfturnier betrogen: Als Franz Beckenbauer schwor, nie wieder nach Mallorca zu kommen

Dem "Kaiser" wurde bei einem Benefiz-Golfturnier ein Scheck über 10,3 Millionen Peseten ausgestellt – doch zwei Jahre später war das Geld noch nicht da

Franz Beckenbauer beim Golfturnier im Club Pula in Son Servera. Lorenzo

Er war ein häufiger Gast auf Mallorca, wobei er hier selten Urlaub gemacht hat. Die am Sonntag (7.1.) im Alter von 78 Jahren verstorbene Fußballlegende Franz Beckenbauer war in den 90er- und Nuller-Jahren mehrfach bei Golfturnieren Gast auf der Insel. Diese Beziehung hätte schon früh in die Brüche gehen können, denn es gab nicht nur positive Erfahrungen für den "Kaiser".

Im Jahr 1998 veranstaltete der Golfclub Pula in Son Servera ein Benefiz-Golfturnier zu Gunsten der Franz-Beckenbauer-Stiftung. Unterstützt wurde dieses durch das balearische Institut für Tourismus, Ibatur. Beckenbauer, der zu dem Zeitpunkt Präsident des FC Bayern München war, konnte eine ganze Reihe an prominenten Teilnehmern für das Event gewinnen. Die Fußballtrainer Erich Ribbeck und Udo Lattek etwa, Fußballweltmeister Andreas Brehme, aber auch Radweltmeister Rudi Altig oder Ski-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier waren mit von der Partie. Sieger wurde übrigens der Schweizer Zirkus-Unternehmer Rolf Knie.

Scheck in Höhe von 10,3 Millionen Peseten

Am Ende des Turniers fand ein riesiges Bankett statt, bei dem der "Kaiser" einen Scheck in Höhe von 10,3 Millionen Peseten für seine Stiftung in Empfang nahm – rund 60.000 Euro. Das Geld sollte kranken und behinderten Kindern zugutekommen.

Franz Beckenbauer beim Benefiz-Turnier im Golfclub Pula in Son Servera. Lorenzo

Doch zwei Jahre später waren von dieser Summe lediglich 495.000 Peseten - knapp 3.000 Euro - angekommen. Die Stiftung versuchte, über das Tourismusinstitut Ibatur an das Geld zu kommen, doch diese wies jede Haftungspflicht von sich. Man sei lediglich verpflichtet, für die Kosten der Ausrichtung des Turniers geradezustehen, nicht aber für Spenden an Dritte.

Vom Golfclub hieß es, man werde gerne das Geld begleichen, sobald man von der Stiftung eine Rechnung erhalte. "Dies jedoch ist nicht möglich, da Stiftungen nach deutschem Recht keine Rechnungen, sondern lediglich Spendenquittungen ausstellen dürfen", erklärte die MZ im Jahr 2000 die Krux in dem Fall. "Und als Spende sei die Zahlung vereinbart worden, sagen die Münchner. Bislang wurde kein Rechtsstreit angestrebt, um keine Mittel, die Behinderten zukommen sollten, für ein Verfahren mit ungewissem Ausgang aufzugeben."

"Empört ob solcher Dreistigkeit"

Von Pula Golf hieß es, dass nie eine Spendenzahlung vereinbart worden sei. "Der Mallorca Zeitung liegt jedoch ein Schreiben des Golfclubs an die Stiftung vor, in dem er eine donación (Spende) verspricht", schrieb die MZ. Franz Beckenbauer selbst sei empört ob solcher Dreistigkeit. "Im internen Kreis kündigte er an, so ein Vertrauter, für Veranstaltungen dieser Art auf Mallorca nicht mehr zur Verfügung zu stehen."

Später überlegte er sich das offenbar anders. Und auch das Geld kam an, wie er 2007 in einem MZ-Interview berichtete: "Das Geld wurde in den darauffolgenden Jahren abgestottert."

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