Man stelle sich vor, man preise sein Haus auf Mallorca zum Verkauf an. Plötzlich steht Spitzen-Fußballtrainer Jürgen Klopp auf der Matte, vollkommen geplättet von der Immobilie und sagt: „Weißt du, Rolf, ich hatte noch nie einen Traum. Aber das Haus wird mein Traum werden.“ So erging es Rolf Knie. Der Unternehmer und Künstler ist Mitglied der Zirkus-Dynastie Knie.

Im Juni verkaufte er sein 5.000-Quadratmeter-Anwesen bei Santa Ponça an den Trainer. Am Donnerstag (11.8.) veräußerte Knie zudem seinen letzten Mallorca-Besitz, ein 200.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Cala Petita, zwischen Portocristo und S’Illot. Nach 32 Jahren kehrt der Schweizer Mallorca den Rücken zu – dabei hat er hier mehr als gut gelebt. Warum?

Sein Grundstück an der Cala Petita verkaufte Rolf Knie am Donnerstag (11.8.). Rolf Knie

Knies Liebe zur Insel geht weit zurück. „1975 zog meine Mutter nach Mallorca. Ich besuchte sie oft“, berichtet er am Telefon. 1990 habe er dann selbst ein Haus gekauft, in Artà. Neun Jahre später erwarb Knie das im Bau befindliche Anwesen in Santa Ponça. „Artà ist wunderschön und authentisch. Aber schon nach einem halben Jahr dort war ich bekannt wie ein bunter Hund, dabei ziehe ich Anonymität vor“, so der Künstler, Artist und Schauspieler. Und überhaupt sei Santa Ponça für seine Freunde, die ihn in Scharen auf der Insel besuchten, attraktiver gewesen. Nah am Meer, nah an Palma, nah an den Golfplätzen.

15

So sieht es in der Finca aus, die Jürgen Klopp in Santa Ponça auf Mallorca gekauft hat

Traumhaus und Traumgarten

Und dann natürlich diese Immobilie. Im Internet veröffentlichte Fotos zeigen ein Anwesen, das nicht nur Trainerherzen höherschlagen lässt. 537 Quadratmeter bebaute Fläche, edle Steinfußböden, eine riesige Poollandschaft, ein traumhafter Garten. „Der hat es Klopps Frau besonders angetan. Er ist auch wirklich schön, wir hatten viel Freude daran, er war wohl einer der schönsten Gärten in der ganzen Gegend“, sagt Knie.

Der mittlerweile 73-Jährige klingt am Telefon ausgeglichen, ruhig, in sich ruhend. Doch wenn er an vergangene Inselzeiten zurückdenkt, liegt auch etwas Schwärmerisches in seiner Stimme. Kein Wunder, nach all den Jahren „Es war eine hervorragende Zeit. Ich habe viel gearbeitet, viel erreicht, viel gelacht. Die Mallorca-Zeit war ein Abschnitt, den ich nicht missen möchte.“

Das 5.000-Quadratmeter- Anwesen der Knies in Santa Ponça kauften die Klopps für kolportierte vier Millionen Euro. Rolf Knie

Kontakt zur Insel

Gemeinsam mit seiner Frau Belinha lebte er nicht nur abgeschieden und im Dunstkreis nordeuropäischer Gäste, sondern tauchte auch in die mallorquinische Gesellschaft ein. „Gerade meine Frau hat viele Kontakte geknüpft, sie spricht fließend Spanisch.“ Dass durchaus namenhafte Familien zu seinem Bekanntenkreis gehören, wie beispielsweise die des Tennisstars Rafa Nadal, lässt er wie nebenbei fallen. Doch so sehr ihm die Insel nach wie vor am Herzen liegt, so kritisch steht Knie auch einigen Eigenheiten der Mallorquiner gegenüber. „Pauschal kann man es nicht sagen, aber viele sollten doch ein bisschen weltoffener werden“, findet er. Und bezieht sich dabei vor allem auf die Sprachphilosophie vieler Mallorquiner. „Wir haben in der Schweiz auch vier Sprachen. Trotzdem kämen wir nicht auf die Idee, alles in Räteromanisch auszuschildern, oder bei Geschäftsangelegenheiten Schweitzerdeutsch statt Hochdeutsch zu sprechen.“

Doch das ist natürlich nicht der Grund dafür, dass es das Ehepaar Knie nun wieder ganzjährig in ihre Heimat St. Gallenkappel zieht. All die Jahre über hatten die Knies dort ein weiteres großes Anwesen behalten, das sie nun noch mehr zu ihrem Lebensmittelpunkt machen werden, als es das ohnehin schon war. „Wir lebten immer schon mehr dort als auf Mallorca. Auf der Insel waren wir gerade so viel, wie es das Gesetz erlaubt, ohne den Erstwohnsitz ändern zu müssen“, sagt Rolf Knie.

Zurück in die Heimat

In St. Gallenkappel kenne er jede Straßenecke, habe viele Freunde, seine Sammlung alter Autos ... „Im Ausland bleibt man dagegen doch immer ein Ausländer. Und wie heißt es so schön? Elefanten gehen zum Sterben dorthin zurück, wo sie geboren wurden.“ Nicht, dass er das jetzt vorhabe. Vielmehr erhofft sich der 73-jährige Künstler, dem es vor allem die Malerei angetan hat, durch den neuen Lebensabschnitt neue Energie und Kreativität.

Vier Millionen Euro heißt es, habe Jürgen Klopp für die Villa hingeblättert. Doch Geld sei ihm nie wichtig gewesen, sagt Knie. Als er 1984 den Familienzirkus verließ, lebte er sogar eine Zeit lang fast mittellos in einem Wohnwagen. Überhaupt habe es ihm damals gefallen, alle paar Jahre den Wohnort zu wechseln. Vielleicht fällt es ihm deshalb so leicht, sein Anwesen in Santa Ponça abzugeben. Dass Jürgen Klopp es Medienberichten zufolge gänzlich umbauen will, findet Knie nicht schlimm. „Das ist in Ordnung, jeder muss es sich so herrichten, dass es für ihn passt.“

Und gänzlich adiós werden Rolf und Belinha Knie Mallorca ohnehin nicht sagen. Zumindest an die Ecken, die ihnen zusagen, werden sie auch weiterhin kommen, als Urlauber. Rolf Knie: „Es gibt doch tolle Hotels hier.“ Vermutlich würden sie nun vor allem abseits der Hochsaison anreisen. „Es ist eine wunderbare Insel, und sie ist uns ans Herz gewachsen.“ Die Landschaft, die Berge, das Meer seien herausragend. „Schade, dass es immer noch viele Medien in Deutschland gibt, die nur das Ballermann-Image hochhalten. Ich war in all den Jahren nie dort und habe sicherlich auch nichts verpasst“, sagt Rolf Knie.