Wie heißt es so schön? Wenn sich ein Mann im Spiegel betrachtet, zieht er kurz den Bauch ein, spannt die Muskeln an und wendet sich zufrieden ab. Eine Frau dagegen drückt und quetscht an sich herum, hebt jeden vermeintlichen Makel hervor und analysiert eine halbe Ewigkeit die kleine Oberweite, die Ansätze von Orangenhaut oder den nicht ganz so flachen Bauch. Zugegeben: Das ist sehr verallgemeinernd. Und am besten hilft eine gesunde Portion Selbstvertrauen. Fakt ist aber: Der Bikini-Kauf ist oft ein heikles Unterfangen.

„Beim Baden ist momentan alles erlaubt“, sagt Tina Kramhöller. Seit zehn Jahren steht die Süddeutsche Kunden nicht nur in Deutschland, sondern auch auf Mallorca als Personal Shopper zur Seite. Oft sind es Frauen, die sich an sie wenden. Weil sie das passende Outfit für einen bestimmten Anlass suchen. Oder weil sie auf eine Stilveränderung aus sind. Wer am Strand den Blick schweifen lässt, kann das bestätigen. Vom Häkel-Bikini zum sportlichem Surf-BH, vom knappen Tanga-Höschen zu großflächigen High-Waist-Unterteilen ist alles zu entdecken. Und sogar mit Badeanzug fällt man selbst unter 60 längst nicht mehr auf. Doch je größer die Bandbreite, desto größer auch die Qual der Wahl.

Shopping-Beraterin Tina Kramhöller. Privat

Mein Bikini und ich – das Modell

„Man kann den schönsten Bikini kaufen, aber wenn er nicht vorteilhaft für die eigene Figur ist, macht er nichts her“, findet Maria Sickmüller. Seit acht Jahren hat sich die Freiburgerin auf das Bikini-Business spezialisiert. Zunächst verkaufte sie die hochwertigen, handgefertigten Modelle der Marke Fishkiss an einem Stand in Ses Covetes, nahe des Es-Trenc-Strands. Mittlerweile hat sie auf den Online-Verkauf umgesattelt, macht das Anprobieren und Beraten ihrer Ware aber auch in zwei Boutiquen in Santanyí möglich. Oft seien die Frauen am schönsten, die am meisten an sich selbst herummeckern, sagt sie. „Letztlich muss man einfach nur Schnitte finden, die die eigene Körperform aufpolieren.“

Sickmüller und Kramhöller sind sich einig: Dabei gibt es eiserne Regeln. Neckholder-Bikinis etwa strecken den Körper optisch im Vergleich zu trägerlosen Oberteilen. Gefüllte Bandeaus eignen sich bei kleiner Oberweite. „Die Raffung ist genial, sie packt gleich eine Körbchengröße drauf“, so Sickmüller. Laut Shopping-Beraterin Kramhöller schmeicheln bei wenig Busen auch Rüschen, asymmetrische Oberteile und natürlich Push-ups. Um schlanker zu wirken, rät sie zu High-Waist-Hosen oder Badeanzügen mit hohem Beinausschnitt.

Fishkiss: Bandeau-Oberteil, Hose mit Applikationen. Sophie Mono

Zum Teil gehen die Meinungen der Expertinnen auseinander. Kramhöller findet: Auf seitliche Bindungen am Höschen sollten fülligere Frauen verzichten. „Auch Strings sind eher etwas für schlankere Frauen.“ Maria Sickmüller hält dagegen. „Wenn eine Frau gut proportioniert ist und Taille hat, kann sie einen Tanga auch tragen, wenn sie nicht dünn ist.“ Applikationen an den Seiten könnten sogar von etwas Hüftspeck ablenken. Ohnehin sei es ein Irrglaube, dass mehr Stoff automatisch schlanker mache. Sie plädiert für Mut zum Hautzeigen. Badeanzüge empfiehlt sie deshalb auch nur dann, wenn die Haut selbst in Mitleidenschaft gezogen ist – etwa bei extremer Gewebeschwäche oder Narben.

Melanie Behrends, die seit 2006 das Fachgeschäft The Bikini Shop in Port d’Andratx betreibt, lehnt Pauschalisierungen gänzlich ab. „Das Wichtigste ist, den Bikini anzuprobieren, und Ober- und Unterteil getrennt voneinander auszuwählen.“

Die Farbe

„Wer gut gebräunt ist, kann Knallfarben und Muster tragen. Blassere Menschen sollten besser auf gedeckte Farben wie Khaki oder Brauntöne setzen“, empfiehlt Tina Kramhöller. „Neon ist schon wieder out, aber frische Farben sind durchaus gefragt“, ergänzt Melanie Behrends. Es könne aber auch nie schaden, einen einfarbig schwarzen oder weißen Bikini im Schrank zu haben.

Trends und Funktionalität

Obwohl am Strand letztendlich alles möglich ist, gibt es auch hier Trends. „High Waist war in den vergangenen Jahren sehr angesagt, jetzt werden es langsam durch den typischen 80er-Jahre-Schnitt abgelöst, bei dem die Hosen hoch geschnitten, aber etwas weniger breit sind“, so Behrends. In ihrem Laden vertreibt sie bis zu zwölf verschiedene Marken und weiß: Deutsche zeigen oft weniger Haut als Südländer. Ein anhaltender Klassiker sei der Marine-Look in Blau-Weiß oder Schwarz-Weiß. „Und es kommt auch auf den Zweck an, den der Bikini erfüllen soll. Zum Surfen ist ein trägerloser Bandeau eher ungeeignet, zum Sonnen ideal.“

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Qualität und Handhabe

Alle von der Mallorca Zeitung befragten Expertinnen sind sich einig: Am Bikini sollte man nicht sparen. Schließlich ist er so einigen Strapazen ausgesetzt. Melanie Behrends empfiehlt: Handwäsche und Trocknen nicht in der prallen Sonne. Dann kann das gute Stück Jahre halten.