Wenn Fridolin Frost verreist, hat er meist ungewöhnliche Dinge im Gepäck. So auch bei seinem Mallorcabesuch am Wochenende. Boomerangs are coming back, behauptet ein Aufkleber auf seinem Metallköfferchen und gibt einen Hinweis auf den möglichen Inhalt. Dass sich aber mehr als 50 verschiedene Bumerangs in dem Handgepäckstück befinden, überrascht Nichteingeweihte dann doch.

Zumal Frost nicht mit den Wurfgeräten handelt. Der 38-jährige Sportler aus Norddeutschland ist amtierender Bumerang-Weltmeister im Sechskampf und an ungläubige Blicke gewohnt. Denn Bumerangsportler gibt es nicht viele. In Deutschland sind nicht mehr als 150 aktiv. Auf Mallorca sind es gerade einmal drei.

Ihr Club Virazon hat am 10. und 11. Oktober ein Turnier ausgerichtet, bei dem zwei Dutzend Werfer aus Spanien und Resteuropa teilnahmen. Unter ihnen der haushohe Favorit Fridolin Frost.

Egal wie der in Bremen lebende Wirtschaftsingenieur seinen Bumerang auch wirft, er kommt jedes Mal punktgenau zu ihm zurück. Frost fängt ihn lässig hinter dem Rücken, zwischen den Beinen oder im Liegen mit den Füßen. Selbst beim Doppelwurf, bei dem zwei unterschiedlich schnell durch die Luft fliegende Bumerangs auf die Reise geschickt werden, klappen alle Disziplinen bravourös.

Aber die allergrößte Herausforderung an diesem Tag steht Frost noch bevor, und ihr Ausgang ist ungewiss. Der Weltmeister soll dem MZ-Reporter das Bumerangwerfen beibringen. Der Reporter hat noch nie in seinem Leben irgendetwas weggeworfen, das anschließend wieder zu ihm zurückgekommen ist.

„Das ist alles keine Hexerei", versprüht Fridolin Frost Optimismus. „In einer halben Stunde kannst du den Bumerang so werfen, dass er wieder zu dir zurückkommt."

„Ich glaube nicht, dass ich zu den Naturtalenten gehöre", versucht der Reporter den Anspruch ein wenig herunterzuschrauben. „Davon bin ich auch nicht ausgegangen, sonst würdest du es viel schneller schaffen. Nach einer halben Stunde kann es jeder."

Vielleicht hat er ja recht. Immerhin hat Fridolin Frost 22 Jahre Erfahrung. Wir beginnen mit einem Bumerang aus Styropor. Der fliege sehr langsam, und so könne man gut die Flugeigenschaften beobachten.

Es geht los: „Du wirfst ihn jetzt etwa im 60-Grad-Winkel gegen den Wind. Und zwar senkrecht. Nicht waagerecht, nicht schräg. Er muss richtig aus deinem Arm herausschnellen." Gesagt, getan. Und siehe da, nach einer kleinen Korrektur des Wurfwinkels kommt das federleichte Styroporteil gemächlich zurück und lässt sich sogar fangen.

Auf zu schnelleren Geschossen! „Was die schon vor 23.000 Jahren konnten, kann ich auch", wird der Reporter übermütig, zieht durch, und ab geht die Post. „Gar nicht schlecht", meint Frost, „aber wir gehen nicht auf die Jagd. Das ist ein Sport­bumerang, der soll zurückkommen und kein Känguru zu Fall bringen." Dafür sei das Gerät ohnehin zu klein und zu leicht.

Der Reporter lässt erneut den Kunststoffpropeller über den für den Wettbewerb abgesperrten Bereich am Strand von Can Pastilla flitzen. Und siehe da: Nach dem fünften Versuch dreht der Bumerang tatsächlich einen eleganten Bogen und rast zu seinem Werfer zurück. Nicht mit den um die 150 möglichen km/h, aber doch verdammt schnell. So schnell, dass die beiden Hände ins Leere greifen und der Bumerang mit einem zischenden Geräusch am Kopf vorbeisaust. „Ich dachte, das sei kein Jagdbumerang", protestiert der Reporter. „Ist es auch nicht", antwortet Frost. Werfen, ja, das könne man in 30 Minuten lernen. „Aber das Fangen, das ist ein ganz anderes Kapitel …"

http://playa.bumerangclubvirazon.com

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

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- Wegweiser: Wanderung bei Algaida

- Inselgeschichten: Mallorcas Steinschleuderer

- Kindermenü: Drachenschau im Einkaufszentrum

- Insel-Wein vor Qualitätssprung: Mallorcas Aufstieg als Weinregion

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- Süße Beeren für den Bären: Die Früchte des Erdbeerbaums

- Hotels für alle Sinne: Alte Gemäuer modern gestylt

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