"Can Toni Moreno": Nach der letzten Kurve eine Paella

Die Anfahrt ist wegen der Serpentinen nicht ganz ohne, aber bei der Ankunft ist das schnell vergessen. Küchenchef José „Pep" Ferragut (33), sein gleichnamiger Vater (57) und Mutter Lourdes kümmern sich liebevoll um ihre Gäste. Und auch das hat Tradition, denn immerhin bereitet man sich schon auf das 50-jährige Jubiläum 2013 vor. Gegründet wurde das Lokal 1963 von einem Onkel zweiter Linie und seiner Frau. Er hieß Toni Moreno und war Fischer, sie die Köchin. Jahre später übernahmen zuerst Pep Seniors älterer Bruder mit seiner ebenfalls kochenden Ehefrau Margalida, dann Pep selbst das Lokal.

Eigentlich war señor Ferragut Autohändler und betrieb zusätzlich eine Werkstatt, sein Sohn half ihm dabei. Der Vater pendelte anfangs zwischen beiden Wirkungsstätten, bis er sich mit 50 schlussendlich für ein Geschäft entscheiden wollte. Er fragte den Sohn nach seinen Zukunftsperspektiven und dieser gab dem Beruf des Kochs den Vorzug. Die Entscheidung fiel somit für das Lokal. „Außerdem ist ein Werkstatt-Besuch oft mit Ärger verbunden, ins Restaurant jedoch geht man mit Freude, und ich wollte nur noch mit glücklichen Menschen zu tun haben."

Während der Sohn an der Hotel- und Gastronomiefachschule studierte und auch ein Praktikum bei Marc Fosh im Hotelrestaurant Read´s absolvierte, führte Tante Margalida in der Küche weiterhin das Regiment. Aktuell hilft sie dem Neffen nur noch am Wochenende, denn dann stürmen Mallorquiner das Lokal. Viele haben im Ort ein Wochenendhäuschen.

Es gibt jede Menge frische Fische, die den Gästen vor der Zubereitung auf einem großen Tablett präsentiert werden. Die meisten stammen aus hiesigen Gewässern, aber es gibt auch Fisch aus Galicien. „Der gallo (Petersfisch) beispielsweise wird auf Mallorca nur bis circa Ende April gefangen, danach ist das Mittelmeer zu warm und das Fischfleisch nicht mehr fest. Deshalb kommt unser gallo dann aus Galicien," erklärt Vater Ferragut. „Ansonsten aber bieten wir unseren Gästen Meeresfrüchte und Fische an, die vor unseren Küsten gefangen werden."

Die Frische und der tägliche Einkauf bedingen, dass nicht alles, was auf der Karte steht, immer vorhanden ist. Daher auch die Angabe „Fisch des Tages" (39 Euro/Kilo). „Es kommt auf die Qualität beim Einkauf an, nicht auf die Buchstaben auf unserer Karte," meint Pep junior, „aber wir haben stets eine große Auswahl."

Dazu gehören auch die leckeren Vorspeisen wie die zarten (unpanierten) Tintenfisch-Ringe mit Knoblauch oder ein Fideuà-Eintopf (Nudeleintopf) mit Gemüse und Fisch. Hummer gibt es übrigens immer, denn diese schwimmen friedlich in ihrem Becken, das dekorativ direkt am Eingang platziert ist. Sie kommen solo auf den Tisch (26 Euro), gemeinsam mit anderen Meeresfrüchten in der großen parrillada de mariscos (24 Euro), verarbeitet in einer caldereta (Hummereintopf) für zwei Personen (40 Euro) oder einer Paella (21,50 Euro). Die anderen Paella-Varianten liegen preislich bei 12,50 bis14,50 Euro.

„Bei uns kann man für durchschnittlich 25 bis 30 Euro pro Person gepflegt speisen," erklärt der Vater – was im Übrigen auch die Königsfamilie gerne und häufiger getan habe.

Den veränderten Essgewohnheiten entsprechend, werden mittlerweile auf der Terrasse auch Tapas serviert, denn „viele kommen nur auf eine Kleinigkeit." Allerdings verführt der Anblick der üppigen Fischplatten, die an anderen Tischen serviert wird, so manchen zu mehr, wie die Ferraguts erzählen. Apropos: Auch wer mit Fleischliebhabern einkehrt, wird keine Probleme haben, denn auch Klassiker wie Lamm­koteletts (12,75 Euro) oder Entrecôte (18 Euro) stehen auf der Karte – ebenso wie der fluffig-saftige Orangenkuchen (5,50 Euro) nach altem Rezept.

Fischig:Can Toni Moreno, geöffnet Di-So 11-18 Uhr (Juli-15. September bis 23 Uhr). C/. Es Port de Canonge 2, Port de Canonge (Banyalbufar). Tel.: 971-61 04 26