Bei dem Gedanken an die „Artalaiòtica" glänzen Luis Bajos Augen wie die eines Kindes, das sich auf seinen Geburtstag freut. Dabei ist er bereits seit zwei Jahren in Rente. Genauso lange liegt der ehemalige Geschichtslehrer den Ratsleuten in Artà im Nordosten von Mallorca bereits in den Ohren: Eine ganz besondere fira (übers. Messe) will er ins Leben rufen. „Und jetzt wird sie endlich Wirklichkeit", freut er sich.

Vom 26. bis 28. Mai werden die Straßen von Artà erstmals unter dem Zeichen der Vorzeit stehen. "Artalaiòtica" nennt sich die Messe, angelehnt an die Talaiot-Kultur - jene Siedlungen, die ihre Glanzzeit im Jahrtausend vor Christus beschreiben. „Artà ist eine der Gegenden, in denen bei Ausgrabungen zahlreiche Funde aus dieser Zeit gemacht wurden", so Bajo. Vor allem an der Küste, wo heute Colònia de Sant Pere und die Urbanisation Beltèm angesiedelt sind, wurden zahlreiche Spuren aus jener Zeit gefunden. „Und natürlich in Ses Païses", so Bajo. Hier, etwas außerhalb des Ortszentrums von Artà, sind die Grundrisse eines alten talaiotischen Dorfes noch gut zu erkennen: Ruinen der Außenmauern und des großen, dickwandigen Talaiot-Turms, der einst als Beobachtungsturm diente und der Kultur ihren Namen gab.

„Auf der ´Artalaiòtica´ geht es aber auch um andere Kulturen, die Mallorca zu jener Zeit beeinflussten", so Bajo. Allen voran: die Römer, die Phönizier und die Griechen. „Sie alle haben Einfluss auf Mallorca gehabt, da sie mit Segelschiffen regelmäßig auf der Insel stationierten."

Eröffnet werden die historischen Tage am Freitag (26.5). „Das ist quasi der formale Tag", so Bajo. Los geht es im Theater von Artà mit einer offenen Diskussion von Archäologen über den Beginn der Ansiedlungen auf Mallorca. „Ich glaube ja der Theorie, dass die ersten Menschen, die sich auf der Insel niederließen, nicht von der Iberischen Halbinsel, sondern aus der Gegend kamen, die heute Südfrankreich ist", so Bajo. „Aber da gibt es unterschiedliche Meinungen." Im Anschluss an die Diskussion wird ein römisches Menü angeboten. „Die Römer verwendeten

andere Zutaten als wir heute. Statt mit Zucker wurde beispielsweise mit Honig gesüßt. Auch die damals üblichen Weine stehen im Vordergrund."

Der Samstag und Sonntag werden dann durch einen bunten Kunsthandwerkermarkt rund um Artàs alten Bahnhof geprägt sein. „Bezahlt wird in einer erfundenen Währung namens Tau", erklärt Bajo. Die Aussteller sind verkleidet, die Produkte handgemacht. An beiden Tagen finden zudem Workshops für Kinder statt. Hier können die Kleinen unter anderem lernen, Steinschleudern zu bauen, oder mithilfe von Stöcken und Steinen Feuer zu machen. In einem Kurs wird Bronzeschmuck hergestellt, in einem anderen können die Kinder auf einer eigens für die Tage errichteten „Ausgrabungsstätte" nach Knochen buddeln und nachempfinden, wie es ist, als Archäologe zu arbeiten. „Zudem werden zahlreiche sportliche Wettkämpfe veranstaltet, alle in Anlehnung an das Jahrtausend vor Christus", so Bajo. An beiden Tagen gibt es Führungen durch Ses Païses, am Sonntag um 11 Uhr auf Englisch und um 12 Uhr auf Deutsch, am Samstag zusätzlich auch um 16.30 Uhr auf Englisch.

Abends führt dann die Theatergruppe „Fila Zero Teatre" ihr Stück „Nuredduna" auf. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Szenario, das am Eingang von Ses Païses die Legende der schönen talaiotischen Medizinfrau Nuredduna erzählt, zahlreiche Zuschauer angelockt. „Es wird viel mit Musik und Lichteffekten gearbeitet und die Schauspieler sprechen eine Fantasiesprache. Es ist also auch für all diejenigen interessant, die kein Spanisch verstehen."

Programm und Anmeldungen unter: www.artalaiotica.cat/de/