Weingüter dürfen nicht mehr besucht werden, es gibt keine Verkostungen, keine anderen Aktivitäten wie Weinpräsentationen oder Weinfestivals. Einerseits geht es den Bodegas - im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen - noch relativ gut. Sie bestellen unter Einhaltung der Abstandsregelung ihre Weinfelder, hegen, pflegen und beschneiden ihre Reben, füllen Weine ab in Flaschen und etikettieren sie. Andererseits aber ist der lokale Absatz wegen der Schließung von Hotels, Restaurants und Bars weggebrochen.

Jetzt setzt man verstärkt auf den Lieferservice frei Haus. Antoni Bennàssar, Präsident der Winzervereinigungen D.O. Pla i Llevant und Vi de la terra: „Zu Beginn des Shutdowns haben die Bodegas quasi nichts mehr verkauft. Nun spielen sich ein paar Alternativen ein, und auch der Export funktioniert größtenteils weiter." Und Marga Amat, Geschäftsführerin der D.O. Binissalem, sagt: „Viele haben einen Lieferservice gestartet, um wenigstens etwas Geld zu verdienen, andere versuchen jetzt verstärkt auch mit ihrem Wein in Supermärkten reinzukommen. Aber dort steht - mit wenigen Ausnahmen - bislang vorzugsweise Festlandwein in den Regalen."

Die Wege zum Wein

Die sozialen Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Instagram quillen nahezu über von Infos, auf welchem Weg man sich Wein nach Hause liefern kann. Die meisten Bodegas haben sich der Initiative „Mallorca servicio a domicilio" angeschlossen, die alle Lieferservice-Angebote bündelt (Facebook: Mallorca Servicio a Domicilio). Einzelne Bodegas halten auch den Direktverkauf aufrecht wie beispielsweise Jaume de Puntiró, Sebastià Pastor oder Can Majoral. Doch besucht werden dürfen die Bodegas nur von Anwohnern der unmittelbaren Umgebung.

Die großen Weinvertriebe wie Isla Catavinos, Mercavinos, Redivins, 1898 Drinks Boutique, Licors Moyà, Vinàmica oder Bodega de la Rubia haben mittlerweile geschlossen und sich komplett dem inselweiten Lieferservice zugewandt. Auch dies ist ein Grund, warum einige Bodegas derzeit keinen oder nur begrenzt Lieferservice anbieten wie beispielsweise die Bodega Ribas. „Wir liefern in Einzelfällen an Stammkunden aus, aber wir sind ja bei einigen Vertriebsfirmen vertreten, sodass man unsere Weine auch darüber beziehen kann. Zumal diese Firmen aktuell sehr gute Angebote machen", so Araceli Servera Ribas.

Bei Bodegas Ribas habe man für den Direktverkauf keine Zeit, weil für die meisten Mitarbeiter eine Freistellung oder Kurzantrag beantragt worden ist. „Acht Mitarbeiter sind noch auf den Weinfeldern tätig, mein Bruder und ich machen alles, was aktuell in der Bodega anfällt: Abfüllen, etikettieren und auch Lieferungen für den Export zusammenstellen", so Ribas. Der Export laufe weiter. Etwa 30 Prozent gehen beispielsweise nach Deutschland oder in die Schweiz. „Die Kunden sind nicht so sehr Geschäfte oder Restaurants, sondern Weinvertriebe mit Online-Shop - und das wird ja vermehrt in Anspruch genommen."

Auf Mallorca selbst waren Ribas-Weine bislang nur in Fachgeschäften präsent, doch auch das wird sich vielleicht ändern. „Die Supermarktkette Eroski, die ja viele Insel-Produkte in ihrem Sortiment hat, würde gerne auch unsere Weine aufnehmen. Aktuell besprechen wir die Standorte, denn Supermarktkäufer schauen auf den Preis, und wir sind nun einmal ein wenig teurer. Aber es gibt Standorte, wo ein höheres Preisniveau von den Kunden eher akzeptiert wird."

Aus rosé mach rot

Während es dem Rotwein nichts ausmacht, ein weiteres Jahr lang zu reifen, betrifft der extrem reduzierte Verkauf - teilweise sind es 80 Prozent weniger - vor allem die Weiß- und Roséweine, denn diese schmecken am besten und frischesten im ersten Jahr. Zudem werden diese Weine vor allem von Urlaubern getrunken, speziell in den aktuell geschlossenen Restaurants. Marga Amat glaubt daher, „das es vielleicht auch Bodegas geben wird, die ihre Roséweine in kleinen Teilen unter den Rotwein mischen." Wenn es die gleiche Traubensorte sei, würde dies keinen großen Unterschied machen. Aber natürlich würden die Bodegas dies dann so kommunizieren und entsprechend etikettieren, ist sie überzeugt.

Kleinere Bodegas überlegten zudem, in diesem Jahr keine neuen Weine zu produzieren, sondern erst einmal den schon fertigen Wein zu vertreiben und die Trauben der nächsten Weinlese dann an große Weingüter zu verkaufen.

Wobei all dies nicht hilft, wenn die meisten Kunden generell keine mallorquinischen Weine kaufen und billigeren Festlandweinen den Vorzug geben. Dahingehend gibt es verstärkt Kampagnen in den sozialen Netzwerken, wo Kunden animiert werden, hiesige Weine zu trinken.

Bodegas mit Lieferservice auf Mallorca:

7103 Petit Celler, Ángel, Binigrau, Biniagual, Bordoy, Butxet, Ca Sa Padrina, Can Coleto, Can Majoral, Can Vidalet, Dalt Turó, Galmés i Ribot, Jaume de Puntiró, José L. Ferrer, Karretània, Mandia Vell, Mesquida Mora, Miquel Oliver, Mortitx, Oliver Moragues, Selva Vins, Son Juliana, Son Prim, Son Puig, Son Vich de Superna, Tianna Negre, Vi Rei, Vins Nadal