Mallorca Zeitung

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Dom Pérignon und Poolbett inklusive: So sind die Luxuspartys der High Society auf Mallorca

Mallorca macht sich neuerdings mit exklusiven Locations und Events einen Namen. Eine Party-Tour von Treehouse über Lio bis Nikki Beach

Viel Rot und viel Luxus: Bei der „Red Party“ im Nikki Beach wurde 13 Stunden am Stück gefeiert. | FOTO: INGO WOHLFEIL

An Palmas Hafen geht die Sonne unter. Mit einem satten Orange am Firmament verabschiedet sich der Tag. 23 Grad, sanfte Brise. Eigentlich optimale Voraussetzungen für Daniel Rudolfs Abendpläne. Der 40-jährige Wormser hat ein exklusives Event organisiert, aber schon vor Beginn des Abends weiß er, dass er draufzahlen muss. Er hat zu wenig Karten verkauft. Und das hat Gründe. Einer davon: Der Besuch seiner „Summer Night 2023“ in der stylishen Rooftop Bar Treehouse kostet 196 Euro. Inklusive sind Fingerfood, Softdrinks, Bier, Wein und ein Auftritt der La-Bouche-Sängerin Natascha Wright („Be my Lover“). Musik der 90er für eine Klientel, die in jenem Jahrzehnt sozialisiert wurde. Wahrscheinlich wohlsituierte Menschen in eleganten, leichten Abendroben oder gebügelten Hemden, viele aus dem Bekanntenkreis des Veranstalters.

Viel Flair zur „Summer Night“ im Treehouse. | F.: STARPRESS/KAY KIRCHWITZ

Rudolf arbeitet auf der Insel als „Luxus-Butler“, kümmert sich um die Wünsche seiner kaufkräftigen Klientel. „Es gibt nur wenige Events für vermögende Menschen auf Mallorca, ich wollte mal eine Alternative ausprobieren.“ Und so versammeln sich am Donnerstag (7.9.) knapp 160 Auserwählte auf der Dachterrasse und erleben tatsächlich zum Sound der 90er ein atmosphärisch einmaliges Event.

Luxus kennt man sonst eher von Ibiza

Luxus – ein Wort, das auf den Balearen hauptsächlich mit Ibiza in Verbindung gebracht wird. Jahrzehntelang schaute Mallorca neidisch auf die kleine Schwester. Während auf Mallorca ein harter Preis- und Konkurrenzkampf in den 90er-Jahren eine Abwärtsspirale in Gang setzte, die das Niveau auf ein fast beängstigendes Level herunterdrückte, nahmen die Discos auf Ibiza bereits damals bis zu 120 Mark Eintritt. Ibiza den Superreichen, die Masse nach Mallorca. Reichen-Enklaven gibt es zwar, aber die beschränken sich auf Orte wie Port d’Andratx oder Puerto Portals. Die großen Ausgehmeilen wie die Plaça Gomila in Palma, Magaluf oder der Ballermann sind zu dem Zeitpunkt und teilweise noch heute Plätze ohne einen Hauch von Klasse.

Mallorca macht sich schick

Erst Anfang der 2010er-Jahre setzte ein Umdenken ein. 2012 präsentierte das Rathaus Calvià einen Umgestaltungsplan für Magaluf. Der Gedanke dabei: Unser Dorf soll schöner werden. Und das passiert, als ab demselben Jahr die Edel-Party-Marke Nikki Beach ausgerechnet im Partymoloch der Engländer ihre Mallorca-Filiale eröffnet. Die Resonanz ist gigantisch. Seit elf Jahren existiert der Club der Party-Profis, der mit seiner Preispolitik das normale Mallorca weit hinter sich lässt.

Erst am Samstag (9.9.) wurde dort zum Saisonabschluss die „Red Party“ gefeiert. Die Karten kosteten bis zu 3.600 Euro. Inklusive Bett am Pool, vier Flaschen Dom Pérignon, 1.000 Euro Essensgutschein und einem Kissen, auf das der Name des Gastes gestickt ist. Die Plätze waren schon Monate vorher vergriffen. Hauptsächlich an Männer, wie die Namen auf den Kissen andeuten. Aber die Macher des Nikki Beach können Party, das weiß die anspruchsvolle Community. Geigerinnen, Trommler, Bands wechseln sich ab auf der Bühne am Strand von Magaluf, das jetzt Calvià Beach heißen soll. Neun Stunden Party von 13 bis 22 Uhr vergehen im Sauseschritt.

Jetzt auch in Palma: das Show-Restaurant Lio. | FOTO: BIEL GRIMALT/LIO

Berüchtigt war der Club einst für seine Champagner-Spritz-Partys, bei denen Dutzende Flaschen zur Dusche zweckentfremdet wurden. Doch das passiert an diesem Tag nur an einem Tisch, an dem ein halbes Dutzend Twens aus England auf die Pauke hauen will. Der Rest der Gäste hat für sie nur noch ein verächtliches Kopfschütteln übrig. „Verzogene, neureiche Kinder“ sagt ein Mallorquiner, der sein Vermögen mit Immobilien gemacht hat.

Noch sind die Reichen eher eine Zielgruppe der Freizeitbranche. Doch der Trend, eine Immobilie im siebenstelligen Euro-Bereich auf Mallorca zu erwerben, ist ungebrochen. Diese Wohlhabenden hat auch die Lio-Gruppe ins Visier genommen. Seit Juli gibt es einen Ableger des bekannten Show-Restaurants aus Ibiza in Palma. Mindestverzehr 250 Euro.

"Nur" 35 Euro Eintritt

Ein Marketing-Mitarbeiter des Lio ist unter den Gästen der „Red Party“. Er hat die Tasche voll mit Bändchen, die freien Eintritt in die neue Partyreihe des Lio bieten. „La Suite“ heißt die Veranstaltung, die um Mitternacht beginnt und zu der er locken will. Doch als es im Nikki Beach gegen 22 Uhr zu Ende geht, fahren die meisten Gäste nach Hause statt ins Lio. Sie sind zu erschöpft nach dem Partytrommelfeuer. Und während die Generation Dom Pérignon die Segel streicht, drängt gegen Mitternacht eher die jugendliche Mittelschicht in den Club am Paseo Marítimo. Für die Party verlangt das Lio „nur“ 35 Euro Eintritt. Dafür gibt es immerhin ein Freigetränk.

„Das mit den Preisen auf Mallorca ist so eine Sache“, sagt Luxus-Butler Rudolf. „Ich bin überzeugt, dass Events, die über 100 Euro kosten, hier nicht funktionieren.“ Zwar können Clubs wie Nikki oder Lio sehr gut von der Mini-Zielgruppe reicher Residenten leben. Aber darüber hinaus wird es schwierig. Das erlebt Rudolf am eigenen Leib. Am Ende des Abends im Treehouse steht er mit exakt 17.400 Euro in der Kreide. Nichtsdestotrotz will er 2024 wieder eine „Summernight“ organisieren, wie er sagt. Dafür müsse er aber dringend an seiner Kalkulation arbeiten …

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