Mallorca Zeitung

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Warum die Bezeichnung "Winterpfarrer" irreführend ist, die Tätigkeit auf Mallorca aber ein Traum

Die Deutschsprachige Evangelische Gemeinde bekommt derzeit Unterstützung von dem pensionierten Pfarrer Joachim Zirkler und seiner Frau Agathe

Freuen sich auf alle anstehenden Jahreszeiten auf Mallorca: Joachim Zirkler und seine Frau Agathe Zirkler. | FOTO: NELE BENDGENS

Dass der Name „Winterpfarrer“ seine neue Tätigkeit nicht wirklich beschreibt, hat Joachim Zirkler schnell gemerkt. Bei über 30 Grad kam der Dresdner am 14. September, einem Donnerstag, zusammen mit seiner Frau Agathe mit dem Auto auf der Insel an. „Wir haben uns dann am Sonntag bei 33 Grad in den Gottesdiensten in Cala Ratjada und Peguera vorgestellt und dabei ordentlich geschwitzt“, erinnert sich der 68-Jährige. Den Begriff „Winterpfarrer“ hätte das Ehepaar zum ersten Mal auf Mallorca gehört. Er beschreibt Pfarrer im Ruhestand, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) damit beauftragt, dem Team der evangelischen deutschsprachigen Gemeinde auf Mallorca zu helfen. Statt nur während der Wintermonate bleiben der Winterpfarrer und seine Frau aber jeweils ganze zehn Monate.

Traum, länger im Ausland zu leben

„Wir wollten schon immer eine längere Zeit im Ausland wohnen und sind beide seit drei Jahren in Rente. Wir sind dankbar, dass wir jetzt, wo wir noch bei bester Gesundheit sind, noch einmal so eine Möglichkeit bekommen“, freut sich Agathe Zirkler beim MZ-Besuch am Donnerstag (26.11.) in der Dienstwohnung des Ehepaares in Costa de la Calma, nur wenige Gehminuten von der deutschsprachigen Seniorenresidenz Es Castellot entfernt. Auf rund 90 Quadratmetern lässt es sich hier aushalten. Durch den Wintergarten fällt außergewöhnlich viel Licht, in der Wohnanlage gibt es einen Pool und direkt hinter den Häusern, auf die man blickt, liegt das Meer. „Bis vor Kurzem waren wir morgens noch beim chiringuito schwimmen“, beweisen die Zirklers Vertrautheit mit den spanischen Begrifflichkeiten.

Lieblingsort: Port de Sóller

Seit 1996 waren die gebürtigen Ostdeutschen immer wieder auf der Insel zu Gast. Sie kennen vor allem die Gegend rund um ihren bisherigen Lieblingsort Port de Sóller gut. Hier wohnt seit fünf Jahren auch eine der beiden Töchter mit ihrem spanischen Partner und dem Enkelsohn der Zirklers. Ein weiterer Grund, warum das Paar sich bei der EKD in Hannover beworben hatte. Die Zusage, dass es klappt mit dem Auslandsaufenthalt, kam dann Ende April.

Gottesdienste, Kaffeestunden in Es Castellot, Teilnahme an verschiedenen Angeboten der Gemeinde, etwa dem Kirchenklatsch oder dem Männerkochen, Trauungen, der Gottesdienst an Heiligabend auf Ibiza: Joachim Zirkler wird während seines Aufenthalts das Pfarrerehepaar Martje Mechels und Holmfried Braun tatkräftig unterstützen.

Zu Gast in den Gotteshäusern der Katholiken

Überrascht habe ihn zunächst die Tatsache, dass es auf der Insel keine evangelischen Kirchen gibt. Stattdessen ist man in den Gotteshäusern der Katholiken zu Gast. Weihwasserbecken, Tabernakel oder die Figur der Jungfrau Maria, das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. „Aber ich freue mich natürlich, dass das möglich ist“, sagt der „Winterpfarrer“. Auch, dass sich ein fester Kern der Kirchengemeinde nach den Gottesdiensten noch zum Kaffeetrinken oder Mittagessen trifft, kenne er so nicht. Neben vielen Residenten und Langzeit-Urlaubern kommen aber auch Zufallsbesucher“, wie Joachim Zirkler Urlauber nennt, die von den deutschsprachigen Gottesdiensten mitbekommen haben.

Wie etwa neulich: Als in Peguera bei einem Gottesdienst die Organistin ausfiel und Zirkler die Gemeinde bat, umso kräftiger zu singen, meldete sich einer der „Zufallsbesucher“ mit den Worten: „Ich kann das mit der Orgel übernehmen.“ Es war ein Pastor aus Bielefeld, der mit seiner Gemeindegruppe zu Besuch auf der Insel war. Einige Mitglieder der Reisegruppe erzählten Zirkler im Nachhinein, dass „vor ihrem Pfarrer kein Klavier sicher sei“.

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