Mallorca Zeitung

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Brasilien, Indien oder Südkorea: Warum immer mehr Mallorca-Urlauber von weit weg kommen

An der Insel haben schon viele Geschmack gefunden. Nun kommen verstärkt Wohlhabende aus Ländern Südamerikas aber auch dem Mittleren und Fernen Osten hinzu. Nicht zuletzt, um hier zu heiraten

Für Trauungen kommen viele Urlauber. Mallorca Hochzeiten

Der Lockruf von paradiesischen Stränden und Spitzengastronomie auf Mallorca erreicht inzwischen – von der Insel aus betrachtet – die entlegensten Gebiete der Welt: Die Urlauber auf Mallorca kommen von immer weiter her. Außer bei den US-Amerikanern, die dank der direkten Flugverbindung mit New York bereits zu Tausenden auf die Insel strömen, scheinen sich nun die Reize von Mallorca auch in Südamerika sowie dem Mittleren und Fernen Osten herumgesprochen zu haben. „Wir sehen in diesem Jahr deutlich mehr Urlauber aus den aufstrebenden Ländern, wie etwa Brasilien, Mexiko, den arabischen Ländern oder auch Indien“, sagt Javier Vich, der Vorsitzende der Hoteliervereinigung Palma.

Märkte mit Potenzial

Auf gut betuchte Urlauber gerade auch von anderen Kontinenten spezialisiert hat man sich bei der Vereinigung Essentially Mallorca. Sprecherin María Renart bestätigt eine höhere Nachfrage von Urlaubern aus den sogenannten BRICS-Ländern und vor allem südamerikanischen Nationen. „Wir haben mehr Interessenten aus Brasilien, aber auch aus Mexiko und Argentinien“, berichtet sie der MZ. Dass wohlhabende Mexikaner bei Mallorca offenbar gerade auf den Geschmack kommen, hat auch Javier Vich von der Hoteliervereinigung beobachtet. „Das ist der Markt, der zumindest meinem Gefühl nach derzeit am stärksten wächst.“

Essentially Mallorca wirbt seit Kurzem in Südamerika sowie im Nahen Osten explizit für Mallorca. Darüber hinaus sieht Renart im indischen Markt „ein sehr großes Potenzial“, wobei man dort noch gar nicht mit Werbekampagnen gestartet sei. Auch der Inselrat trommelt dort noch nicht. Deshalb spricht der neue Präsident der Reisebüro-Vereinigung auf den Inseln, Pedro Fiol, davon, dass vor allem die asiatischen Reisenden derzeit noch mehr oder weniger „zufällig“ den Weg auf die Insel fänden.

„Mediterrane Erlebnisse“

„Es sind komplett andere Urlaubertypen als aus den traditionellen Märkten wie etwa Deutschland oder Großbritannien“, berichtet Fiol. Die Reisenden aus den aufstrebenden Ländern hätten eine „deutlich idealisiertere Vorstellung“ von der Insel als die meisten Europäer, bei denen die Insel vor allem im Sommer nahezu täglich in den Medien präsent ist. „Sie kennen Mallorca nicht und sehen häufig in den sozialen Netzwerken idyllische Fotos von einsamen Stränden und herrlicher Landschaft“, hat Fiol beobachtet. So manifestiert sich der Wunsch, nach Mallorca zu reisen. Im Falle der zunehmend finanzkräftigeren Brasilianer spiele auch der potenzielle Wunsch nach einer Ferienimmobilie eine Rolle, wie der Honorarkonsul von Brasilien auf Mallorca, Ansgar Thüne, der MZ berichtet.

Was die zumeist sehr gut betuchten Urlauber aus den aufstrebenden Ländern auf Mallorca suchen, darüber herrscht in der Branche Einigkeit: Es gehe den Reisenden vor allem um „mediterrane Erlebnisse“, wie es Renart ausdrückt. „Sie wollen die hiesige Gastronomie kennenlernen, die Historie, die einheimischen Produkte.“

„Viele Brasilianer sind große KreuzfahrtFans“, bringt Ansgar Thüne einen weiteren Aspekt ins Spiel. Und dann ist da noch ein anderer Bereich, der viele nach Mallorca lockt: Hochzeiten. So gebe es in einigen Ländern, speziell in Australien und Südkorea, eine rege Nachfrage nach Trauungen auf Mallorca, berichtet María Renart.

Gut 100.000 Reisende

Genaue Zahlen zu den Übernachtungsgästen aus den fernen Ländern gibt es bisher nicht. Aber Pedro Fiol sagt beispielsweise: „Lassen Sie es gemeinsam mit den US-Amerikanern nur ein Prozent sein. Das wären bei der Menge an Urlaubern auf Mallorca auch schon einige Zehntausend.“ Genau genommen etwa 115.000, denn insgesamt kamen im Jahr 2022 rund 11,5 Millionen Urlauber nach Mallorca. Zupass kommt den Reisenden speziell aus Südamerika, dass sie auf Mallorca keinerlei – oder im Falle von Brasilien nur eine geringe – Sprachbarriere vorfinden. „Deshalb ist der chinesische Markt beispielsweise deutlich komplizierter zu erobern“, sagt María Renart von Essentially Mallorca.

Luxusunterkünfte

Vor allem auf die schicken Boutiquehotels im Zentrum der Stadt fahren diese Reisenden ab, sagt Vich. Aber auch stilvolle und luxuriöse Landhotels, agroturismos oder große Fincas im Landesinneren seien beliebte Unterkünfte. „Und mit der stetig steigenden Zahl an Fünf-Sterne-Hotels nimmt die Attraktivität der Insel für diese Zielgruppe weiter zu“, berichtet Vich. Der Ankunft von internationalen und gerade im Luxusbereich angesiedelten Hotelketten, wie etwa Four Seasons (im Fall des Hotels Formentor) oder Mandarin Oriental (im Falle des neuen Punta Negra) dürften laut Vich dabei helfen, die Destination etwa in den USA, Südamerika und Asien noch bekannter zu machen. „Die Reisenden gehen tendenziell lieber in eine Unterkunft einer Kette, die sie bereits kennen“, sagt er.

Einfachere Anreise

Zum Mallorca-Boom in der weiten Welt trägt natürlich auch bei, dass die Insel Jahr für Jahr besser erreichbar ist. Der Direktflug mit New York erschließt viele potenzielle Neuurlauber. Für Brasilianer ist es in dieser Saison ebenfalls deutlich einfacher geworden, auf die Insel zu kommen. Direktflüge aus dem südamerikanischen Land gibt es zwar nicht nach Palma, aber dafür eine neue Direktverbindung zwischen Son Sant Joan und Lissabon. Einzig die Nachhaltigkeit scheint auf der Strecke zu bleiben, angesichts immer weiterer Fluganreisen. Bedenken dahingehend wischt Pedro Fiol mit dem Argument beiseite, es handle sich schließlich um Qualitätstouristen – das, was man auf Mallorca wolle.

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