Mallorca Zeitung

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"Das Personal hat die Bundespolizei gerufen": Mallorca-Resident berichtet von Flugchaos mit Condor

Der Passagier wollte am Donnerstag (28.9.) von Düsseldorf nach Palma fliegen. Als einer von wenigen bekam er keinen Platz mehr im Ersatzflieger am selben Abend - und berichtet von dramatischen Szenen am Flughafen

Eine Condor-Maschine am Flughafen Frankfurt. Boris Roessler/dpa

Ein solches Erlebnis hatte der Vielflieger Achim Weiland (Name von der Redaktion geändert) nach eigener Aussage noch nie. Der Mallorca-Resident hat der MZ berichtet, dass er am Donnerstag (28.9.) mit dem Condor-Flug DE1778 um 15:10 Uhr von Düsseldorf nach Palma fliegen wollte. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Der Airbus A330 sei zwar pünktlich in Düsseldorf gelandet, jedoch stellte sich dann heraus, dass ein technischer Defekt vorlag. Nach einer Stunde Wartezeit sei den Reisenden mitgeteilt worden, dass ein Ersatzflugzeug, eine Boeing 757 um 19:40 Uhr eintreffen würde, jedoch nicht alle Passagiere mitfliegen könnten. "Gut funktioniert hat zu diesem Zeitpunkt noch, dass Condor einen 15-Euro-Gutschein zur Verfügung gestellt hat", sagt Weiland, obwohl er die Verpflegung angesichts einer Wartezeit von über sechs Stunden für unangemessen spärlich hält.

"Als das Ersatzflugzeug eintraf, brach regelrechtes Chaos aus"

"Ich habe der verantwortlichen Person von Condor mitgeteilt, dass ich auf Mallorca lebe und am Folgetag einen Arzttermin sowie einen wichtigen beruflichen Termin hätte", so der Fluggast. Dennoch habe seitens Condor niemand darüber informiert, wer nun im Ersatzflieger mitfliegen könne und nach welchen Kriterien dies entschieden würde. Im Anschluss habe es keine Kommunikation mehr gegeben, auch sei kein Personal der Fluggesellschaft mehr anzutreffen gewesen. "In der Zwischenzeit haben sich einige der Urlauber viele alkoholische Getränke genehmigt", berichtet Weiland.

"Als das Ersatzflugzeug dann eintraf, brach regelrechtes Chaos aus", sagt der Mallorca-Resident. Boardkarten hätten umgetauscht werden müssen; wer mitfliegen durfte und wer nicht, sei zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht mitgeteilt worden. "Es wurden dann immerhin per Aufruf - gegen 20 Uhr ! - Freiwillige gesucht, die für eine Zahlung von 250 Euro plus Übernachtung erst am Folgetag fliegen würden. Hätte dies früher stattgefunden, wären sicherlich einige Passagiere bereit gewesen, dieses 'Angebot' anzunehmen", so Weiland.

Rund 15 Passagiere blieben am Boden

Er selbst habe dann zu den Passagieren gezählt, die ein "Standby-Ticket" statt eines garantierten Platzes erhalten hätten. "Mir wurde jedoch versichert, dass ich ganz sicher fliegen werde", betont der Passagier, woran sich laut seinem Bericht die Mitarbeiterin von Condor später nicht mehr erinnerte. Mit rund 14 anderen Passagieren sei er dann am Boden geblieben. "Da war es schon nach 22 Uhr."

Eine Ausgleichszahlung der Fluggesellschaft, die laut Weiland unverzüglich in Form von Barzahlung, Scheck oder Überweisung hätte erfolgen müssen, sei mit der Begründung abgelehnt worden, dass sie kein Bargeld hätten. "Andere Passagiere und ich haben daraufhin um eine schriftliche Bestätigung gebeten, da wir das Vertrauen in Condor verloren hatten. Anstatt eine Bestätigung auszustellen, hat das Personal die Bundespolizei gerufen", berichtet der Fluggast.

Gespräch mit den Beamten der Bundespolizei

Als die vier Beamten und eine Beamtin eintrafen, sei ihm die Schuld zugewiesen worden, meint Weiland. "Nach einem Gespräch mit den Beamten haben diese meine Ausführungen sehr gut nachvollziehen können. Condor zur Ausstellung einer Bestätigung auffordern konnten sie jedoch nicht, da Condor das Hausrecht habe. Ein Beamter hat mir netterweise noch gesagt, dass es am Folgetag um 6:40 Uhr einen Flug mit Eurowings nach Palma gibt."

Im Anschluss seien alle übrig gebliebenen Passagiere in einem Hotel untergebracht worden, Essen und Getränke seien jedoch auch hier nicht angeboten worden. Um 6 Uhr morgens sollten laut Weiland dann alle Passagiere zu einem Schalter gehen, um Unterlagen abzuholen, danach sollte dann eine Taxifahrt von Düsseldorf nach Frankfurt stattfinden, um den Flug um 10:45 Uhr nach Palma zu ermöglichen.

Nacht im Hotel und Flug am nächsten Tag

Weiland beherzigte stattdessen den Tipp des Bundespolizisten und buchte einen Flug bei Eurowings mit Abflug um 06:40 Uhr für 380,99 Euro. Die mehrstündige Taxifahrt auf einer vielbefahrenen Autobahn "am letzten Schultag in NRW" und die knapp bemessende Zeit bis zum Boarding empfand er als Zumutung und wollte das Risiko, auch diesen Flieger zu verpassen, aus beruflichen Gründen nicht eingehen. "Daher habe ich den geplanten Ablauf von Condor nicht weiter verfolgen können und weiß auch nicht, ob es alle Passagiere nach Mallorca geschafft haben", sagt er.

Der Vielflieger, der nach eigenen Angaben mehr als 100 Flüge pro Jahr absolviert, kritisiert die "Kundenunfreundlichkeit und Unprofessionalität", die ihm in dieser Form noch nicht untergekommen sei. "Meiner Meinung nach ist es inakzeptabel, dass man Passagieren, die viele Stunden am Flughafen verbringen, kein Abendessen (bzw. Nachtessen) anbietet, geschweige denn weitere Getränke und Snacks während der Wartezeit im Terminal", sagt er. Auch sei die Kommunikation unzureichend gewesen, das Beantragen von Kompensationszahlungen erst drei Tage nach dem Abflugdatum möglich.

Das sagt Condor zu dem Vorfall

Die MZ hat die Fluggesellschaft um eine Stellungnahme zu den Vorfällen gebeten. Eine Sprecherin von Condor bestätigte, dass der Flug DE1778 von Düsseldorf nach Palma am Donnerstag nicht planmäßig starten konnte. "Grund hierfür war ein technisches Problem am Flugzeug, weshalb ein Fluggerätewechsel auf ein kleineres zur Verfügung stehendes Ersatzflugzeug, eine B757, vorgenommen werden musste. Eine Ersatzcrew für dieses Flugzeug wurde aktiviert und umgehend nach Düsseldorf gebracht, sodass Flug DE1778 noch am selben Abend gegen 22 Uhr Ortszeit nach Mallorca regulär starten konnte."

Aufgrund des kleineren Fluggeräts seien einige Gäste auf noch verfügbare Kapazitäten sowohl an Bord von anderen Airlines als auch an Bord von Condor-Flügen zum nächstmöglichen Zeitpunkt umgebucht worden. "Gäste mit einem Ersatzflug am nächsten Tag wurden in Hotels vor Ort untergebracht und am nächsten Morgen nach Frankfurt befördert. Dort wurde zu diesem Zweck ein größeres Fluggerät eingesetzt, um alle Gäste aus Düsseldorf und Frankfurt zu ihrem Zielort nach Palma zu bringen. Die Gäste wurden hierüber vor Ort informiert", so die Sprecherin.

"Deeskalierende Maßnahmen" durch Bundespolizei

Zum Polizeieinsatz am Flughafen teilte die Airline mit, dass das Condor-Personal am Boden und an Bord grundsätzlich für "sämtliche Situationen, in denen es zu ungebührlichem Verhalten von Gästen kommt", geschult sei und in diesen Fällen "deeskalierende Maßnahmen" ergreifen könne, was in den meisten Fällen durch Kontaktaufnahme und Gespräche zur Beruhigung der Situation führe. 

"In sehr seltenen Fällen wird bei Passagieren, die sich vermehrt und stark auffällig verhalten, die Bundespolizei informiert. So auch bei diesem Einzelfall, bei dem die Bundespolizei aufgrund eines auffällig gewordenen Gasts eingreifen musste, was erfolgreich zur Deeskalation führte, sodass der Boardingprozess regulär durchgeführt werden konnte." Eine Erklärung dazu, nach welchem System Plätze vergeben werden, wenn die Ersatzmaschine nicht für alle Fluggäste ausreicht, gab die Sprecherin nicht. Condor entschuldige sich bei den betroffenen Fluggästen für die entstandenen Unannehmlichkeiten.

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