Mallorca Zeitung

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Wohnmobilbesitzer klagen über Diskriminierung: „Uns kann nicht verboten werden zu parken“

Die Camper ärgern sich über fehlende Stellplätze, rigide Vorschriften und nicht gerechtfertigte Knöllchen. Der neue Vorsitzende ihres Verbands, Antonio Tomás, sucht nun den Dialog mit den Gemeinden

Kämpft für die Anliegen der Wohnmobilbesitzer: Antonio Tomás. Toni Ruiz

Urlaub im Wohnmobil ist auf Mallorca bislang ein Randphänomen, die Camper gehören nicht zur Zielgruppe der Insel, es gibt für sie kaum Angebote. Viele Wohnmobilbesitzer fühlen sich deswegen diskriminiert. Antonio Tomás ist der neue Vorsitzende der balerischen Kultur- und Freizeitvereinigung ABACES. Sie hat sich zu einer Art Sprachrohr der Camper auf den Inseln entwickelt.

Welche Art von Fahrzeugen sind in Ihrem Verband zusammengeschlossen?

Das ist ein zentraler Punkt – die Mitglieder unseres Verbands sind Eigentümer von Wohnmobilen, die autark genutzt werden können. Die Fahrzeuge verfügen über eingebaute Frisch- und Abwassertanks, die sogenannten Grau- und Schwarzwassertanks. Die große Mehrheit hat darüber hinaus Solarpaneele installiert. All das unterscheidet unsere Fahrzeuge von Wohnwagen, die ein Zugfahrzeug benötigen, oder auch von umgebauten Campingbussen. Es existiert ein weiterer Verband namens AMMICA, der Besitzer dieser Art von Fahrzeugen vertritt. Da gibt es Schnittstellen mit uns. Wir haben festgestellt, dass wir die gleichen Probleme der Diskriminierung durch die Gemeinden haben wie sie.

Welche Art von Diskriminierung?

Die Verkehrsbehörde hat Parken und Campen als unterschiedliche Aspekte in ihrer Verordnung klar definiert. Gemäß der Vorschrift ist klar, dass wir überall parken können, wo ein konventionelles Fahrzeug parken kann. Wir wissen auch, dass wir nicht campen dürfen, das heißt, keine Klapptische oder andere Möbel vor dem Fahrzeug aufstellen dürfen. Aber uns kann nicht verboten werden zu parken, wie es einige Gemeinden auf der Insel tun. Unsere Wohnmobile zahlen Kfz-Steuer, haben Zulassungen, bestehen die technischen Überprüfungen und müssen dieselben Rechte und Pflichten wie andere Fahrzeuge haben.

Wird Ihnen keine Alternative geboten?

Die meisten Gemeinden haben uns gar nicht auf dem Schirm. Es gibt nur einen einzigen zugelassenen Ort auf ganz Mallorca, um Wasser nachzufüllen und das Abwasser der Wohnmobile zu entleeren – im Gewerbegebiet von Son Castelló im Stadtgebiet Palma. Aber immerhin: Einige Gemeinden beginnen inzwischen, Stellplätze anzubieten. Wie im Fall von Muro. Die dortige Gemeindeverwaltung hat angekündigt, dass einerseits das Campen in der Nähe der Strände verboten wird, andererseits soll aber ein Platz für Wohnmobile neben dem ehemaligen Berufskolleg entstehen. Wir wissen auch von Plänen weiterer Gemeinden. Sineu zum Beispiel hat bereits mit dem Anlegen einer Stellfläche in der Nähe der dortigen Sporthalle begonnen.

Sind diese geplanten Stellplätze denn eine akzeptable Lösung? Vermutlich möchten Sie lieber direkt am Strand parken.

Die Plätze sind ein wichtiger Schritt, um Mallorca für diese Art von Besuchern attraktiv zu machen. Denn im Gegensatz zum spanischen Festland gibt es hier keine reizvollen Alternativen. Wir fordern nicht, überall zu parken. Weder vor Villen an der Meerespromenade noch vor überfüllten Stränden oder in Gebieten, in denen unsere Anwesenheit negative Auswirkungen hätte. Aber wir möchten wie jedes andere Fahrzeug nahe der Strände parken können, und zwar ohne diskriminiert zu werden. Wir setzen uns dafür ein, dass Orte mit der nötigen Infrastruktur geschaffen werden, deren Nutzung im Übrigen nicht kostenlos sein muss. Wir brauchen aber ausgewiesene Stellflächen mit festgelegter Aufenthaltsdauer – so, wie es in Europa üblich ist. Hier auf Mallorca haben wir nur eine Anlaufstelle – den Stellplatz hinter der Cala Agulla. Aber das Gelände steht unter Naturschutz, und es gibt dort keinerlei Infrastruktur. Trotzdem werden dort 15 Euro Parkgebühr pro Tag verlangt. Ferner prangern wir an, dass es auf Mallorca keinen einzigen richtigen Campingplatz gibt – anders als auf Menorca oder Ibiza.

Warum ist das so? Gibt es kein Interesse daran, Campingplätze zu schaffen?

Es gibt private Unternehmen, die Campingplätze errichten möchten, aber sie stoßen auf viele Hindernisse. Normalerweise besteht das Problem darin, dass das Vorhaben, das sie gern umsetzen würden, als Projekt von öffentlichem Interesse eingestuft werden müsste. Gemeinden, die das in Betracht ziehen, halten es für sehr schwierig, die nötigen Genehmigungen dafür vom Inselrat zu erhalten.

Und was ist mit den Menschen, die in Wohnwagen leben?

Wir haben teilweise gemeinsame Anliegen. Aber in diesen Fällen ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum das Hauptproblem. Auch das sollten die Politiker lösen. Leider betrifft das viele Regionen Spaniens.

Sind keine Lösungen in Sicht?

Die Gemeinde Santa Margalida hat Verbote und Geldstrafen für das Parken von Wohnmobilen an Orten wie Son Serra de Marina verhängt und diese damit begründet, die Fahrzeuge überschritten bestimmte Größenbeschränkungen. Da müssten die Gemeinden dann aber konsequent sein und auch Lastwagen, Reisebussen und Lieferwagen das Parken untersagen. Zum Glück sind nicht alle Gemeinden so stur. Alcúdia, Santanyí, Artà, Algaida oder Montuïri sind kooperativ. Sie stellen uns Flächen und Parkplätze für unsere regelmäßigen Treffen zur Verfügung. Wir haben auch Gespräche mit den Verantwortlichen anderer Gemeinden vereinbart, die unsere Anliegen verstehen. Wir Wohnmobilbesitzer haben ein echtes Problem auf Mallorca. Warum wird an keiner Lösung gearbeitet?

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