Dirndl statt Uniform - dass der 84. Delegiertentag der deutschen Polizeichöre in Peguera im Südwesten von Mallorca am Freitag (22.2.) mit einem Konzert des Steirischen Jägerchors eröffnet wurde, hatte rein diplomatische Gründe. „Egal, welchen der acht nach ­Mallorca gereisten Polizeichöre wir für das Eröffnungskonzert ausgesucht hätten - alle anderen wären beleidigt gewesen", erklärt Rolf Holz. Der Polizeihauptkommissar aus Duisburg trägt den gewichtigen Titel „Bundesvorsitzender des Sängerbunds Deutsche Polizei e.V." und repräsentiert als solcher insgesamt 75 Polizeichöre im gesamten Bundesgebiet.

Und wie ein ordentlicher deutscher Verein das nun einmal macht, treffen sich auch die Mitglieder des Sängerbunds einmal jährlich zu einer Hauptversammlung. In diesem Jahr der Abwechslung halber auf Mallorca. Damit sich der Aufwand auch lohnte, findet gleichzeitig das jährliche Chortreffen statt. Die Teilnehmer verbinden so obligatorische Vereinsformalitäten mit Konzerten und ein paar Tagen Urlaub.

In der Mehrzweckhalle von Peguera erinnert die Stimmung unter den 168 Delegierten an diesem Freitagmorgen ein wenig an die eines Klassentreffens oder die eines Landschulheimes - trotz des eher fortgeschrittenen Alters der Teilnehmer. Es werden Schultern geklopft und Küsschen aus­getauscht.

„Die Delegiertentreffen sind eine Art Kontaktbörse der Chöre", sagt Holz, „hier werden gemeinsame Konzerte und Reisen geplant." Nebenbei tauschen sich die Sänger auch über die Probleme ihrer Chöre aus - und die sind bei der Polizei die gleichen wie in allen Vereinen: Überalterung und fehlender Nachwuchs.

Wobei die Problematik nicht alle gleich hart trifft, wie Bundesorganisationsleiter Wolfgang Hess (70) erklärt: „Große Chöre wie der Münchner haben keine Probleme, andere hingegen sind am Existenzminimum." Nur die Frauenchöre, die seien im Aufwind, erklären Holz und Hess übereinstimmend - und machen vor ihrem „Neid" auf die Damen keinen Hehl. „Frauen bleiben beständiger bei der Sache, Männer verschwinden oft wieder", sagt Holz.

„Da sind die Männerchöre teilweise auch selbst schuld", analysiert Heike Gehrmann. Die 49-Jährige ist zweite Vorsitzende des ­Polizei-Frauenchors Köln. „Viele sind ja Traditionschöre und zum Teil schon hundert Jahre alt. Aber ´Am Brunnen vor dem Tore´ will eben niemand mehr hören oder gar singen." Ihre Damen hingegen seien offen für Neues, und ein innovatives Repertoire helfe bei der Anwerbung neuer Mitglieder. Gehrmanns Verein ist mit einem Durchschnittsalter von 54,1 Jahren der „jüngste" aller im Sängerbund vertretenen Frauenchöre.

Der Anteil der Polizistinnen liegt im Kölner Chor allerdings bei gerade einmal zehn Prozent - auch das ein Problem, das alle Sänger­kreise gleichermaßen betrifft. „Manche haben keinen einzigen aktiven Beamten mehr", so Holz. Die Erklärung liefert der 54-Jährige, der seit 25 Jahren im Chor der Polizei Duisburg singt, gleich mit: „Fast alle Reviere fahren auf ­Mindeststärke, da machen Dienstzeiten und Arbeitsbelastung den meisten eine regelmäßige Probenteilnahme schlicht unmöglich."

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