Mallorca rückt auch im Fernsehen gastronomisch in den Vordergrund: Die erste Ausgabe der Kochshow „Top Chef Germany" feiert ihr Finale (12.6., ab 20.15 Uhr, Sat.1) in Sóller. Zwölf Spitzenköche aus Deutschland haben sich in bisher fünf Sendungen den Urteilen der Jury, bestehend aus dem Koch Eckart Witzigmann, dem Koch Peter Maria Schnurr und der Gastro-Kritikerin Alexandra Kilian, gestellt. Dabei galt es jeweils, eine Aufgabe der Jury im Studio Babelsberg in Berlin zu meistern, eine Außenchallenge zu bestehen und eine Herausforderung vom Juryleiter Eckart Witzigmann anzunehmen. Der Gewinner erhält 50.000 Euro und ein Porträt im Foodmagazin „Der Feinschmecker" - für das die in London lebende Journalistin Alexandra Kilian unter anderem Restaurant-Kritiken schreibt. Mit ihr sprach die MZ am Telefon.

Wie kam es zu der Idee, die Final-Show auf Mallorca stattfinden zu lassen?

Herr Witzigmann hat eine sehr persönliche Beziehung zu Mallorca, wie ich auch. Ich komme seit meiner Kindheit hierher, 2016 habe ich hier auf Son Marroig geheiratet. Herr Witzigmann hat sehr lange Zeit Restaurants und Hotels beraten, er hat auf Mallorca gelebt - tatsächlich auch in Sóller. Er hat vom Strand aus, wo wie gedreht haben, rüber zu seiner alten Wohnung schauen können.

Was wird es beim Finale für die Zuschauer zu sehen geben?

Wir waren vier Tage ausschließlich in Sóller, haben dort zum Beispiel auf dem Markt gedreht. Am Strand findet das Vorfinale statt, von den vier Finalisten bleiben zwei übrig, die dann im Restaurant Neni vom Bikini-Hotel kochen werden. Die Restaurant-Besitzerin Haya Molcho nimmt als Gastjurorin teil. Dazu kommen noch 40 geladene Gäste, die ebenfalls probieren dürfen und als Gruppe eine weitere Stimme zum Urteil beisteuern.

Was für Challenges müssen die Kandidaten auf Mallorca bestehen?

Das kann ich nicht verraten. Nur so viel: Wer die Küche von Haya Molcho kennt, hat vielleicht eine Vorstellung davon, um was für eine Art von Gerichten es sich handeln könnte. Und es wird ein Wiedersehen mit allen Kandidaten geben, da sich die beiden Finalisten aus den zehn ausgeschiedenen ein Team zusammenstellen dürfen.

„Top Chef" lebt von den Challenges, jemand gewinnt oder verliert, Kochshows werden extremer. Ist das nicht alles zu viel Show?

Wenn ich eine Anfrage von einer anderen Kochsendung bekommen hätte, hätte ich nicht so einfach zugesagt, denn meist ist mir das dort tatsächlich zu viel Show. Bei „Top Chef" habe ich sofort Ja gesagt, aus zwei Gründen. Weil dieses Format so anders ist, ausschließlich Profi-Köche gegeneinander antreten und es hauptsächlich um die Spitzenküche geht und wie dort gearbeitet wird.

Profiköche gehen anders miteinander um als Fernsehköche?

Sie kochen in einem ganz anderen Tempo, es ist spannend zu sehen, wie sie miteinander agieren. Und Köche bieten von ganz alleine ein gewisses Entertainment, das natürlich für jedes Format auch ein Stück weit gebraucht wird. Was aber hinter dieser Sendung steht, ist, Nachwuchs zu generieren. Hier hat die Spitzenküche ein riesiges Problem und die üblichen Kochsendungen helfen dabei leider nicht, weil sie ein verzerrtes Bild von einem Koch schaffen. Das finde ich bei „Top Chef Germany" so spannend. Ich hoffe, es interessieren sich noch viel mehr junge Leute nach der Show für diesen so wertvollen Beruf - es wäre doch zu schade, wenn unser Kulturgut Essen nicht entsprechend gefördert und weiter vorangebracht werden könnte.

Und der zweite Grund, bei der Sendung mitzumachen?

War für mich Eckart Witzigmann. Er ist für mich der Koch der Köche, die lebende Legende. Wenn man sich mit Genuss befasst, kommt man an Herrn Witzigmann nicht vorbei.

Wie lief die Zusammenarbeit in der Jury?

Wir haben viel diskutiert, manchmal auch heftig, aber immer mit Respekt voreinander. Über Geschmack lässt sich bekanntlich ja auch streiten, oder, wie hier herrlich kontrovers und äußerst fruchtbar diskutieren.

Wie stehen Sie zur mallorquinischen Küche, die ja auch gerne mit Innereien aufwartet?

Da bin ich voll dabei. Ich esse alles, probiere alles - und ich stehe total auf Innereien. Da habe ich auch als Kind nie Manschetten gehabt. Und ich finde, es gehört sich auch, wenn man in einem anderen Land oder in diesem Fall auf einer Insel ist, dass man die lokalen Spezialitäten probiert. Nur so lernt man die Menschen, ihre Kultur auch kennen.

Haben Sie auf der Insel ein Lieblingsrestaurant, welches Sie immer besuchen?

Ich habe einen Lieblingskoch, der heißt Andreas Aberg, er kommt aus Schweden und lebt in der Nähe von Palma. Das ist ein Guerilla-Koch, er hat also kein eigenes Restaurant, sondern so etwas wie ein Catering-Unternehmen, und manchmal hat man Glück und wird zu ihm nach Hause eingeladen. Er kocht unfassbar gut und weiß, Top-Produkte entsprechend zu zelebrieren. Schade, dass ich es momentan nur ein-, zweimal im Jahr auf die Insel schaffe, das müssen wir ändern!